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„Share Cocks not Pox“-Kampagne in Berlin: Keine dummen Sprüche, bitte – sondern Impfstoff!

In Berlin wird mit einem gewagten Slogan für die Affenpocken-Impfung geworben. Doch statt peinlicher Kampagnen muss erst mal Impfstoff her. Ein Kommentar.

Fast so catchy wie die Infektion: „Share Cocks not Pox!“ heißt es auf einem digitalen Plakat des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (Lageso), und weiter: „Know the risks of MPX“ (zu Deutsch: „Teile Schwänze, nicht Pocken! Kenne die Risiken von Affenpocken.“) Das Lageso wirbt damit in sozialen Medien und auf Webseiten. Nur, für was eigentlich?

Dass es die Infektionskrankheit Affenpocken gibt und diese sich besonders in Berlin verbreitet, dürfte den Wenigsten entgangen sein. Klar, Aufklärung darüber, wie man sich bei einer Infektion verhält oder sich vor einer solchen schützt, schadet nicht.

Auf der Lageso-Webseite werden zum Schutz vor der Krankheit zwei Dinge empfohlen: Erstens die Impfung gegen Affenpocken – nur, dass es in Berlin nicht genügend Impfstoff gibt. 8000 Dosen liegen bereit, nachdem sich der Start der Impfkampagne länger verzögert hatte. Für einen vollständigen Impfschutz sind zwei Dosen nötig, macht 4000 Impfungen. Die Nachfrage ist jedoch viel größer.

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Die Aidshilfe schreibt, dass es häufig schwierig sei, einen Termin zu bekommen. Praxen, die Impfstoff bekommen haben, berichten von täglich Hunderten E-Mails mit Terminanfragen. Dabei kann die meist „harmlose“ Infektion durchaus schwere Verläufe hervorrufen – besonders gefährdet sind offenbar Menschen mit einer HIV-Erkrankung. Klar, dass diese bei der Impfung Vorrang bekommen sollen.

Der zweite Lageso-Tipp für alle, die erst mal keine Imfpung bekommen, lautet deshalb ganz pragmatisch: Anzahl der Sexpartner:innen verringern. Wieso aber wird dann damit geworben, „Cocks“ zu teilen? Vielleicht sollte Berlin erst mal Geld in die Impfkampagne stecken als in peinliche, homosexuelle Männer stigmatisierende Werbekampagnen.

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