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Berlin: Mexiko-Tournee im April - Amateur-Ensemble probt im Willy-Brandt-Saal

Die Urlaubsplanung von über 60 Ärzten, Richtern, Rechtsanwälten, Ingenieuren und anderen Akademikern so abzustimmen, dass sie zusammen für zwei Wochen auf Reisen gehen können, ist ein kleines Kunststück. "Eine träge Masse", nennt Sigrid Schalge-Oberthür, Geigerin und Mitglied des Vorstandes des Sinfonie Orchesters Schöneberg, ein so großes Ensemble.

Die Urlaubsplanung von über 60 Ärzten, Richtern, Rechtsanwälten, Ingenieuren und anderen Akademikern so abzustimmen, dass sie zusammen für zwei Wochen auf Reisen gehen können, ist ein kleines Kunststück. "Eine träge Masse", nennt Sigrid Schalge-Oberthür, Geigerin und Mitglied des Vorstandes des Sinfonie Orchesters Schöneberg, ein so großes Ensemble. Wochenlang hat es gedauert - nun ist es geschafft. Die Amateur-Musiker gehen Ende April auf Tournee nach Mexiko. In wenigen Wochen werden 62 Mitglieder im Teatro Juarez, einem barocken Kolonialbau in Guanajuato im Nordwesten, am VW-Produktionsstandort Puebla und in Mexiko-City Weber, Schumann und Bruckner spielen.

Unterwegs ist das Orchester, um die Städtepartnerschaft zwischen Berlin und Mexiko-City mit Leben zu erfüllen. Geld gibt es nach einigem Hin und Her von der Senatskanzlei, vom Deutschen Musikrat und von Volkswagen. Etwa die Hälfte der Reise zahlen die Musiker selbst.

Seit 1993 gibt es die Schöneberger Sinfoniker. Bis auf den Dirigenten, den Berliner Philharmoniker Hermann Bäumer, besteht es aus Laien. Die Apothekerin Sigrid Schalge-Oberthür beispielsweise geigt seit ihrem zehnten Lebensjahr. Sie war im Jugendorchester und im Uni-Orchester Collegium Musicum. Für ambitionierte Amateure sei es danach "schwer etwas zu finden", sagt sie. Außer dem Ärzte-, dem Akademischen- und dem Orchester der Musikfreunde gebe es kaum Möglichkeiten. Weil es ihr und befreundeten Musikern, die sich im Collegium Musicum kennen gelernt hatten, "schlecht möglich war, mit 30 Leuten in ein bestehendes Orchester einzufallen", gründeten sie ihr eigenes.

Seine Proben hält das Sinfonie Orchester im Willy-Brandt-Saal des Schöneberger Rathauses ab. Kurz nachdem die Abgeordenten ins Rote Rathaus gzogen waren, wurde ihm der frühere Plenarsaal überlassen. Anfangs standen noch die Bänke und das Rednerpult der Parlamentarier im Saal. "Man konnte sich noch gut vorstellen, wie Reuter dort seine Reden gehalten hat", sagt Sigrid Schalge-Oberthür. Mindestens sechs Konzerte werden pro Saison gegeben. Klassiker wie Mendelssohn-Bartholdys "schottische", Brahms 3. und Bruckners 4. Symphonie gehören zum Repertoire, aber auch selten Gespieltes wie die "Kalevala-Suite" von Uuno Klami oder das Marimbaphonkonzert von Darius Milhaud. Und dafür, dass sie den Probensaal kostenlos nutzen dürfen, bedankt sich das Ensemble regelmäßig mit Gratiskonzerten.Vor der Mexiko-Reise ist das Orchester am Sonntag, dem 19. März, ab 20 Uhr noch einmal im Kammermusiksaal zu hören. Gespielt wird u.a. Webers "Freischütz" und Schumanns "Violoncellokonzert a-Moll op. 129". Karten kosten zwischen 10 und 25 Mark. Vorbestellung unter Tel.: 62706264

tob

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