zum Hauptinhalt
Gesundheitszentrum am Unfallkrankenhaus in Berlin-Marzahn.

© imago images/Andreas Gora/Andreas Gora via www.imago-images.de

Krankenhäuser, Gründer, Pflegeschule: Wie Marzahn zum Medizin-Hotspot der Hauptstadt wird

Nach dem Charité-Kosmos in Mitte und dem Biotech-Park in Buch wächst im Osten Berlins ein Viertel der Gesundheitswirtschaft. Nun eröffnet dort eine Zahnklinik.

Wenn Berlins scheidender Wirtschaftssenator am Freitag nach Marzahn fährt, nimmt er einen der erfreulicheren Politiker-Termine wahr. Denn nach dem Innenstadt-Streifen zwischen Charité-Bettenturm und Bayer-Werk sowie dem Biotech-Park in Buch wächst in Marzahn der dritte Medizin-Hotspot der Hauptstadt: das Areal um das Unfallkrankenhaus.

Dort, im Stadtteil Biesdorf, will Noch-Senator Stephan Schwarz (parteilos, für SPD) den frisch gegründeten Verein „Gesundheitscampus am ukb Berlin“ besuchen, der nun ins Vereinsregister eingetragen wird. Zugleich eröffnet am Freitag vor Ort eine Zahnklinik der privaten Arona-Kette, die mit „Kieferorthopädie bis Implantologie“ und einem vom Berliner Innenarchitekten Werner Aisslinger gestalteten Ambiente wirbt.

Neben dem Unfallkrankenhaus, meist UKB abgekürzt, befindet sich schon eine Arona-Klinik für Altersmedizin; das geriatrische Krankenhaus behandelt Patienten ab 75 Jahre. Gründer dahinter ist der Nikolai Burkart, dessen Familienunternehmen sich gleichermaßen mit Medizin und Immobilien beschäftigt.

Die Arona-Zahnklinik in Berlin-Marzahn in der Bauphase.

© Philipp Uricher/promo

Mit seinen Kliniken, Arztpraxen, Fachfirmen ist das Gelände um das UKB fast 100 Hektar groß. Vorsitzender des Campus-Vereins, der im Dezember 2022 gegründet wurde, ist Christian Gräff. Der CDU-Gesundheitsexperte ist Biesdorfs direkt gewählter Abgeordneter und Geschäftsführer des ebenfalls vor Ort befindlichen „Haus der Zukunft“ mit seinem Smart Living and Health Center und einem AOK-Pflegestützpunkt.

2500
Beschäftigte arbeiten auf dem Marzahner Gesundheitscampus

Insgesamt arbeiten auf dem Areal 2500 Beschäftigte. Mehr als 100.000 Patienten wurden vergangenes Jahr in den 1000 Krankenbetten der örtlichen Kliniken versorgt.

Im Sommer soll ein nächster Schritt erfolgen, das UKB baut auf dem Campus eine Pflegefachschule für 250 Auszubildende. Schon vergangenes Jahr hatte die Alice-Salomon-Hochschule, deren Hauptsitz sich im benachbarten Hellersdorf befindet, am UKB ein Gründerzentrum eröffnet. Die Einrichtung steht laut Selbstauskunft jedem aktuellen oder früheren Studenten zur Verfügung, der ein Unternehmen gründen will. Auch das Gründerzentrum soll ausgebaut werden.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Noch befindet sich der aktuell bekanntere Hotspot medizinischer Forschung allerdings in Mitte. Genauer gesagt, der Norden des gleichnamigen Altbezirks, wo der Charité-Bettenturm steht, und der Weddinger Süden, wo Bayer sein Pharma-Werk unterhält. Die Universitätsklinik und der Konzern ziehen schon heute Gründer an, nun soll am nahen Nordhafen ein gemeinsames Zentrum für Gen- und Zelltherapie entstehen.

Wer genau wann mit dem Bau beginnt, muss jedoch noch geklärt werden. Wirtschaftssenator Schwarz unterstrich vergangenes Jahr, dass sich neben der Charité und Bayer auch andere Akteure an dem Zentrum beteiligen könnten, beispielsweise Technik- und Medizin-Start-ups.

Beim Transfer aus der Wissenschaft in die Wirtschaft muss Berlin zulegen.

Wirtschaftssenator Stephan Schwarz

Als Zentrum für Biotechnologie-Unternehmen gilt zudem der Biotech-Park in Buch im Pankower Norden. Nebenan sitzt das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin, das zu den führenden biomedizinischen Forschungseinrichtungen weltweit zählt. In Buch arbeiten auch Forscher der Charité, der private Klinikkonzern Helios wiederum betreibt dort eines der wichtigsten Krankenhäuser der Stadt. Und in Buch sitzt Eckert & Ziegler, ein börsennotiertes Unternehmen für Nuklearmedizin und Strahlentherapien.

Bald soll im Biotech-Park ein Neubau eröffnen: Der „Bio Cube“ bietet 8000 Quadratmeter Nutzfläche auf fünf Geschossen. Einziehen soll unter anderem T-Knife, eine auf die Tumorbekämpfung durch T-Zell-Therapien spezialisierte Firma.

Vielen Unternehmern der Branche ist gemeinsam, dass sie sich über monatelange Zulassungsverfahren ärgern. Während die bürokratischen Anforderungen in Deutschland ohnehin schon hoch seien, berichteten Start-up-Gründer zuletzt, dauere es Berlin noch länger. Insbesondere der Wissenstransfer, also der Weg von der Erfindung bis zur Anwendung, verlaufe schleppender als anderswo.

„Berlin hat alle Voraussetzungen, um zu einer der weltweit führenden Medizinmetropolen zu werden“, hatte Senator Schwarz zu Jahresbeginn gesagt. „Was die Bayern allerdings bisher noch etwas besser hinbekommen, ist der Transfer aus der Wissenschaft in die Wirtschaft. Hier kann, hier muss Berlin tatsächlich noch zulegen.“ Forschung, Ausbildung, Wirtschaft und Versorgung könnten in Berlin „ein unschlagbares Team“ bilden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
false
showPaywallPiano:
false