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Je mehr Arbeitsplätze es gibt, desto konsumfreudiger sind die Menschen.

© Kai-Uwe Heinrich

Exklusiv

Konjunkturbericht der Senatswirtschaftsverwaltung: Berlins Wirtschaft floriert, nur das Baugewerbe schwächelt

In Berlin steigen die Umsätze von Industrie, Handel und Gastgewerbe. Das geht aus dem Bericht hervor, der dem Tagesspiegel vorliegt. Nur ein Gewerbe lässt nach.

Es läuft noch immer gut in der Berliner Wirtschaft. Im dritten Quartal haben die Unternehmen in der Hauptstadt erneut bessere Umsätze verzeichnet. In der Industrie fielen sie um 9,7 Prozent höher als im Vorjahreszeitraum aus, im Einzelhandel um 3,4 Prozent und im Gastgewerbe immerhin noch um einen Prozent. Das geht aus dem Konjunkturbericht der Senatswirtschaftsverwaltung hervor, der dem Tagesspiegel vorab vorliegt.

Positive Folgen für den Arbeitsmarkt

Die Umsatzsteigerungen hatten positive Folgen auch für den Arbeitsmarkt: Im September gab es laut Senatsverwaltung 1,5 Millionen sozialversicherungspflichtige Beschäftigte – das ist ein Plus von 3,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresstand. Berlin übertrifft laut dem Bericht damit klar das bundesdurchschnittliche Wachstum von 1,6 Prozent und bleibt das Bundesland mit der höchsten Zuwachsrate an Arbeitsplätzen.

Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) sagte dem Tagesspiegel zu den jüngsten Konjunkturdaten: „Die wirtschaftliche Entwicklung Berlins fällt ungeachtet der konjunkturellen Risiken weiterhin günstig aus. Ich rechne für das Jahr 2019 mit einem Wachstum von etwa zwei Prozent. Damit liegen wir das sechste Jahr in Folge über dem Bundesdurchschnitt.“

Vor allem der Einzelhandel konnte profitieren

Vor allem der Einzelhandel konnte laut Senatsverwaltung von der guten Entwicklung am Arbeitsmarkt profitieren. Denn wenn mehr Menschen Arbeit haben, wirkt sich das auch auf die Konsumfreude aus. Im Zeitraum zwischen Januar bis September lag der Umsatz in dieser Branche um 3,4 Prozent höher als im Vorjahr. Vor allem der Onlinehandel lief bestens: Die Händler berichteten von einem Plus von 7,6 Prozent. Aber auch der stationäre Einzelhandel – also Läden und Kaufhäuser – haben zugelegt, nämlich um 3,4 Prozent.

Mit dem Tourismus konnte eine weitere Kernbranche der Berliner Wirtschaft vom Aufschwung profitieren. Das zeigen die steigenden Übernachtungszahlen, die von Januar bis September auf 25,76 Millionen zulegten. Der Vorjahreswert wurde damit um 973.000 oder knapp fünf Prozent übertroffen. Durchschnittlich blieben die Besucher aus dem In- und Ausland zweieinhalb Tage in Berlin. Die meisten Gäste kamen dabei aus Großbritannien (428.600 Übernachtungen), gefolgt von Touristen aus den USA (377.600).

Wachstum auf Baustellen der Stadt fiel schwächer aus

Auch in der Industrie ging es voran: Die Umsätze stiegen um 5,7 Prozent in den ersten neun Monaten dieses Jahres (bei Betrieben ab 50 Beschäftigten), die Zahl der Aufträge stieg um 7,5 Prozent. Ob auch die kommenden Monate derart positiv ausfallen, scheint unwahrscheinlich. Die Unternehmen sind wegen der zahlreichen wirtschaftspolitischen Krisen weltweit besorgt, etwa dem Brexit oder dem schwelenden Handelskonflikt zwischen China und den USA.

Schwächer fiel das Wachstum auf den Baustellen dieser Stadt aus: Dem Bauhauptgewerbe gelang nur noch ein Umsatzplus von 0,3 Prozent in den ersten neun Monaten, die Zahl der Aufträge wuchs zugleich nur noch um 2,7 Prozent. Das ist deutlich weniger als noch im Vorjahr, 2018 waren die Aufträge noch um 28 Prozent gestiegen.

„Wir bewegen uns im Baugewerbe auf sehr hohem Niveau“, sagte Senatorin Pop. „Auch wenn weitere Steigerungsraten aufgrund des bereits hohen Niveaus nun schwerer zu erreichen sind, besteht angesichts der Baunachfrage die Perspektive auf eine weiterhin rege Bautätigkeit in Berlin. Dafür sprechen außerdem die wachsenden Beschäftigungszahlen und die zunehmenden Einkommen in Berlin.“

40.000 neue Unternehmen in der Stadt

Besser lief es bei den Gründern. Rund 30.000 neue Unternehmen sind in den ersten neun Monaten dieses Jahres entstanden, was bedeutet, dass es am Jahresende wohl insgesamt 40.000 neue Unternehmen in der Stadt geben wird. Laut einer Studie der Investitionsbank Berlin (IBB) entsteht alle 15 Stunden ein neuer Betrieb in Berlin.

Vorne weg sind die Digitalgründungen – rund elf Prozent von den bundesweiten erfolgen in Berlin. Für die mittel- und langfristig erfolgreiche Entwicklung will Wirtschaftssenatorin Ramona Pop vor allem die „ökologische Modernisierung der Wirtschaft und die Positionierung Berlins als Standort für innovative Industrie vorantreiben“.

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Mit der Siemensstadt in Spandau, der Entscheidung von Tesla für die Hauptstadtregion, „aber auch den zahlreichen innovativen Startups, die rund zwei Drittel der bundesweiten Wagniskapital-Investitionen anziehen, gehen ungebrochen wichtige Signale für die wirtschaftliche Zukunft Berlins aus“, sagte Pop dem Tagesspiegel.

Tanja A. Buntrock

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