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Alle liebe Tegel.

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Update

Neue Debatte um Hauptstadtflughafen BER: Mehdorn will Offenhaltung Tegels aus Kapazitätsgründen prüfen

Tegel ist beliebt. Deshalb will der neue Chef der Berliner Flughäfen, Hartmut Mehdorn, die Offenhaltung Tegels nach der Eröffnung des neuen Airports BER prüfen. Auch die FDP ist dafür.

Zu einem Lobgesang auf Tegel wurde am Sonnabendmorgen der Erstflug der Air Berlin nach Chicago. Hartmut Mehdorn, neuer Chef der Berliner Flughäfen, bekräftige am Rande der Veranstaltung seine Forderung, die Offenhaltung Tegels nach der Eröffnung des neuen Airports Berlin Brandenburg International, aus Kapazitätsgründen zumindest zu prüfen. „Das hat Pro und Contra, man muss es sich anschauen“, sagte Mehdorn dem Tagesspiegel. Die Beschlüsse, den BER zu bauen und Tegel spätestens ein halbes Jahr nach dessen Eröffnung zu schließen, seien zu einer Zeit gefallen, als andere Voraussetzungen herrschten. So würden heute andere Sicherheitsanforderungen an Flughäfen gestellt. „Man muss darüber reden“, betonte Mehdorn. „Ich gehe geradeaus und sage was ich denke“.

Wie berichtet, wird der neue Flughafen, dessen Eröffnungstermin noch immer nicht feststeht, bei seiner Inbetriebnahme bereits die Kapazitätsgrenze seiner ersten Ausbaustufe erreicht haben. Bisher muss Tegel das Gros des Berliner Luftverkehrs verkraften, wobei der Airport tagtäglich seine Leistungsfähigkeit unter Beweis stellt. Ungeachtet seiner Zukunft muss Tegel jetzt noch einmal ertüchtigt werden. „Hier ist im Hinblick auf den neuen Flughafen fünf Jahre lang nichts mehr gemacht worden“, sagte Mehdorn. Jetzt gelte es insbesondere, die sanitären Anlagen und die Gepäckförderbänder zu sanieren. Aber auch im Vorfeldbereich müsse etwas getan werden.

„Trotz aller Einschränkungen die wir hier infrastrukturmäßig haben werden wir das Flugnetz weiter ausbauen“ sagte Wolfgang Prock-Schauer, Nachfolger von Hartmut Mehdorn an der Spitze von Air Berlin. Er hatte eine Stunde zuvor bereits eine neue Strecke nach Warschau eröffnet. Erst vor wenigen Wochen waren neue Routen nach Bukarest, Madrid und Sofia aufgenommen worden. Auf der Chicago-Verbindung werden im ersten Jahr rund 100 000 Passagiere erwartet, die aufgrund der Partnerschaft mit American Airlines Anschlüsse zu 40 amerikanischen und 20 europäischen Städten haben.

Damit werde Berlin für die Amerikaner auch zum Drehkreuz nach Polen, sagte der US-Gesandte James Melville. Die Vereinigten Staaten seien für die einst als amerikanische Fluggesellschaft gegründete Air Berlin nicht nur ein Kernmarkt sondern auch ein „zweites Zuhause“. Tegel sei wegen der Architektur der kurzen Wege beliebt und „ein echtes Stück Berlin“.

Die Tatsache, dass sich bei einer Umfrage zahlreiche Bürger im Westen wie im Osten der Stadt für den Erhalt von Tegel als Flughafen ausgesprochen haben, zeige dass der Flughafen „irgendetwas besonderes hat“, räumte der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit ein. „Alle schätzen natürlich die kurzen Wege, das ist nach wie vor eine hohe Attraktivität. Aber trotzdem er platzt aus allen Nähten und deshalb brauchen wie den neuen Flughafen.“ Mehdorn wünschte er „eine gute Hand“, die Probleme dort schnell zu lösen.

Auch FDP-Generalsekretär Patrick Döring plädiert dafür zu prüfen, ob Tegel länger offen gehalten werden kann. „Aufgrund der sich abzeichnenden Kapazitätsmängel am neuen BER und der von Brandenburg gewünschten Änderung der Betriebszeiten muss eine Offenhaltung Tegels jetzt geprüft werden“, sagte er dem Tagesspiegel. Sollte eine Offenhaltung notwendig sein, müsse ein Planänderungsverfahren angestrebt werden. „Die festgeschriebene Sechsmonatsfrist hat ihre Tücken, denn genau genommen muss Tegel dann mindestens so lange offen bleiben, wie die alte Südbahn in Schönefeld nicht saniert ist, sonst läuft man Gefahr, dass am Ende der gesamte Berliner Flugverkehr nur über eine Bahn abgefertigt wird.“

„Wir sind dabei, das Thema zu beschleunigen“, sagte Mehdorn dem Tagesspiegel. „Verstehen kann das keiner“, sagte er zu der vorgefundenen Situation. Er dementierte zugleich Berichte, nach denen das Licht im BER-Terminal technisch nicht ausgeschaltet werden könne. Grund für die Dauerilluminierung sei die in der Arbeitsstättenverordnung vorgeschriebene Mindesthelligkeit am Arbeitsplatz. Die Luxstärke werde von der Berufsgenossenschaft gemessen. Trotz der großen Glasfassade sei es gerade im Winter im Gebäude ohne Beleuchtung zu dunkel. 

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