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Aber bitte mit Service. Als Besucher einfach nur Popcorn und ’ne Cola mit in den Kinosaal schleppen? Im neuen Zoo-Palast muss das nicht sein.

© Doris Spiekermann-Klaas

Zoo-Palast: Kein neuer Kinoboom für Berlin

Auch wenn die Wiedereröffnung des Zoo-Palastes in der City West jetzt groß gefeiert wird: Neue Lichtspielhäuser für Berlin wird es kaum geben.

Die Liste reicht vom alten Weddinger Alhambra bis zum Spandauer Wichern- Kino: Mehr als 50 Berliner Lichtspielhäuser werden von den Betreibern der privaten Webside Kinokompendium.de unter der Rubrik „Geschlossene Kinos“ aufgelistet – eine Bilanz des Berliner Kinosterbens der jüngeren Vergangenheit. Gewiss, die Zahl führt etwas in die Irre, aufgeführt sind auch Häuser wie das Filmkunst 66, 1993 zwar geschlossen und abgerissen, doch durch ein Wohn- und Geschäftshaus mit Zwei-Saal-Kino ersetzt. Und auch für das 1999 verschwundene Alhambra kam ein Neubau. Dennoch: Es sind tiefe Lücken in der Kinolandschaft geschlagen worden, gerade im Umfeld des Zoo-Palasts, dessen Wiedereröffnung am Mittwoch bevorsteht: Gloria, Filmbühne Wien, Marmorhaus – einst glamouröse Adressen, alle weg auf Nimmerwiedersehen. Gerade an exponierten Straßen wie dem Kurfürstendamm waren die Gewerbemieten sprunghaft gestiegen, mit Kino war das nicht mehr zu erwirtschaften.

Daran hat sich nichts geändert, auch wenn das alte Flaggschiff an der Hardenbergstraße jetzt wieder frisch aufgetakelt wurde für die weitere Reise durch die stürmische Kinosee. Und der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit mag in einem im „Film-Echo“ veröffentlichten Grußwort zur Wiedereröffnung die „Renaissance der City-West“ beschwören, die im vollen Gange sei – eine Welle von Kinoneueröffnungen ist nicht zu erwarten, nicht in der City-West, nicht in der City-Ost und auch nicht anderswo. Zwar gibt es einige „unterversorgte Stadtteile“ und auch freie Flächen, die sich für Kinos anbieten, wie Christian Berg, Kinobeauftragter des Medienboards Berlin-Brandenburg, sagt. Stadtviertel wie Wedding und Umgebung mit sich umschichtenden Einwohnerschaften beispielsweise. Aber von aktuellen Plänen der großen Kinobetreiber ist ihm nichts bekannt. Eher erwartet er ein Potenzial im Off-Off-Bereich, nennt als Beispiel das Kino Zukunft am Ostkreuz, seit Anfang 2012 als Teil eines Kulturkonglomerats aus Bar, Galerie etc. im Betrieb und Berlins jüngste Kinogründung. Insgesamt sei die Situation in Berlin aber sehr gut, eine Einschätzung, die so ähnlich auch Andreas Kramer, stellvertretender Vorstandsvorsitzender beim Hauptverband Deutscher Filmtheater (HdF Kino), teilt: Die Zahlen der Kinos und der Leinwände seien hier „sehr stabil“.

Mit neuen Häusern im Zoo-Palast-Format ist aber nicht zu rechnen. Kramer und Berg haben jedenfalls nichts gehört. Ähnliches erfährt man bei Firmen, die in der Entwicklung neuer Stadtteile engagiert sind. „Theoretisch geeignet“, sagt Markus Diekow, Sprecher der CA Immo, die die Europa-City nördlich des Hauptbahnhofs entwickelt. Aber bislang ist kein Kinobetreiber aktiv geworden, was ebenso für das Areal um die O2-World gilt.

Auch die Nachfrage bei großen Kinoketten ergibt fast nur Kopfschütteln. Berlin sei ein extrem wichtiger Standort, verlautet aus der Lübecker Cinestar-Zentrale. Man investiere kontinuierlich in Ausstattung und Technik, besonders beim Flagship-Kino, dem CineStar am Potsdamer Platz. Doch zugleich gilt: „Eine weitere Expansion in Berlin ist derzeit nicht vorgesehen.“ Auch bei der UCI, bis vor drei Jahren Chefin im Zoo-Palast, winkt man ab: keine Expansionspläne.

Bewegung immerhin bei den Cineplex- Häusern: Dort hat man den Steglitzer Titania-Palast vor drei Jahren um zwei Säle aufgestockt, Ähnliches wird für das Haus am Rande der Altstadt Spandau geprüft. Aber ein neues Kino? Kein Gedanke.

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