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Update

Lange Nacht der Museen in Berlin: Tanz bis in den frühen Morgen im Kulturforum

In der Nacht zu Sonntag wurde in den Museen von Berlin wieder geschaut, gestaunt und gefeiert. Zehntausende Besucher drängten in die Shuttlebusse, um auf kulturelle Entdeckungstour zu gehen. Nantke Garrelts, unsere Reporterin, war dabei.

Pünktlich um 18:00 rollt der erste Shuttlebus vom Platz am Kulturforum – selbstverständlich voll besetzt mit Passagieren, die für einen Bummel durch die Museen auch Stehplätze in Kauf nehmen. Während die Glocken an der St. Matthäus-Kirche die 32. Auflage der Langen Nacht der Museen einläuten und die Strahlen der untergehenden Sonne die Fassaden in goldenes Licht tauchen, geht es in der Vorhalle des Kulturforums weniger feierlich zu. Eine lange Schlange zieht sich bis zum Ticketschalter, Museumsbesucher geben ihre Jacken ab und ziehen schwatzend zu den Ausstellungsräumen. Passend zu dem Thema „Zerstörte Vielfalt“ und dem Schwerpunkt Goldene Zwanziger zappeln schwarz-weiße Swing-Tänzer über die Leinwand, über den Vorplatz schallt „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“.

Auf viele Besucher eingestellt ist man auch in der Gemäldegalerie im Kulturforum. Cornelia Schulz gehört zu den Freiwilligen, die eine Schicht als Museumswärter übernehmen und aufpassen, dass niemand zu nahe an die kostbaren Gemälde kommt. Nur wenige Besucher kamen in der ersten halben Stunde, um ihr und den Barockgemälden der niederländischen Meister Gesellschaft zu leisten. „Das ist traurig“, sagte sie und hoffte auf mehr Besucher bei den Führungen.

Später steppt im Kulturforum dann tatsächlich der Bär. Besser gesagt, er swingt. Mehrere Dutzend Interessierte machen nach, was Claire Chen und Daniel Ludevig ihnen vortanzen. Sie wackeln mit den Hüften, kicken nach vorne und springen in die Luft wie übermütige Kinder. Für eine halbstündige Einführung sieht das schon ziemlich professionell aus.

Danach ist die Tanzfläche eröffnet und Andreas Hofschneider, der Benny Goodman von Berlin, packt die Klarinette aus. Mit seinem Swing Quartett heizt er den Besuchern, von denen sich viele im Stil der zwanziger zurechtgemacht hatten, ordentlich ein. Hier wird es tatsächlich eine lange Nacht. Später, um kurz vor zwei am frühen Morgen, dann die Ansage: "Verehrte Besucher, wir schließen in wenigen Minuten". Wenn man die Tänzer ausgelassen im Takt der flotten Jazz-Musik umherhopsen sieht, kann man sicher sein: Für viele Besucher wird sie noch um einiges länger werden.

Gut besucht ist die „Sesamstraßen“-Ausstellung im Filmmuseum. Zwischen den Puppen von Tiffy und Krümelmonster hängen viele Berliner und Touristen ihren Kindheitserinnerungen nach und entdecken auch die ein oder andere neue Figur, die zu ihrer Zeit noch nicht über den Bildschirm geflimmert war. Draußen drängen sich die Menschen an den Bushaltestellen, ein Blick auf die Anzeigetafel: eine Minute noch bis der Bus „Lange Nacht der Museen 1“ abfährt, wer die Route Nr. 2 fahren will, nimmt den Bus eine Minute später.

Und überall Musik. Im Innenhof des Sony Centers spielen Swing- und Jazzbands in zwei durchsichtigen Zelten auf, stilecht in Karoanzug und Fliege. Im Martin-Gropius-Bau begrüßt ein Jazz-Trio die Besucher mit gigantischem Bass. Matthew Beedle und sein Besuch aus der englischen Heimat sind beeindruckt. So etwas haben sie noch nie mitgemacht. Einen Plan haben sie sich nicht zurechtgelegt, sie gehen die Nacht spontan an. „Wir werden wohl nicht länger als bis elf Uhr bleiben“, sagte Beedle. Am Abend vorher war es spät geworden.

Im neuen Museum, das zum ersten Mal an der Langen Nacht der Museen teilnimmt, hat man offenbar mit einem großen Besucheransturm gerechnet und vor der Tür eigens einen Chor aufgebaut, der die wartenden Gäste unterhalten soll - die jedoch bleiben offenbar aus. Um kurz nach 23:00 Uhr jedenfalls ist der Andrang überschaubar, eine Warteschlange gibt es nicht. Einige Besucher verharren jedoch kurz draußen und lauschen dem Chor "Berliner Capella", der Kostproben aus der Oper "Echnaton" zum Besten gibt.

Richtig voll ist es dagegen im Hanf-Museum am Mühlendamm, dass natürlich auch etwas kleiner ist. Hier vergnügen sich die Besucher mit Hanf-Tee und Hanf-Kuchen und schauen sich Ausstellungen über die Nutzpflanze und deren berühmteste Konsumenten an.

Ansonsten herrscht an vielen Orten normaler Museums-Alltag, die Leute ziehen langsam durch die Gänge und bestaunen die verschiedensten Exponate - nur eben zu ungewöhnlicher Öffnungszeit.

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