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Urteil: Lebenslange Haft für Polizistenmörder

Knapp ein Jahr nach dem tödlichen Kopfschuss auf den Berliner Polizeihauptkommissars Uwe Lieschied hat das Berliner Landgericht einen 40-jährigen Kurden zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt.

Berlin - Mit fast unbewegtem Gesicht verfolgte die Witwe des engagierten Polizisten Uwe Lieschied das Urteil gegen den Mörder ihres Mannes. Auch die beiden Söhne des erschossenen Polizisten waren gekommen - in schwarzen Anzügen. "Ich muss das erstmal verkraften", sagte Frau Lieschied nach dem Verlassen des Gerichtssaals aufgewühlt.

Am Abend des 17. März 2006 war Lieschied mit Kollegen auf Zivilstreife an der Hasenheide im sozialen Problembezirk Neukölln unterwegs. Als sie zwei Tatverdächtige nach einem Handtaschenraub flüchten sahen, wollten sie die Männer stellen. Lieschied rief noch: "Jungs bleibt stehen, Polizei". Doch der 40-Jährige habe spontan eine Pistole gezogen und acht Schüsse abgefeuert, bis das Magazin leer war, und sei mit seinem Komplizen weggerannt, stellte der Vorsitzende Richter Hans Luther im Urteil fest.

Komplize zu fünf Jahren verurteilt

Eine Kugel traf den 42-jährigen Hauptkommissar am Kopf. Lieschied lag vier Tage im Koma, bevor er starb. Das Gericht wertete die Tat als "Verdeckungsmord", um den Raub vertuschen und fliehen zu können. Ein Kollege Lieschieds konnte sich unverletzt retten. Ein Komplize des Mörders bekam am Dienstag wegen schweren Raubes fünf Jahren Haft.

Der Tod des Polizisten hatte Berlin erschüttert. Mehrere tausend Menschen nahmen mit einem bewegenden Trauermarsch durch die Hauptstadt Abschied. "Uwe Lieschied hat sich durch seine Arbeit für das gewaltfreie Zusammenleben in unserer Stadt engagiert", hatte Polizeipräsident Dieter Glietsch den Beamten gewürdigt.

Täter war der Polizei bekannnt

Neukölln gilt mit seinem hohen Ausländeranteil, Arbeitslosigkeit und Gewalt bundesweit als Beispiel für Probleme bei der Ausländerintegration. Die Täter waren schon früher durch Gewalttaten aufgefallen. Das Verbrechen hatte auch die Debatte um die Eigensicherung von Polizisten im Einsatz neu entfacht.

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP)schätzt, dass die Gewalt gegen Polizeibeamte seit Jahren immer mehr zunimmt. Der Mord habe deutlich gemacht, dass Polizisten jeden Tag Kopf und Kragen für die Sicherheit in der Stadt hinhielten, erklärte die Berliner CDU-Fraktion nach dem Urteil.

Keine besondere Schwere der Schuld

Beim Strafmaß folgte das Landgericht dem Antrag der Staatsanwaltschaft. Entgegen der Forderung der Anklagebehörde stellte das Landgericht aber nicht eine besondere Schwere der Schuld fest. Der Entschluss zu der Tat sei innerhalb weniger Sekunden gefallen, urteilte das Gericht zu Gunsten des Täters. Somit hat der Verurteilte die Chance, nach 15 Jahren auf Bewährung aus dem Gefängnis zu kommen. Die Witwe des Polizisten bedauerte das.

Der Mörder, ein zuletzt arbeitsloser, in Berlin-Neukölln lebender Mann aus einem Dorf in den Kurdengebieten der östlichen Türkei, hatte zu Prozessbeginn überraschend ein früheres Geständnis widerrufen. Er sei von Polizisten misshandelt worden und habe deshalb bei einem Verhör alles gesagt, was die Beamten hören wollten, gab er im Gerichtssaal an.

Die Richter schenkten ihm keinen Glauben. Denn der jetzt Verurteilte hatte die Ermittler selbst zu der am Wannsee vergrabenen Mordwaffe geführt. Zudem wurde an einem Handschuh, der in der Nähe des Tatortes gefunden wurde, DNA-Material des 40-Jährigen entdeckt. Schon eine Woche nach der Bluttat war das Verbrechen aufgeklärt. Von Jutta Schütz und Cornelia Herold, dpa (tso/ddp)

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