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Kein Empfang: Auf der Karte der Bundesnetzagentur können Nutzer sehen, wo sich Funklöcher befinden.

© dpa

Gefährliche Funklöcher in Brandenburg: Kein Empfang für den Notruf

Funklöcher können im Notfall lebensbedrohlich sein. Minister Scheuer will eine Mobilfunkstrategie ausarbeiten, doch schon jetzt gibt es Kritik.

Der Mann war auf der B96 zwischen Fürstenberg und Gransee im Norden Brandenburgs unterwegs. Es war am Freitagabend vor einer Woche, der Fahrer überholte einen Lastwagen und stieß mit einem entgegenkommenden Lastwagen zusammen. Der Mann starb, der Lkw-Fahrer wurde verletzt. Später berichtete der andere Lkw-Fahrer dem RBB, wie mehrere Zeugen die Feuerwehr alarmieren wollten. Doch alle waren im Funkloch, die Handys ohne Empfang. Einer der Zeugen lief mehrere Hundert Meter weit auf eine Anhöhe – und erreichte von dort endlich die Feuerwehr. Dem RBB sagte der Lkw-Fahrer: „Es war ein Moment der absoluten Hilflosigkeit.“

Funkloch-App gibt Auskunft über aktuellen Stand

Einen Überblick darüber, wie groß die Lücken im Mobilfunk sind, bietet eine Karte, die am Donnerstag von der Bundesnetzagentur veröffentlicht wurde. Sie basiert auf den Daten der Funkloch-App, die vor einem Jahr im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur gestartet war.

Die Lage der Netzabdeckung in Brandenburg.

© breitbandmessung.de Montage: Tsp/Böttcher

Minister Andreas Scheuer (CSU) hatte damit „die Jagd auf weiße Flecken im Mobilfunknetz eröffnet“. Seither haben Nutzer die App 187 000 mal installiert. „Insgesamt wurden bisher knapp 160 Millionen Messpunkte durch Nutzer ermittelt“, sagt Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur. Die Idee ist nicht neu: 2017 hatte die Brandenburger CDU-Landtagsfraktion einen Funklochmelder aufgesetzt – seither hat sich wenig verbessert.

Auf der Deutschlandkarte wird mit farbigen Waben angezeigt, wo es kein Netz gibt und in welchen Geschwindigkeiten mobiles Internet verfügbar ist. Dabei können sich die Nutzer zwischen verschiedenen Netzbetreibern wählen. Besonders große Gebiete ohne oder mit schlechtem Mobilfunkempfang zeigen sich in der Uckermark, in dünn besiedelten Gegenden im Landessüden, aber auch im Berliner Umland.

Funklöcher sind im Notfall lebensgefährlich

Minister Scheuer ist derzeit dabei, eine Mobilfunkstrategie auszuarbeiten. Wie die Erkenntnisse aus der Funkloch-App aufgegriffen werden, konnte sein Haus auf Anfrage nicht beantworten. Der FDP-Bundestagsfraktionsvize Frank Sitta hatte die App schon im Vorfeld als „Marketing-Gag“ kritisiert. Nutzer der App hatten über technische Probleme geklagt. Ob sie den wahren Umfang der Netzmängel erfasst, ist daher ebenfalls offen.

Dennoch: Im Notfall können die Funklöcher lebensgefährlich sein. Als im August 2018 der große Waldbrand bei Treuenbrietzen in Potsdam-Mittelmark ausbracht, standen unzählige Einsatzkräfte im Funkloch, die Telekom musste einen mobilen Mast aufstellen, auch für den Digitalfunk der Feuerwehr. Als im Dezember in Steinförde bei Fürstenberg ein Forsthaus in Flammen aufging, konnte der Förster nicht die Feuerwehr rufen. Mit einer Rauchgasvergiftung schleppte er sich ins Auto, fuhr zwei Kilometer über den Waldweg bis zu nächsten befestigten Straße, um 112 wählen zu können. An insgesamt 53 Orte im Land gab es bis Ende 2018 keinerlei Handyempfang.

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