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Knut

© dpa

Eisbär-Streit: Knut - das Tier der Begierde

Der Eisbär Knut wurde im Berliner Zoo geboren und beschert ihm einen Besucherrekord nach dem anderen. Die Gewinne lassen die Konkurrenz in Neumünster nicht ruhen - denn der dortige Tierpark ist der Eigentümer Knuts.

Der Streit um Anteile aus den Millionengewinnen mit der Knut-Vermarktung könnte eskalieren: Der Tierpark Neumünster wird womöglich doch gegen den Berliner Zoo vor Gericht ziehen. Die Neumünsteraner sind laut Vertrag Eigentümer Knuts – und erheben Anspruch auf einen Teil des 6,8 Millionen Euro betragenden Bilanzgewinns des Zoos aus dem Jahr 2007. „Wir haben immer noch keine Antwort auf unser Angebot, sich außergerichtlich mit einem Mediator zu einigen und behalten uns weitere Schritte vor“, sagte Neumünsters Tierpark-Chef Peter Drüwa dem Tagesspiegel. Sein Berliner Amtskollege, Zoo-Vorstand Bernhard Blaszkiewitz, betonte derweil während der gestrigen Hauptversammlung vor Zoo-Aktionären im Friedrichstadtpalast, dass er keinen Handlungsbedarf sehe: „Die Neumünsteraner wollen Geld haben. Unsere Anwälte haben aber festgestellt, dass der Einstellungsvertrag das nicht hergibt. Irgendwann kriegen sie ein paar Pinguine – und dann ist gut.“

Laut dem Rechtsgutachten habe Neumünster keinerlei Rechte auf Beteiligung, sagte Zoo-Sprecher Detlef Untermann. Es würden ständig Tiere zwischen Zoos ausgeliehen; in dem Vertrag gebe es auch keine Klausel zu Erlösen. Das bekannteste Zootier der Welt, Klimaschutzsymboltier Knut, gehört rechtlich gesehen Neumünster: Im so genannten Einstellungsvertrag steht, dass das „erste geborene und überlebende Jungtier“ von Knuts Vater, dem aus Neumünster entliehenen Eisbären Lars, Eigentum Neumünsters ist - also Knut. Vor allem um jenes handaufgezogene Tier zu sehen, strömten 2007 sogar 3,2 Millionen Menschen in den Zoo – so viele Besucher gab es noch nie. Im Vergleich zu 2006 war das eine Steigerung von 27 Prozent. 34 Prozent mehr Tages- und 38 Prozent mehr Jahrestickets wurden verkauft, steht im Zoo-Jahresberichtheft „Bongo“.

Trotzdem der Bär dem Kindchenschema entwuchs, ist seine Beliebtheit ungebrochen: Im ersten Quartal 2008 kamen nochmal mehr Besucher als im Vergleichszeitraum 2007 – im Mai 2008 waren es sogar mehr als im Mai 2007, als Menschen aus aller Welt stundenlang Schlange standen. Noch immer erkundigen sich internationale Medienvertreter regelmäßig im Zoo nach dem Bären.

Wie auf der Hauptversammlung von Vertretern des 13-köpfigen Podiums bekannt gegeben wurde, erhöhten sich auch die Umsatzerlöse aus dem Merchandising im ersten Knut-Jahr 2007 um das Neunfache auf 872 000 Euro – Knut-Produkte machen davon knapp 700 000 Euro aus. Dank Knut-Lizenzen kamen 618 000 Euro hinzu, durch „Erlöse aus Businesspartnerschaften“ 51 000 Euro. Allerdings musste der Zoo etwa für Lizenzen und Ordner auch 985 000 Euro aufwenden. Kritiker bemängelten gestern, es hätte noch mehr Erlöse sein können, wenn das Marketing nicht nach dem Weggang des zweiten Zoo-Vorstands zurückgefahren worden wäre. Die rund 500 anwesenden der 3700 Zoo-Aktionäre entlasteten Vorstand und Aufsichtsrat.

Beim Verbleib des Bären hat unterdessen Neumünster das letzte Wort. Laut Drüwa prüft jetzt der EU-Koordinator für Eisbärenzucht, wo und mit welchem Weibchen sich Knut in zwei, drei Jahren paaren könnte. Blaszkiewitz sagte, „wir gehen davon aus, dass der Bär weiter bei uns bleibt“. Spätestens Ende des Jahres muss sein Gehege aber umgebaut werden: Dann ist er so groß, dass er hinausspringen kann. Weltweit sorgen sich Menschen gerade in Internetforen um Thomas Dörflein. Knuts Pfleger war lange nicht im Zoo, weil er eine Erkrankung behandeln lassen musste. Annette Kögel

Annette Kögel

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