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Nur an wenigen Stellen waren die schwebenden Ballons so gut zu sehen wie am Brandenburger Tor. Aber sie flogen ziemlich weit: Eine am Ballon befestigte Karte wurde in der Schorfheide gefunden.

© dpa

Lichtgrenze zum 25. Jahrestag: Mauerfall-Jubiläum in Berlin: Insgesamt eine runde Sache

Warum sich der Schöpfer der Berliner "Lichtgrenze" über den massenhaften Stelenklau freut, wieso die Ballons nicht selbst leuchteten - und wo die ersten Karten der Ballonpaten gefunden wurden.

Der Mann hinter den Ballons war auch unter den Ballons, als die am Sonntagabend himmelwärts stiegen. Und er sah zu, wie nach den weißen Latexkugeln auch die Stelen verschwanden, nur eben auf sehr irdischen Wegen: Christopher Bauder verfolgte die Show in der Menschenmenge am Engelbecken in Kreuzberg. „Es war noch großartiger, als wir uns das selber vorgestellt hatten“, resümiert der 41-Jährige. Kein Ärger über die Hängenbleiber, im Gegenteil: „Das war eigentlich noch schöner.“ In seiner Nachbarschaft habe ein Junge einen Ballon unter dem Jubel der Menge aus einer Baumkrone befreit, den ein anderes Kind zuvor gestartet hatte.

Enttäuscht waren allerdings viele, weil die Ballons sofort in der Nacht verschwanden, während das Licht auf der Stele blieb. Bauder vermutet, dass die Enttäuschung aus einem Werbeplakat für die Lichtgrenze resultiert, das leuchtende Ballons beim Wegfliegen gezeigt hatte. „Es wäre ja widersinnig, wenn die Ballons nachleuchten“, sagt er: Schließlich sollte die Mauer ja verschwinden. Hinzu kommen ökologische Gründe, weil so nur die biologisch abbaubaren Ballons wegflogen. „Knicklichter oder Batterien in den Ballons wären eine ganz große Umweltsauerei gewesen“, sagt Bauder.

Die Stelen verschwanden zu Dutzenden

Dass die Stelen am Ende der Party zu Dutzenden verschwanden, nimmt er als Kompliment. Er habe amüsiert beobachtet, wie die Leute „wie die Ameisen“ die Stelen weggetragen hätten. Einzelne habe er am Montag auf Balkonen entdeckt, ein zweites Leben als Deko in Privatgärten traut er ihnen zu: „Wer ein bisschen findig ist, kann sich daraus eine Gartenleuchte bauen.“ Die verklebten Batterien könne ein Bastler durch ein Netzteil ersetzen, und die 60 Zentimeter großen Ballons gebe es im Fachhandel.

Als Diebstahl wird der Beutezug mancher Passanten jedenfalls nicht verfolgt, versichert ein Polizeisprecher: Das geschehe nur auf Antrag, und der Veranstalter habe „ausdrücklich auf die Erstattung einer Anzeige verzichtet“. Nach Auskunft der Kulturprojekte ist die BSR-Tochter Berlin Recycling mit der Entsorgung der Stelen beauftragt worden. Bis Dienstagfrüh sollten alle eingesammelt sein.

Für den Lichtkünstler Christopher Bauder und seinen Bruder Marc – der 40-Jährige hat den entlang der Lichtgrenze gezeigten Film „Mauerstücke“ produziert – war das rund eine Million Euro teure, aus Lottogeld finanzierte Spektakel vor allem wegen der Masse der Besucher ein Höhepunkt ihrer Karriere. Am Anfang der Planung im Jahr 2008 hätten sie überlegt, die gesamten 43 Kilometer innerberlinischer Grenze zu beleuchten – mit Menschen statt Stelen und mit verkabelten Ballons. „Das wurde dann der Realität angepasst“, sagt Christopher Bauder. Vieles sei dadurch einfacher geworden, aber manches auch schwieriger: etwa die Konstruktion der Stelen, die drei Tage Novemberwetter aushalten mussten. Es hätte ja auch nasskalt und windig werden können.

Jetzt wartet man auf die Rückmeldungen der Postkartenfinder

Jetzt warten die Veranstalter auf Rückmeldungen der Postkartenfinder. Sie sollen sich auf der Internetseite www.fallofthewall25.com melden, wo die Funde veröffentlicht werden, wenn zehn Meldungen beisammen sind. Am Montag war auf Nachfrage von dreien zu erfahren: eine aus Zepernick am nördlichen Stadtrand, eine aus Joachimsthal in der Schorfheide und eine vom Platz der Republik. Also einmal Mittel-, einmal Lang- und einmal Kurzstrecke. Die Finder können eine Berlinreise gewinnen. Anreise ist allerdings nicht im Ballon, sondern per Bahn.

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