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Neue Konkurrenz für Uber in Berlin.

© Scott Olson/Getty Images/AFP

Mobilität in Berlin: Free Now greift Uber an

Die gemeinsame Mobilitätstochter von Daimler und BMW bietet jetzt Chauffeur-Fahrten in der Hauptstadt an.

Neue Konkurrenz für Uber in Berlin: Free Now startet am Mittwoch mit seinem erstmals im Juli vorgestellten Angebot „Ride“ in der Hauptstadt. Das im Zuge der Fusion der Mobilitätsdienste von Daimler und BMW umbenannte Unternehmen (früher: Mytaxi) vermittelt nun Mietwagen im Innenstadtbereich über seine Plattform. Gebucht werden können die Fahrzeuge samt Fahrer über die gleichnamige App.

„Mit dem neuen Angebot stellen wir uns dem internationalen Wettbewerb auf dem Fahrdienstmarkt“, sagt Alexander Mönch dem Tagesspiegel, Deutschlandchef von Free Now. Man registriere, dass die Kunden von den Taxivermittlungs- zu den Mietwagenplattformen überliefen, ergänzt er. Diesem Trend wolle man etwas entgegensetzen.

Zum Start sind nach Unternehmensangaben 700 Fahrer in Berlin auf der Plattform registriert. Später sollen es deutlich mehr werden. Ziel sei es, dass Reisende nicht länger als zehn Minuten auf einen Wagen warten müssen. Auch die Berliner Randgebiete sollen mittelfristig angefahren werden. Wann es soweit sein wird, sagte Mönch nicht.

Ride soll deutlich günstiger sein als eine reguläre Taxifahrt. Zum Markteintritt in Berlin buhlt Free Now wie früher Mytaxi mit Rabattaktionen um neue Kunden. Eine Fahrt kostet fünf Euro – unabhängig davon, wie lang die innerhalb des Bediengebiets zurückgelegte Strecke ist. Später soll der Preis zwischen dem des Free-Now-Match-Angebots und dem eines normalen Taxis liegen.

Bei Match teilen sich zwei Fahrgäste mit dem gleichen Weg ein Taxi, der Preis pro Fahrgast reduziert sich dadurch um bis zu 50 Prozent. Dieses sogenannte Ridesharing-Modell erinnert an das Angebot von Berlkönig und Clevershuttle. Die Berliner Verkehrsbetriebe und das mehrheitlich zur Deutschen Bahn gehörende Start-up bietet einen Fahrdienst mit Kleinbussen und elektrischen Pkw. Ein Algorithmus führt Menschen zusammen, deren Ziel mehr oder weniger auf der gleichen Route liegt.

Bis Jahresende sollen vier weitere Großstädte folgen

Berlin ist nach Hamburg die zweite Stadt, in der Free Now das Angebot anbietet. Bis Jahresende sollen vier weitere Großstädte folgen – eine davon ist Frankfurt am Main. Rund 3000 Chauffeure sollen bis dahin deutschlandweit für Ride fahren – sowohl Taxifahrer mit Mietwagenlizenz als auch private Chauffeurdienste.

Free Now Deutschland-Manager Mönch setzt große Hoffnungen auf das neue Produkt: „Wir erwarten, dass die Umsätze steil nach oben gehen und die Ride-Fahrten eine perfekte Ergänzung zu den herkömmlichen Taxifahrten sind, da sie neue Kunden auf die Plattform holen.“ Die Ride-Premiere in Hamburg vor drei Wochen wertet Deutschland-Chef Mönch als Erfolg. Der Start sei „gut gelaufen“. Die Nachfrage steige pro Woche um 50 Prozent, vor allem unter „preissensitiven“ Kunden.

„Free Now ist nur ein Uber-Imitat, das zu mehr Staus führen wird“

Innerhalb des Taxigewerbes stößt Free Now, das bisher darum bemüht war, sich als Vertreter der etablierten Taxibranche zu positionieren, auf Kritik. „BMW und Daimler versuchen panisch, Uber hinterherzulaufen“, sagte Michael Müller, Präsident des Deutschen Taxi- und Mietwagenverbands BZP, bereits im Juli.

Nur das Taxi garantiere die Mobilität für alle durch feste Tarife, die von den Kommunen festgelegt werden. „Free Now ist offenbar nur ein Uber-Imitat, das zu mehr Verkehr und weiteren Staus in den Innenstädten führen wird.“

Tatsächlich unterscheiden sich die Dienste der beiden Wettbewerber kaum voneinander. Beide vermitteln in Großstädten Taxi und Mietwagen per App. „Das Geschäftsmodell vieler digitaler Fahrdienste ist nahezu identisch“, gibt auch Free-Now-Deutschland-Chef Mönch zu. Mit dem neuen Produkt verfolge man vor allem einen strategischen Gedanken, sagt er.

Free-Now-Chef glaubt an Verschmelzung von Taxi- und Mietwagengewerbe

Solange das hiesige Personenbeförderungsgesetz zwischen Taxis und Mietwagen unterscheide, wolle man den Markt nicht der Konkurrenz aus dem Silicon Valley überlassen, sondern mit einem eigenen Angebot präsent sein, erklärt Mönch. Auch wenn das bedeute, sich selbst Konkurrenz zu machen.

„Langfristig sollen Taxi- und Mietwagengewerbe zu einem neuen Verkehrstyp miteinander verschmelzen, der das Beste aus beiden Welten ineinander vereint und mit preislichen Ober- und Untergrenzen arbeitet, in deren Rahmen sich die Anbieter bewegen können.“

Tatsächlich gelten für Mietwagen und Taxis unterschiedliche rechtliche Grundlagen. Im Vergleich zum Taxigewerbe können Uber und Free Now die gesetzlich vorgeschriebene Preisbindung umgehen und selbst festlegen, wie viel der Kunde für eine Fahrt zahlen muss. Auf der anderen Seite sind Mietwagen-Chauffeure angehalten, nach jeder Fahrt an ihren Betriebssitz zurückzukehren, falls sie keinen direkten Folgeauftrag haben.

Diese gesetzlichen Vorgaben will Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) mit Blick auf die digitalen Mobilitätsdienste modernisieren. Dafür hat er eine Findungskommission eingerichtet, in der unter anderem Mitglieder des Verkehrsausschusses über die Reform beraten. Das nächste Treffen ist für Mitte September angesetzt.

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