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Berlin hat ein neues Festival - in Sachsen.

© IMAGO/Pond5/GoranJakus/Bearbeirung: Tagesspiegel

Musikalische Landflucht : Neues Berliner Festival in Sachsen

Berlin goes Sachsen: Verschiedene Akteur:innen der elektronischen Musikszene haben sich zusammengetan und ein neues Festival auf die Beine gestellt. 

Berlin, das sind Spätis, überfüllte Wohnungsbesichtigungen – und Techno. Davon gibt es in der Hauptstadt nun wirklich ein großzügiges Angebot. In diesem Sommer wird das Portfolio nochmals erweitert: Connaisseure der elektronischen Tanzmusik dürfen auf ein neues Event gespannt sein.

Mehrere Akteur:innen der Berliner Technoszene haben sich zusammengetan und ein Festival kuratiert. „Good2U“, heißt es und wird vom 18. bis 21. August bei Görlitz stattfinden. Richtig gelesen: Görlitz, Sachsen. Ein altes DDR-Kühlhaus wird hier im August zum Techno-Tempel. 

Ein Berliner Festival in Sachsen? Für das Grundstück, das vom Verein „Kühlhaus e.V.“ verwaltet und normalerweise für Workshops, Konzerte oder als Kulturstätte genutzt wird, haben sich die Macher:innen bewusst entschieden. „Wir haben nach einer Location gesucht, die keine Wiese oder ein Acker ist. Wir wollten ein Gebäude mit einem speziellen Charakter“, erzählt Tom Haefele, Booker des Kreuzberger Clubs „Paloma“. Gemeinsam mit der DJ Yamour, langjährige Mitarbeiterin des berühmten Plattenladens „Hardwax“, Paul-Lincke-Ufer 44A, kuratiert er das Line-up des Festivals.

Für Partys in großen, leerstehenden Gebäuden, war Berlin eigentlich einst selbst berühmt und berüchtigt. Man denke nur an die zahlreichen besetzten Häuser, die nach der Wende kurzerhand in lebendige Kulturräume umfunktioniert wurden. Rund 24 Jahre später ist von der anarchistischen Spielwiese Berlins nicht mehr ganz so viel übrig, immer mehr Clubs weichen Büroräumen und Autobahnplänen – die Gentrifizierung lässt grüßen.

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Muss man nun also schon nach Sachsen flüchten, um noch angemessen feiern zu können? Die Macher:innen des Festivals bestätigen zumindest, dass sie für ihre Location lange gesucht haben, auch in Berlin und Brandenburg. Dort wurden sie aber nicht fündig und erweiterten ihren Radius. Inwiefern nun Veranstaltende regelmäßig das Weite suchen, bleibt zu beobachten.

Für das Good 2 U“ geht es nun aber nach Görlitz. Techno, House, Disco, UKG, die ganze Bandbreite elektronischer Musik soll es hier zu hören geben. Programmtechnisch wollen Tom und Yamour ihr Event vielfältig aufstellen: „Die meisten Festivals schöpfen aus einem relativ kleinen Pool von Künstler:innen, meist sind überall die gleichen Headliner“, erklärt Tom. „Wir haben uns dazu entschieden, auch unbekanntere, aber trotzdem sehr gute Talente zu fördern.“

Dabei bleibt es lokal: Bis auf drei Ausnahmen kommen alle DJs aus Berlin oder Sachsen. Mit einer Quote haben die beiden dafür nicht gearbeitet, „trotzdem bildet das Programm unsere Gesellschaft ganz gut ab“, so Tom. 48 Prozent FLINTA-Personen (Frauen, Lesben, Intersexuelle, trans und agender) spielen auf der Veranstaltung, zudem viele queere Menschen. 

Wer nicht zelten will, muss nicht

Eine weitere Besonderheit des Konzepts liegt im Komfort: Allen Besucher:innen stehen Sanitäranlagen zur Verfügung. Ein jeder, der schon einmal an Tag drei eines Festivals ein Dixieklo besucht hat, wird dieses Feature zu schätzen wissen. Außerdem gibt es Schlafräume und größere Familienzelte mit Betten – zumindest für die Gutbetuchten.

Mit 800 Besucher:innen bleibt das Festival verhältnismäßig klein. „Ich stelle mir vor, dass man am Ende des Festivals ganz vielen Leuten schonmal in die Augen geschaut hat“, sinniert Tom. Für „Awareness“, sicheres Feiern, soll dennoch gesorgt sein: Zuständig dafür ist Dominik Dijaleu, der mit dem Podcast „BBQ - der BlackBrownQueere Podcast“ queere und nicht-weiße Perspektiven stärken will. Dominiks Team wird dafür sorgen, dass sich alle „sicher und frei fühlen“ können, wie es auf der Website heißt.

Getanzt wird tagsüber draußen, nachts geht es dann rein: In dem alten Kühlhaus gibt es einen Techno- und einen kleineren Housefloor. Klingt insgesamt gut, Tickets gibt es auch noch. Vielleicht ja wirklich ein Grund, das Berghain mal ein Wochenende hinter sich zu lassen und den weiten Weg nach Sachsen auf sich zu nehmen.

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