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Nächster Halt: Olympiastadion. Hertha-Fans auf dem Weg zum Spiel.

© imago/Sebastian Wells

Coronavirus und Fußball-Bundesliga: Können Hertha-Fans unbesorgt ins Olympiastadion gehen?

Trotz Coronavirus soll das Spiel Hertha BSC gegen Bremen am Samstag stattfinden. Das müssen Fans über Desinfektionsmittel, Mundschutz und Torjubel wissen.

Der Autosalon in Genf, die Leipziger Buchmesse, die Internationale Tourismus-Börse in Berlin: Überall werden wegen der Ausbreitung des Coronavirus Veranstaltungen abgesagt. Doch in der Fußball-Bundesliga rollt am Wochenende wahrscheinlich wieder der Ball. Das gilt auch für das Spiel Hertha BSC gegen Werder Bremen. Zehntausende Fans werden am Samstagnachmittag im Berliner Olympiastadion erwartet. Ist das eigentlich ungefährlich? Oder gilt es bestimmte Vorsichtsmaßnahmen zu beachten? Hier einige Fragen und Antworten rund um Anreise, Desinfektionsmittel und Torjubel.

Darf ich Desinfektionsmittel mit ins Stadion nehmen?

Ausnahmsweise ist das erlaubt. Hertha BSC gestattet in Anbetracht der gegenwärtigen Lage das Mitnehmen von Desinfektionsmitteln und anderen Hygieneartikeln bis zu einer Flaschengröße von bis zu 100 Millilitern.

Fällt ein Mundschutz unters Vermummungsverbot?

Das kommt auf die Art an. "Sofern es sich um einen medizinischen Mundschutz handelt", sei das Tragen gestattet, teilt Hertha-Pressesprecher Marcus Jung mit. Ein Freibrief für die Ultras ist das also nicht.

Ist eine Großveranstaltung unter freiem Himmel weniger bedenklich als in einem geschlossenen Raum?

Tatsächlich macht beispielsweise das Robert-Koch-Institut bei seiner Risikoeinschätzung zu Großveranstaltungen hier einen Unterschied. Als zusätzliche Risikofaktoren werden Indoor-Veranstaltungen, begrenzte Räumlichkeiten und schlechte Belüftung der Räume genannt.

Allerdings erfüllen auch die Gegebenheiten im Olympiastadion einige der Risikokriterien: Es kommt eine große Menschenanzahl mit hoher Dichte zusammen. In der Fankurve besteht eine hohe Zahl von Kontaktmöglichkeiten mit Nebenleuten. Darüber hinaus dauert ein Fußballspiel relativ lange. Die Zahl der Infektionsmöglichkeiten erhöht sich entsprechend.

Kann ich beim Torjubel den Fan neben mir bedenkenlos umarmen?

Als weiterer Risikofaktor bei Großveranstaltungen gilt laut RKI eine „enge Interaktion“ zwischen den Teilnehmenden. Das ist beispielsweise beim Tanzen der Fall, aber auch, wenn man seinen Nachbarn kräftig umarmt. Das sollten Fans bei aller Freude also lieber sein lassen.

Kann ich problemlos mit der U-Bahn zum Stadion anreisen?

Grundsätzlich gilt: Je mehr Menschen auf engem Raum, umso größer die Ansteckungsgefahr. Wie immer ist damit zu rechnen, dass viele Fans die U2 auf dem Weg zum Stadion nutzen werden. Die U-Bahnen selbst sind zudem kaum belüftet, die Viren können sich ideal verteilen. Wer ganz sicher gehen will, sollte auf andere Verkehrsmittel umsteigen.

Hertha-Fans im Olympiastadion in Berlin.

© Tsp/ Manfred Thomas

Muss ich für die Anreise mehr Zeit einplanen?

Vor dem Stadion wird es zusätzliche Sicherheits- und Hygienemaßnahmen geben. Der Verein will am Eingang Flyer mit Hygienehinweisen verteilten, sagte Hertha-Sprecher Jung. "Die Ordner können zum eigenen Schutz Einmalhandschuhe tragen." Grundsätzlich werde sich am Einlass allerdings nichts ändern. Fans werden trotzdem gebeten, am Einlass und auf den Zuwegen mit Zeitverzögerungen zu rechnen.

Sollte ich am Samstag aufgrund des Infektionsrisikos lieber zu Hause bleiben?

Hier gibt es keine eindeutige Antwort. Hertha BSC ruft die Fans in diesem Zusammenhang zur Eigenverantwortung auf. Wer sich krank fühlt oder grippeähnliche Symptome zeigt, solle auf einen Stadionbesuch lieber verzichten.

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Hertha BSC hat in Absprache mit dem Gesundheitsamt Charlottenburg-Wilmersdorf für das Heimspiel einige weitergehende Maßnahmen angekündigt:

  • In den Toiletten stehen Einweg-Papierhandtücher bereit, die nach Benutzung direkt und sicher entsorgt werden sollten
  • Der im Olympiastadion anwesende Sanitätsdienst wird personell und infrastrukturell für Verdachtsfälle aufgestellt.
  • Die Toiletten werden öfter als sonst gereinigt. Besonders auf Türklinken soll verstärkt geachtet werden.
  • Zum Umgang mit Verdachtsfällen werden die Zuschauer im Vorfeld sowie im Stadion selbst umfassend informiert.

Darüber hinaus sollten Fans, wie bei anderen Großveranstaltungen auch, die Berührung von Schleimhäuten vermeiden und sich nach der Benutzung von Toiletten, nach Personenkontakt und vor dem Essen gründlich die Hände waschen.

In der Ostkurve des Olympiastadions wird es auch an diesem Samstag wieder gedrängt zugehen. Ein Grund für erhöhte Vorsicht.

© Johannes Eisele/DDP

Könnte das Spiel noch kurzfristig abgesagt werden?

Einschreiten müsste in diesem der Amtsarzt des jeweiligen Gesundheitsamts. Im Fall des Olympiastadions ist das der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf. Dessen Gesundheitsstadtrat Detlef Wagner von der CDU will das Hertha-Spiel stattfinden lassen.

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"Das Gesundheitsamt ist hier in ständiger Abstimmung mit dem RKI und anderen Instituten, im die aktuelle Gefährdungslage einzuschätzen", begründete er die Entscheidung. "Wir haben in Berlin noch keinen Corona-Hotspot und im Verhältnis zu anderen Bundesländern noch relativ wenige Verdachtsfälle."

Dennoch beobachte man sehr genau, inwiefern sich die Lage womöglich verändere. Für die Entscheidung, das Spiel stattfinden zu lassen, habe nicht zuletzt die verhältnismäßig gute Belüftung im Olympiastadion den Ausschlag gegeben. Fans wissen: Es zieht im Oberrang.

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Gesundheitsstadtrat Wagner betont, dass Berlin bislang kein Hotspot sei. Eine andere Bundesliga-Partie ist da schon viel näher dran: Am Samstagabend soll das Spitzenspiel Borussia Mönchengladbach gegen Borussia Dortmund stattfinden – nur wenige Kilometer vom Kreis Heinsberg entfernt, wo es viele Ansteckungen gab. Fans, die dort wohnen, bekommen vom Verein das Angebot, ihre bereits gekaufte Karte für das Spiel zurückzugeben und stattdessen kostenlos ein anderes Gladbacher Spiel zu besuchen.

Nicht überall in Europa wird ähnlich verfahren. In der italienischen Serie A beispielsweise am Wochenende ausschließlich Geisterspiele geben. Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte hatte am Mittwochabend verkündet, alle Sportveranstaltungen in Italien sollten vorerst ohne Publikum stattfinden. Dies gilt bis zum 3. April.

Kai Gies

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