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Kita Gleimstrolche in Prenzlauer Berg.

© imago/Christian Mang

Berlin-Prenzlauer Berg: Kita bleibt trotz Misshandlungsvorwürfen offen

Eine Erzieherin soll Kinder misshandelt haben. Die meisten Eltern wollen ihre Kinder weiter in die Kita Gleimstrolche bringen - trotz vieler ungeklärter Fragen.

Von Sandra Dassler

Nach den Misshandlungsvorwürfen gegen eine Erzieherin der Kita Gleimstrolche (Haus 1) in Prenzlauer Berg (der Tagesspiegel berichtete) mehren sich Stimmen, die grundsätzliche Konsequenzen fordern. Hier gehe es nicht nur um das Verhalten einer einzelnen Erzieherin, sagt der stellvertretende Geschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Berlin und langjährige Kita-Experte Martin Hoyer: „Das ist eine Frage der Leitung und der gesamten Haltung innerhalb eines Hauses zum Umgang mit Kindern: Was ist angemessen, was demütigend und was absolut inakzeptabel?“

Fehlentwicklungen könnten nur entstehen, wenn sich Erzieher nicht untereinander austauschen, sagt Hoyer, wenn es keine demokratische Struktur im Team gibt und berechtigte Kritik als Anschwärzen diffamiert wird.

Fälle wie die in der Kita Gleimstrolche machten fassungslos, heißt es beim Landesverband des Deutschen Kinderschutzbundes. Sozialpädagogin Sabine Bresche, die in der Berliner Beratungsstelle arbeitet, fordert die Erarbeitung von Schutzkonzepten: „Kern eines solchen Konzeptes ist es zu klären, wie sich die Mitarbeiter gegenseitig ansprechen können, wenn sie ein ungutes Gefühl haben oder direkte Zeugen von Gewalt gegen Kinder durch Mitarbeiter werden.“

Am Dienstag fand in der Kita Gleimstrolche, in der die inzwischen fristlos gekündigte Erzieherin Kinder unter drei Jahren zum Essen gezwungen und an Matratzen gefesselt haben soll, ein sogenannter Team-Tag statt. Daran nahm auch die Kita-Aufsicht teil. Anschließend gab es ein Gespräch mit den Eltern, die sich – so sagt es der Geschäftsführer der Kita-Trägergesellschaft Kubibe, Thilo Schwarz-Schlüßler – gegen die Schließung der Einrichtung ausgesprochen hätten. Laut Bildungsverwaltung plädierten 80 von insgesamt 120 Eltern dafür, mit den verbliebenen Erziehern ab diesem Mittwoch einen Neustart anzugehen.

Das mag auch daran liegen, dass Kitaplätze in Pankow rar sind. Das bestätigt die Bezirksstadträtin für Jugend und Soziales, Rona Tietje (SPD): „Wir bieten betroffenen Eltern Hilfe an, aber die Wartelisten für Kitaplätze sind derzeit sehr lang.“

Den Tagesspiegel erreichen unterdessen neue Schilderungen über Missstände in der Kita. Ein Vater berichtet, dass seine Tochter schon vor acht Jahren dort oft allein im Zimmer gelassen oder mit dem Kopf auf den Stuhl gestoßen worden sei.

Geschäftsführer Schwarz-Schlüßler bat um Zeit für eine vollständige Aufarbeitung. Zur wichtigsten Frage, warum das Verhalten der Erzieherin so lange unentdeckt oder geduldet blieb, könne er sich derzeit nicht äußern: „Das ist Gegenstand der strafrechtlichen Untersuchungen“, sagte er. Sandra Dassler

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