zum Hauptinhalt
Der Marsch für das Leben verlief sehr ruhig, mit wenig Musik und Sprechgesängen.

© Tsp/Sabrina Patsch

„Marsch für das Leben“ vs. „What-the-fuck?!“: Protest gegen Schwangerschaftsabbruch und Sterbehilfe in Berlin

Beim „Marsch für das Leben“ gingen am Sonnabend 2500 Abtreibungsgegner auf die Straße. Rund 500 Gegendemonstrantinnen versuchten, den Zug zu stören.

Am Sonnabend zog erneut der „Marsch für das Leben“ durch die Innenstadt Berlins. Sie demonstrierten für den Schutz des Lebensrechts jedes Menschen von der Zeugung bis zum natürlichen Tod. Damit stellen sich die Teilnehmer insbesondere gegen das Recht auf Abtreibung und die aktive Sterbehilfe. Jedes Jahr zieht ein solcher Demozug durch die Stadt, zum ersten Mal vor zwanzig Jahren. Ausgerichtet wird der Marsch vom Bundesverband Lebensrecht, einem Zusammenschluss deutscher Lebensrechtsorganisationen.

Wie auch in den vergangenen Jahren trugen sie Holzkreuze durch die Straßen. Jedes Kreuz stehe für einen abgetriebenen Fötus, heißt es. Außerdem trugen sie Schilder mit Fotos von lachenden Babys, Luftballons und Fähnchen.

Um 13 Uhr begann am Sonnabend eine Kundgebung auf großer Bühne vor dem Brandenburger Tor auf dem Platz des 18. März. Laut einem Polizeisprecher schlossen sich etwa 2500 Demonstrant:innen dem Zug an, angemeldet hatte die Organisation 9000.

Im Publikum mischten sich Jung und Alt. Einige Teilnehmende gehörten der katholischen Gemeinde an. „Ich bin heute dabei, weil mir das Leben wichtig ist, vor Allem das der Ungeborenen. Jeder Mensch hat das Recht auf Leben,“ sagt Martine H. von der Organisation „Jugend für das Leben“.

Eine Ärztin demonstriert gegen Sterbehilfe

Eine andere Teilnehmerin war Ursula Hämmerer, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie. Ihr Protest-Schild trug die Aufschrift „Töten ist keine ärztliche Kunst“. Sie war dabei, um gegen Beihilfe zum Suizid zu demonstrieren: „Ich habe täglich viel mit Menschen zutun, die das Leben satt haben und sich suizidieren wollen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sie weiterleben wollen, wenn man sie gut behandelt und ihnen andere Perspektiven aufzeigt. Deshalb finde ich es wichtig, dass es in diesem Land nicht zu einfach gemacht wird, dass Leute sterben.“

Das „What-the-fuck?!“-Bündnis zog mit lauter Musik und tanzend durch die Straßen.
Das „What-the-fuck?!“-Bündnis zog mit lauter Musik und tanzend durch die Straßen.

© Tsp/Sabrina Patsch

Bereits um 10.30 Uhr startete die Gegendemonstration des „What-the-fuck?!“-Bündnis auf dem Leipziger Platz. Unter dem Motto „Burn the Patriarchy“ zogen sie unter lauten Rufen, Gesängen und Musik zum Bahnhofsvorplatz. Der Zug wurde von der wild tanzenden Gruppe „pink and silver radical cheerleading“ angeführt.

Die Gegendemonstrant:innen setzten sich für die Selbstbestimmtheit der Frau ein und riefen den feministischen Slogan „My body, my choice“. Pressesprecherin Ella Novak erklärte: „Wir demonstrieren für den legalen und kostenfreien Zugang zum Schwangerschaftsabbruch. Wir richten uns gegen den sogenannten Marsch des Lebens, der das in Deutschland noch weiter kriminalisieren will.“

Es gibt noch einen zweiten Gegendemonstrationszug

Dem queer-feministischen, anti-faschistischem Bündnis sei es wichtig zu sagen: „Wir sind laut, wir sind auch hier!“ Um 12 Uhr startete ein weiterer Demozug vom Pariser Platz, der vom Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung ausgerichtet wurde. Die Polizei schätzte die Zahl der Gegendemonstrant:innen auf 500.

Ella Novak setzt sich für legalen und kostenfreien Zugang zum Schwangerschaftsabbruch ein.
Ella Novak setzt sich für legalen und kostenfreien Zugang zum Schwangerschaftsabbruch ein.

© Tsp/Sabrina Patsch

Der Marsch für das Lebens war merklich ruhiger als die Gegendemonstrationen: keine Musik oder Trommeln, kaum Sprechgesänge. Die Organisatoren hatten die Demonstrant:innen gebeten, auch bei Provokation friedlich zu bleiben. Das „What-the-fuck?!“-Bündnis animierte ihre Teilnehmer:innen hingegen, den Lebensrechtler:innen „den Tag zu versauen“.

Gegendemonstrant:innen störten die Kundgebungen vor dem Brandenburger Tor durch Sprechgesänge und laute Trommeln. Während der „Marsch für das Leben“ vorbeizog, standen sie am Rand und brüllten ihre Parolen.  Einige Male gerieten Teilnehmer:innen der beiden Gruppen in hitzige Streitereien.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false