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Begehrte Plätze: In Berlin fehlen nach wie vor Kapazitäten.

© Monika Skolimowska/dpa

Kita-Bau in Berlin: Der Senat hat sich selbst überschätzt

Der Senat hält sein Versprechen nicht, bis Jahresende 27 Schnellbau-Kitas fertigzustellen. Das liegt vor allem an Selbstüberschätzung, meint unsere Kolumnistin.

Der Berliner Senat konnte sich kürzlich über zusätzliche 239 Millionen Euro aus Bundesmitteln für Kitas (Gute-Kita-Gesetz) freuen. Da der Kitabesuch schon gebührenfrei ist, sollen die Mittel unter anderem für Gehaltszulagen in sozialen Brennpunkten und für Verbesserungen in der Tagespflege ausgegeben werden.

So weit, so gut für Kinder, die schon einen Platz haben. Doch was ist mit den verzweifelt suchenden Eltern, die schon vor einem Jahr für mehr Plätze demonstrierten, Anzeigen schalteten: „Suche Kitaplatz, biete 5000 Euro“? Die meisten gehen leer aus, denn zeitgleich musste der Senat eingestehen, dass die seit 2016 geplanten 27 neuen Kitas in Holz-Schnellbauweise mit insgesamt 3400 Plätzen nun doch nicht, wie versprochen, ab diesem Jahr sukzessiv zur Verfügung stehen.

Als Erfolg wurde dennoch vermeldet, dass immerhin neun aktuell in Auftrag gegeben werden konnten, also ein Drittel. Ein aktueller Verlust von mehr als 2000 Plätzen. Gebraucht werden weit mehr, nämlich circa fünfzehntausend bis 2022. Nun könnte es die ersten zusätzlichen bestenfalls 2020 geben.

Wie muss man sich eigentlich anstellen, um das seriöse Vorhaben der mobilen Kitabauten scheitern zu lassen? Dafür scheint es besondere Expertise bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen zu geben: Amtliche Selbstüberschätzung und Realitätsmangel.

Die Administration war absolut sicher, schnell einen Anbieter für 27 vollgenehmigte Typenbauten zu finden. Erfahrene freie Kitaträger, die tausende Plätze in den letzten zwei Jahren geschaffen hatten, boten sich als Auftragnehmer für kleinere Baulose an. Man lehnte sie ab. Wir schaffen das alleine.

Vertragsstrafen und unrealistische Fristen schreckten ab

Doch im überhitzten Baumarkt fand sich kein Großanbieter. Das Risiko von Vertragsstrafen wegen der unrealistischen Fertigstellungsfristen war zu groß. In der Not erinnert man sich an die einst verschmähten Bewerber, die freien Träger. Die werden die Termine einhalten, weil sie mit kleinen regionalen Firmen zusammenarbeiten können und gezwungen sind, auf Termine und Geld zu achten. Der Senat muss das offensichtlich nicht.

Anmerkung der Redaktion: Dieser Text ist am Sonntag im gedruckten Tagesspiegel versehentlich im falschen Layout und unter falschem Namen erschienen, nämlich unter dem Namen unserer Kolumnistin Ursula Weidenfeld. Wir bitten, diesen Fehler zu entschuldigen.

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