zum Hauptinhalt
Voraussichtlich bis zum 5. März wird der östliche Teil der Hochbahnstrecke von U1 und U3 zwischen Kottbusser Tor und Warschauer Straße nicht befahren.

© imago images/Hohlfeld

Lärmbeschwerden an der U1 und U3: Berliner Verkehrsbetriebe müssen nach der Sanierung noch mal ran

Wegen Bauarbeiten ist die Strecke von U1 und U3 wochenlang gesperrt. Hintergrund sind Beschwerden von Anwohnern nach der letzten Grundsanierung.

Berlins öffentlicher Nahverkehr leidet seit Wochen und Monaten unter gravierenden Einschränkungen. Besonders die Sperrung des Nord-Süd-Tunnels und der Pendelverkehr wegen der abgesackten Tunnelröhre der U-Bahnlinie 2 bereiten Fahrgästen Umwege und Verzögerungen. Seit Montag ist noch eine Baustelle hinzugekommen, dieses Mal auf einer zentralen Verbindung zwischen Ost und West: Der östliche Teil der Hochbahnstrecke von U1 und U3 zwischen Kottbusser Tor und Warschauer Straße ist voraussichtlich bis zum 5. März gesperrt.

Ein Ersatzverkehr aus Bussen führt parallel zu den gesperrten Stationen Görlitzer Bahnhof, Schlesisches Tor und Warschauer Straße auf der Skalitzer Straße bis über die Oberbaumbrücke. Im Berufsverkehr mussten am Montagmorgen noch einige Falschparker umgesetzt werden, doch laut BVG läuft der Verkehr stabil. Große Verspätungen habe es auch dank der eingerichteten Busspur nicht gegeben.  

Bauarbeiten auf der Kreuzberger Hochbahn – das kommt vielen Fahrgästen bekannt vor. Erst vor zwei Jahren hatten die Verkehrsbetriebe diesen Abschnitt „grundlegend saniert“, wie es heißt. Zur Entlastung des stählernen Viadukts wurde das alte Schottergleis abschnittsweise durch eine sogenannte „Feste Fahrbahn“ ersetzt, bei der die Gleise im Beton liegen. Rund ein Jahr dauerten die Arbeiten.

Ersatzbusse fahren im Fünf-Minuten-Takt

Im Berufsverkehr gerieten die Busse auf der stark befahrenen Skalitzer Straße oftmals in den Stau und behinderten zusätzlich den Radverkehr. Aktuell fahren die Ersatzbusse im Fünf-Minuten-Takt und sollen die Strecke in zehn Minuten schaffen. Zur Umfahrung empfiehlt die BVG die U8 (Kottbusser Tor – Jannowitzbrücke) und die S-Bahnlinien S3, S5, S7 und S9 zwischen Jannowitzbrücke und Warschauer Straße.

Doch warum sind schon wieder Bauarbeiten nötig, so kurz nach der letzten Grundsanierung? Laut BVG stecken Beschwerden aus der Anwohnerschaft dahinter, und zwar über die akustischen Ergebnisse eben dieser Arbeiten. Statt leiser wurde es offenbar laut: Durch die Sanierung hätten sich „stellenweise die Fahrgeräusche verändert“, so drückt sich das Verkehrsunternehmen aus. In der Umgebung sei das mitunter als unangenehm empfunden worden. Durch neuen Schotter und zusätzliche Schallschutzelemente soll dies nun behoben werden.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

„Wie würde es Ihnen gehen, wenn Sie 120 Jahre alt sind?“ – Jens Wieseke, Sprecher des Fahrgastverbands Igeb, sieht altersbedingte Schwachstellen, die Berlins älteste U-Bahnstrecke auch durch weitere Sanierungen kaum loswerden dürfte. Aus heutiger Sicht hätte die Trasse nie oberirdisch gebaut werden sollen, wo die aufgeständerten Gleise der Witterung voll ausgesetzt sind.

Laub und Dreck verstopfe leicht die Wasserabläufe der nach unten ausgebeulten Buckelbleche unter dem Schotterbett, so erklärt Wieseke ein Grundproblem des Viadukts. Doch um die Jahrhundertwende hatte die Stadtverwaltung Vorbehalte gegenüber einem Tunnelbau für das neuartige Verkehrsmittel. Immerhin könnte ein Teil der Trasse zukünftig Radfahrenden Platz und ein Dach über dem Kopf bieten, sollte sich das Radbahnprojekt unter der Linie durchsetzen.

Wer die Strecke länger kennt, weiß um ihre Tücken. Immer wieder mussten Züge in Abschnitten schleichen, um die Gleise zu schonen und weiteren Sanierungen vorzubeugen. Ein legendärer Schlenker in der Nähe vom Halleschen Tor ließ jahrelang Nichtsahnende durch den Zug stolpern, es quietschte und rumpelte.

Mit einem schwellen- und schotterlosen Gleis-Oberbau sollte sich in einigen Abschnitten auch die Akustik verbessern, weil darunter elastische Unterlagen verbaut wurden. Funktioniert hat das offenbar nicht wie gewünscht.

Die BVG habe auf der Strecke bereits vor 15 Jahren im Bereich Prinzenstraße mit Festen Fahrbahnen experimentiert, erinnert sich Jens Wieseke. Die Bauweise habe sich auch deshalb angeboten, weil sich so das Gewicht der schweren Bahnen besser verteilen ließe. Warum Beschwerden wegen der Akustik erst seit der letzten Sanierung bekannt geworden sind, wundert den Fahrgastvertreter.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false