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Seit dem vergangenen Wochenende werden die Bänder in einigen Einkaufszentren genutzt und sollen den Händlern die Einlasskontrollen erleichtern.

© Nicolas Armer/dpa

Lösung mit „Bändchen“ nur Teilerfolg: „Es ist eine verheerende Situation“ – Berliner Handelsverband will kein 2G

In einigen Einkaufscentern erfolgt der 2G-Einlass nun mit farbigen Bändern am Handgelenk. Dem Handelsverbandschef Nils Busch-Petersen reicht das nicht.

Man kennt sie aus All-Inklusive-Hotels oder Clubs – die farbigen Bändchen am Handgelenk. Seit dem Wochenende sind sie in einigen Einkaufszentren im Einsatz und sollen den Händlern die Einlasskontrollen erleichtern: Denn mit den tagesaktuellen Bändchen dokumentieren Kundinnen und Kunden, dass sie geimpft oder genesen sind. Eine einmalige Kontrolle des Impfausweises genügt somit, danach können sie shoppen, ohne dass jedes Mal der Status in der App kontrolliert werden muss.

Nils Busch-Petersen, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Berlin-Brandenburg, ist nur bedingt glücklich mit der Bändchen-Regelung. Die hatte er zwar selbst als „mühsamen Teilerfolg“ am Freitag mit der Gesundheitsverwaltung errungen, erzählt er am Telefon. Dennoch ist Busch-Petersen in Rage. Ja, es stimme, die Bändchen verschafften dem Handel „ein wenig Erleichterung“, sagt er.

Vor allem, weil die Mitarbeitenden weniger mit zusätzlichen Kontrollen beschäftigt seien. Doch die Lage für den Handel sei katastrophal. Schuld ist laut Busch-Petersen die 2G-Regel im Einzelhandel.

Der Hauptgeschäftsführer argumentiert, es gebe wissenschaftliche Auswertungen, wie etwa die der Luca-App, „dass es im Handel nahezu kein Infektionsgeschehen gibt“, sagt Busch-Petersen. Doch die Politik erkenne das nicht, „stattdessen schlägt man den Sack und meint den Esel“. Die 2G-Regelung führe dazu, dass Spontankäufe nicht mehr stattfänden.

25 bis 40 Prozent weniger Kundenfrequenz

Die Konsequenz: Nur noch Geschäfte mit festem Stammpublikum, etwa Boutiquen, die ihre Angebote auf die Kunden zuschneiden, haben weniger Probleme. Andere Branchen wie etwa Textilien, Spielwaren, Uhren, Schmuck verzeichneten 25 bis 40 Prozent weniger Frequenz in den Läden, die Umsätze brachen laut Busch-Petersen teilweise um die Hälfte ein im Vergleich zum Vor-Coronajahr 2019.

„Es ist eine verheerende Situation, toxischer als im vorigen Winter“, sagt der Verbandschef. Zudem verstehe er nicht, dass im öffentlichen Nahverkehr nur stichprobenartig kontrolliert wird. Im Handel hingegen gelten Vollkontrollen „und die Geschäftsleute müssen sich selbst um die Umsetzung kümmern“.

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Der Handelsverband fordert eine „Nachbesserung“ von der Politik. Hier nennt Busch-Petersen den Verzicht auf Vollkontrollen, denn „auch Stichproben erhöhen den Druck“. Alles andere erfordere mehr Personal und erhöhe wieder die Kosten. Und wenn die Politik, die „wie mit Schrotflinten um sich schießt statt gezielt anzusetzen“ sich nicht von 2G abbringen lasse, dann solle man doch überlegen, die Bändchen-Regelung flächendeckender einzusetzen, „man kann so ganze Räume bespielen“, sagt er.

Henrik Vagt, Geschäftsführer Wirtschaft und Politik bei der Berliner Industrie- und Handelskammer (IHK), teilte mit, dass die Bändchen-Lösung pragmatisch sei und den Kunden das Shoppen zumindest in Malls und Einkaufsstraßen vereinfachte. Zudem lässt sich so Gedränge an den Eingängen der Geschäfte vermeiden.

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