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Knut Soppa, hier auf einer Reise in New York, war ein lebensfroher Kulturmensch, geliebter Pfarrer und ein treuer Freund.

© Klaus-Dietmar Gabbert / dpa

Knut Soppa ist tot: Berlin trauert um den legendären Pfarrer der Gedächtniskirche

Er traf die Queen, beerdigte Harald Juhnke und Hildegard Knef: Der Pfarrer Knut Soppa ist gestorben.

In den Schicksalsjahren der Stadt war Pfarrer Knut Soppa nicht wegzudenken von der Kanzel der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche, die in West-Berlin Hauptkirche und Sehenswürdigkeit zugleich war. Dort wirkte er von 1978 bis 1998 als Gemeindepfarrer.

Das war er von ganzem Herzen, ob es um Kindergottesdienste ging, um Konfirmandenunterricht, um Seniorenarbeit oder um Gemeindefreizeiten. Sein Charisma zog die Menschen an. Theoretische Theologie war seine Sache nicht. Sein Markenzeichen waren die betont alltagstauglichen Predigten, nah am Menschen dran.

„Das war ihm immer wichtig“, erinnert sich sein Jugendfreund Peter Hübner, Mitstreiter aus der Zeit im Schülerbibelkreis in Lichtenrade. Schon damals sei Knut Soppa rasch in die Rolle einer Leitfigur hineingewachsen. Bevor er 1978 an die Gedächtniskirche berufen wurde, hat er im Wedding in der Kapernaum-Gemeinde gewirkt. Eine gute Schule, um auf Dauer die Bodenhaftung zu behalten.

Knut Soppa hat dann auch die Queen durch die Gedächtniskirche geführt, hat unter anderem die Trauerfeiern für Harald Juhnke, Brigitte Mira, Götz Friedrich und Hildegard Knef ausgerichtet.

Dass er homosexuell war, hat er dem Bischof vor seinem Amtsantritt in der Gedächtniskirche bekannt gemacht. Für ein öffentliches Outing war es 1978 noch zu früh. Die Gemeinde ahnte es gleichwohl. Geheiratet hat er seinen Partner, mit dem er 44 Jahre zusammen war, aber erst nach der Pensionierung.

Knut Soppa (rechts) im Garten der Liebermann-Villa mit seinem Mann Jürgen Demandt.
Knut Soppa (rechts) im Garten der Liebermann-Villa mit seinem Mann Jürgen Demandt.

© Privat

Jürgen Demandt sah sich durchaus als Pfarrmann. In der Osternacht trug er die Kerze in die Kirche. Wenn der Pfarrer seine Gesprächsrunden und Kreise hatte oder zu Festen einlud, war der Partner mit den Vorbereitungen beschäftigt. Umgekehrt feuerte der Pfarrer seinen Partner bei dessen Marathonläufen an. Einladungen ergingen eigentlich immer an sie beide, als Paar. Sie waren Pioniere der Normalität.

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Jürgen Demandt erinnert sich an Knut Soppas Charisma, an seine Bereitschaft, zu jeder Zeit für Gespräche zur Verfügung zu stehen. Und an die Begeisterung, mit der er im Kindergarten mit den Kindern Pfefferkuchenhäuser bastelte. Auch das letzte Weihnachtsgeschenk, das er von seinem Ehemann bekam, war ein Pfefferkuchenhaus.

Nach seinem frühen Ausscheiden aus dem Kirchendienst blieb er der Gemeindearbeit treu, mischte sich aber nicht mehr in aktuelle Entscheidungen ein. „Wann immer wir seine Unterstützung oder seinen Rat brauchten, war er ansprechbar und ist eingesprungen“, sagte Pfarrer Martin Germer, als er der Gemeinde am vergangenen Sonntag vom Tod des langjährigen Seelsorgers berichten musste. 2004/2005 kam Soppa noch einmal kurz zurück in sein altes Amt.

In seiner Traueranzeige steht: „Ich habe ihn geliebt“

Er hat viele bleibende Spuren hinterlassen in der Gedächtnis-Kirche. Besonders dem Bach-Chor galt seine Liebe und aktive Unterstützung. Er war es aber auch, der 1986 den Anstoß gegeben hatte, dass die Gemeinde Mitglied der Nagelkreuzgemeinschaft von Coventry wurde  einer internationalen Gemeinschaft, die den Geist von Versöhnung und Frieden pflegt.

Der Theologe war aber auch ein lebenslustiger Kulturmensch. Theater und Oper bedeuteten ihm viel, auch in Salzburg und Bayreuth. Außerdem fuhr er Ski und kochte gern. Nach der Pensionierung war er hin und wieder als Pfarrer auf Kreuzfahrtschiffen unterwegs. Jürgen Demandt erinnert sich an 120 Gottesdienstbesucher, die auf hoher See eine Predigt mit Applaus quittierten.

Er engagierte sich für Flüchtlinge und für die Ökumene. Dass das Christentum unteilbar ist, sei schon früh seine feste Überzeugung gewesen, erzählt Peter Hübner. Was den Menschen Knut Soppa für ihn persönlich ausgezeichnet hat: „Er war ein treuer Freund.“

Der Pfarrer und sein Mann Jürgen Demandt waren sogar ehrenamtliche Großväter, und die Enkel-Mutter kam in Soppas letzter Nacht dazu, um dem Paar beizustehen. Am 17. März ist Knut Soppa im Pfarrhaus seinem schweren Krebsleiden erlegen. Er wurde 82 Jahre alt. In die Traueranzeigen, die er an Freunde in aller Welt geschickt hat, schrieb Jürgen Demandt: „Ich habe ihn geliebt.“

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