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Yo Bro. „Once Upon a Time... in Hollywood“ war eine der letzten Premieren im Cinestar am Potsdamer Platz. Weltstars wie Brad Pitt und Quentin Tarantino kamen – Michael Müller war auch dabei.

© Jens Kalaene/dpa

Kino schließt nach 20 Jahren: Das waren die glamourösesten Premieren im Cinestar

Das Cinestar im Sony-Center war über Jahre Berlins wichtigstes Premierenkino. Nun hat es geschlossen. Ein Rückblick.

Der allerletzte Film im Cinestar am Potsdamer Platz? Letztlich ist das egal, wichtiger ist die – freilich nur theoretische – Spekulation, welcher denn der bestmögliche letzte Film gewesen wäre. „Cinema Paradiso“ vielleicht? Darin brennt – das blieb dem Cinestar erspart – ein wunderschönes Kino ab, immerhin endet Giuseppe Tornatores Meisterwerk melancholisch-versöhnlich mit einer noch schöneren Serie von Filmküssen.

Passender aber wäre – nun gut, es handelte sich nur um ein Fernsehspiel – Fritz Umgelters für den SDR erstellte Version von Bertolt Brechts „Der gute Mensch von Sezuan“, mündet dieses Stück doch in die vielzitierten Zeilen: „Wir stehen selbst enttäuscht und sehn betroffen / Den Vorhang zu und alle Fragen offen“.

Am Silvesterabend fiel nun also auch im Cinestar im Sony-Center der Vorhang, nach rund 20 Jahren, und auch hier bleiben manche Fragen offen. Zum Beispiel: Was wird aus dem Kino? Wohin kann das an Filmen in der Originalsprache interessierte Publikum ausweichen? Und nicht zuletzt: Wo soll man jetzt den roten Teppich ausrollen?

Denn das Cinestar hatte sich rasch zum führenden Premierenkino der Stadt entwickelt, überrundete dabei locker das auf der anderen Seite der Potsdamer Straße gelegene Cinemaxx und sogar den traditionsreichen Zoo Palast, der ihm erst nach der Wiedereröffnung 2013 Paroli bieten konnte und wieder öfter im Premierenglanz erstrahlte.

Auch das neue UCI Lux am Mercedes-Platz in Friedrichshain wird mittlerweile gern für große Premieren genommen, es liegt nur leider nicht so zentral wie das nun geschlossene Cinestar am Potsdamer Platz, jenem ehemaligen Grenzort zwischen West und Ost.

Das waren die schönsten Dekorationen unterm Zeltdach

Ach, man kann schon ein wenig ins wehmütige Schwärmen kommen, wenn man sich die Reihe der Stars in Erinnerung ruft, die dort über den erwähnten, schier endlos langen roten Teppich liefen und beidseitig Kreischalarm auslösten. Etwa im vorigen Sommer Quentin Tarantino, Brad Pitt und Leonardo DiCaprio in „Once Upon a Time... in Hollywood“.

Unvergessen sind auch die Dekorationen, die unterm Zeltdach aufgebaut wurden und einen ansehnlichen bis imposanten Eindruck von dem jeweiligen Film vermittelten. Wen interessierte da noch, dass Matthias Schweighöfer im wahren Leben an Flugangst litt, da er doch so mannhaft vor einen roten Dreidecker, dem Filmnachbau des legendären Fokker Dr. I, posierte, Ende März 2008 bei der Premiere von „Der Rote Baron“.

Für die Premiere von "Der Rote Baron" hoben Flieger im Sony-Center ab.
Für die Premiere von "Der Rote Baron" hoben Flieger im Sony-Center ab.

© Thilo Rückeis

Und auch der Feind war präsent, mit einem britischen Sopwith-Camel-Doppeldecker, wie ihn auch Snoopy immer gerne nutzt, wenn er sich mit seinem Erzgegner Manfred von Richthofen auf einen Luftkampf einlässt, einen originalen Dogfight sozusagen.

Damals hatte sich das Cinestar schon viele Male als Premierenort bewährt, der dem Publikum den seltenen Vorteil bot, selbst bei strömendem Regen seinen Stars im Trockenen zujubeln zu können, auf diese Begegnung durch passende Ausschmückung des Ortes mitunter schon Wochen zuvor eingestimmt.

Da klebt was an der Wand. 2004 war die Premiere von Spiderman im Cinestar.
Da klebt was an der Wand. 2004 war die Premiere von Spiderman im Cinestar.

© Thilo Rückeis

Zum Beispiel auf Spider-Man, der erst 2002 und dann noch einmal 2004 an der Fassade über dem Kinoeingang hing. An die erste Premiere wird noch in der Fotogalerie erinnert, die in der Passerelle zwischen Bahnhof und Sony-Center die frühen Jahre des Sony-Centers feiert. Beim ersten wie beim zweiten Mal war Tobey Maguire, damals Darsteller des Spinnenmannes, anwesend, beide Male begleitet von Kirsten Dunst, Peter Parkers Herzdame Mary Jane. Beim ersten Mal war auch Willem Dafoe, der Green Goblin, dabei.

Ein Pferd, James Bond und Dwayne „The Rock“ Johnson

Der wohl höchste Kulissenbau in der Premierengeschichte des Kinos aber war antik. Ein hölzernes Pferd stand da, scheinbar eine Opfergabe für die Götter, an sich aber eine perfide Kampfmaschine durch die im Inneren verborgenen Kämpfer. Das war im Frühjahr 2004, als Wolfgang Petersen mit „Troja“-Stars wie Brad Pitt, Eric Bana und Diane Kruger zur Premiere anrückte.

Zu „Der seltsame Fall des Benjamin Button“, wieder mit Brad Pitt als Stargast, genügte dagegen eine überdimensionale, in die falsche Richtung laufende Bahnhofsuhr, und bei „I, Robot“ im Herbst 2004 ein futuristischer Audi. Im Film fuhr ihn Will Smith, der bei der Premiere, wie zwei Jahre zuvor schon bei der „Men in Black 2“-Gala, für seine Fans vor dem Kino rappte.

Klar, auch einen von Bonds Aston Martins inklusive Hauptdarsteller Daniel Craig sah man schon unterm Zeltdach, und eine zu Badefreuden verlockende Szenerie zur „Baywatch“-Premiere mit Dwayne Johnson im Mai 2017. Die angekündigte Beachparty fiel allerdings aus, aus Respekt vor den Opfern des Anschlags von Manchester kurz zuvor.

Dwayne Johnson wurde nun auch die fragwürdige Ehre zuteil, der Stargast der letzten Cinestar-Premiere zu sein, vor einigen Wochen mit „Jumanji: The Next Level“. Für den Premierenort wurde es „The Last Level“. Leider.

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