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Radtour: Kreuzberger Geschichte(n)

Markus Mechnich zeigt uns sein Berlin. Vom ehemaligen Flughafen Tempelhof bis zur Insel der Jugend. Sein Kiez aber ist und bleibt Kreuzberg, auch wenn er schon lange ins ruhigere Schöneberg umgezogen ist.

Streckenbeschreibung (13 km)

km 0 Meine perösnliche Radtour beginnt am Platz der Luftbrücke. Hier am Flughafen habe ich, als Student gerade frisch angekommen, in den neunziger Jahren meinen ersten Job gehabt. Das riesige, historische Gebäude fasziniert mich damals wie heute. Aber früher war noch richtig Flugbetrieb hier. Den verkehrsreichen Mehringdamm lassen wir links liegen und fahren durch die Methfesselstraße in den Victoriapark ein. Sind Kinder dabei, dann bietet sich am Fuß des Kreuzbergs im Tomasa schon die erste Rast an, denn hier gibt es für die Kleinen ein Spielzimmer und für die Großen lecker Essen und Kaffee. Ebenfalls köstlich lässt es sich aber auch am Ende der Bergmannstraße in Markthalle am Marheinekeplatz speisen. Es lohnt sich, mal die zahlreichen Feinkostläden mit mediterranen Köstlichkeiten durchzuprobieren.

km 4,5 Nachdem wir die Mittenwalderstraße entlanggebraust sind und auf der Lindenstraße das jüdische Museum passiert haben, sind wir an der Rudi-Dutschke-Straße angekommen. Der allmächtige Springer-Verlag demonstriert hier seine Stärke. Aber so ist Berlin: Die Straße vor dem Springerturm ist nach einem der größten Widersacher Axel Springers benannt. Auf der Oranienstraße radeln wir vorbei an der Bundesdruckerei in Richtung Kreuzberg 36. Für mich beginnt hier das eigentliche Kreuzberg am Oranienplatz. Bevor die Oranienstraße auf ihrem letzten Kilometer eng und hektisch wird, biegen wir links ab und fahren über den Bethaniendamm und biegen dann rechts ein auf den Mariannenplatz. Seit vielen Jahren läute ich hier am 1. Mai mit Freunden den Sommer ein und gedenke innerlich den „Ton, Steine, Scherben“. „Der Mariannenplatz war blau ...“, sang Rio Reiser. Heute ist das Fest mit Caipi und Livemusik eigentlich immer, zumindest bis zum frühen Abend, friedlich. Ich habe aber vor Jahren auch schon Wasserwerfer, die die Gäste wegfegten, quer über den Mariannenplatz fahren sehen.

km 8 Nachdem wir die Waldemarstraße bis zum Lausitzer Platz gefahren sind, passieren wir den Spreewaldplatz. Die ersten Jahre in Berlin war hier mein Dreh- und Angelpunkt. Die Weiße Taube an der Ecke Ohlauer Straße war meine erste Stammkneipe in Berlin. Fußball und Kickern haben dort so manchen Abend versüßt. Nebenan im Madonna gibt es bis heute die beste Auswahl an Whisky in der Stadt und wer eine gute Flasche kaufen möchte, geht um die Ecke ins Whisky- und Tabakcenter. Auch für den Morgen danach ist hier alles zu finden. In der Morena Bar wurde ich oft unfreundlich bedient, daher gehe ich meist ins Café Marx oder vorne ins Hanibal zum Frühstücken.

km 9,3 Nachdem wir eine Runde durch den Görlitzer Park gedreht haben, fahren wir die Falckensteinstraße Richtung Feiermeile Schlesische Straße. Auf diesem Weg müssen wir unbedingt ein Eis bei Aldemir schnappen. Geht kein Weg dran vorbei, ist das beste Eis der Stadt. In dieser Straße war meine erste Wohnung in Berlin. Viele persönliche Erinnerungen, aber der Kiez hat sich mächtig verändert seitdem. Wenn über Gentrifizierung in Kreuzberg geredet wird, dann ist der Wrangelkiez immer das beste Beispiel. Die türkische Mehrheit von einst ist fast verschwunden. Jetzt ist hier nur noch Party angesagt und in den Nebenstraßen leben immer mehr reiche Snobs. Schade auch. Biegen wir also auf der Schlesischen rechts ab und fahren nach Treptow. Am Ufer entlang geht es am Molecule Man vorbei bis zur Insel der Jugend. Heute wie damals eine der schönsten Ecken der Stadt.

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