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Jagdfeld hat als Immobilien-Fonds-Multi Höhen und Tiefen erlebt. Signal Iduna wirft er geschäftsschädigendes Verhalten vor.

© dpa/Bernd Thissen

Landgericht Dortmund: Adlon-Erbauer Jagdfeld verlangt Millionen wegen Rufmords

Anno August Jagdfeld will 429 Millionen Euro wegen vermeintlicher "Rufschädigung" durch die Signal Iduna. Der Erbauer des Berliner Nobelhotels Adlon kämpft vor Gericht um sein Erbe.

Und noch mal, vielleicht ein letztes Mal, ist die Bühne zum ganz großen Auftritt bereitet für Anno August Jagdfeld. Nur dass der Unternehmer aus Düren dieses Mal nicht in "seinem" Adlon am Pariser Platz um frisches Geld von Anlegern wirbt – und ihnen im Gegenzug satte Renditen verspricht –, nein, diese Szene spielt in einem schmucklosen Saal des Landgerichts Dortmund. Verhandelt wird dort Jagdfelds Forderung nach Schadensersatz über die gewaltige Summe von 429 Millionen Euro.

Mit dieser Summe beziffern Jagdfelds Anwälte den Vermögensschaden, den der Versicherer Signal Iduna dem Unternehmer angeblich zugefügt haben soll. "Niemand hat sich negativ zu Jagdfeld geäußert", entgegnet ein Sprecher der Signal Iduna. Die "Rufmordkampagne", so Jagdfeld, gleiche jener der Deutschen Bank gegen Leo Kirch, gegen die sich der Medienmogul erfolgreich zur Wehr setzte. Nun ist aber von der Versicherung öffentlich kein böses Wort zu hören gewesen über Jagdfeld und schon gar nicht hatte ein Vorstand – wie im Fall der Deutschen Bank – im Fernsehen die Zahlungsfähigkeit der Gruppe angezweifelt. Vermutlich vertrat die Kammer auch deshalb am Donnerstag "nach derzeitigem Stand die vorläufige Rechtsauffassung, dass die Klage keine Aussicht auf Erfolg hat", wie ein Gerichtssprecher mitteilte. Als Vergleich schlug das Gericht eine Zahlung von 20 Millionen Euro zuzüglich Fondsanteile über zehn Millionen Euro vor. "Jagdfeld kriegt von uns aus dieser Klage keinen Cent", so die Signal Iduna dazu.

Jagdfeld ist ein Mann der Superlative

Jagdfeld war immer ein Mann der Superlative mit Faible für kühne Vorhaben: Als einer der Ersten entdeckte er nach der Wende Lichtenberg als Büroadresse, ließ an der Landsberger Allee eine "Pyramide" errichten mit vielen tausend Quadratmetern Bürofläche. Manchmal bestraft das Leben auch jene, die zu früh kommen: Die Anleger, die den Jagdfeld-Firmen dafür ihr Geld anvertrauten, wurden herb enttäuscht – ein Rechtsanwalt prüfte deshalb sogar eine Klage.

Schaden sollte das dem ruhig daherkommenden Charismatiker der Anlagebranche nicht: Für die Rekonstruktion des Hotel Adlon im Mikroformat sammelte er erfolgreich Hunderte von Millionen ein. Er baute das Quartier 206 in der Friedrichstraße, das Luxushotel Heiligendamm und erwarb das Tacheles-Areal.

Auf dem Höhepunkt seines Erfolgs erklärte er, allein die Friedrichstraße 206 sei eine halbe Milliarde Euro wert. Seine Frau stattete den China Club im Adlon aus, baute den Department-Store auf; auch andere Familienmitglieder, Jagdfelds Bruder und sein Sohn, mischten im verzweigten Firmennetz mit.

Auch Niederlagen verkaufte Jagdfeld als Erfolg

Fünf Milliarden Euro soll er bei Privatleuten eingesammelt haben, das Geld in Fonds geparkt und davon 800 Immobilienprojekte bauen lassen. Und Jagdfeld, der begnadete Verkäufer, verstand es immer, Flops in Erfolge umzudeuten. Die Pyramide? Die Anleger hätten doch die Hälfte ihres Geldes als Steuergutschriften zurückbekommen. Der Zusammenbruch des Kurses der Fonds-Anteile am Adlon? Hat sich wieder erholt und war nur Folge der "von der Signal Iduna initiierten und finanzierten Pressekampagne", was der Versicherer dementiert.

Allein die Skepsis des Gerichts zu Jagdfelds bisher vorgetragenen Vorwürfen gegen den Versicherer zur "vorsätzlichen sittenwidrigen Schädigung und Kreditgefährdung" passen in ein anderes Bild, wonach sich das Glück auch bei Menschen mit gutem Händchen für Geschäftliches manchmal wendet: Das Tacheles-Areal ist verkauft, beim Quartier 206 redet ein Zwangsverwalter mit, und das Grand Hotel Heiligendamm meldete Insolvenz an.

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