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Berlin: Jung und zu schnell: Zwei Jugendliche starben bei Unfall

Kleinwagen mit sieben Insassen prallte gegen Bus. Polizei: Heranwachsende fahren besonders gefährlich

Glassplitter, eine ungeöffnete Mullbinde und Kratzspuren auf Rad- und Gehweg: stumme Zeugnisse eines Unfalls, bei dem auf der Brandenburgischen Straße am Sonnabend gegen 21.15 Uhr zwei 17-jährige Jugendliche starben – einer der schwersten Unfälle der letzten Jahre. Drei weitere junge Leute, 15, 16 und 17 Jahre alt, erlitten schwerste Verletzungen, einer von ihnen liegt mit lebensgefährlichen Kopfverletzungen im Krankenhaus, sagte Charité-Sprecherin Kerstin Ullrich. Der 19 Jahre alte Fahrer und sein 18 Jahre alter Beifahrer kamen mit leichten Verletzungen davon.

Erst vor wenigen Tagen hatte Polizeipräsident Dieter Glietsch bei der Vorstellung der Verkehrsunfallstatistik für 2004 darauf hingewiesen, dass vor allem junge Menschen bis 24 Jahre an Verkehrsunfällen beteiligt sind. Die Unfallursachen sind laut Glietsch immer die gleichen: Die Fahranfänger überschätzen sich, sie fahren zu schnell und haben zu wenig Fahrpraxis.

Insgesamt sieben jungen Leute hatten sich am Samstagabend in den schwarzen Opel Corsa gezwängt. Der 19-jährige Fahrer hat seinen Führerschein erst seit etwa einem Jahr. Es war kurz nach 21 Uhr, die Brandenburgische Straße war nass und glitschig, aber nicht eisglatt. Vermutlich raste der Fahrer mit hoher Geschwindigkeit über den Fehrbelliner Platz in Richtung Konstanzer Straße. Was sich genau zugetragen hat, konnte die Polizei bisher nicht klären. Alkohol oder Drogen scheinen nach ersten Ermittlungen nicht im Spiel gewesen zu sein.

Auf der geraden Strecke verlor der Fahrer die Gewalt über den Wagen, der schleuderte, rammte das Heck eines geparktes Reisebusses, raste über den Gehweg und landete im Gebüsch des Preußenparks. Zwei der Jugendlichen waren nicht angeschnallt, einer von ihnen wurde durch den Aufprall aus dem Auto geschleudert. Der Fahrer scheint nicht einmal gebremst zu haben – am Unfallort konnten keinerlei Bremsspuren gesichert werden. Das erschwert es der Polizei, die Geschwindigkeit des Fahrzeugs beim Unfall festzustellen. Ärzte und die Besatzungen von drei Notarztwagen und fünf Rettungswagen der Feuerwehr kämpften um das Leben von fünf der sieben Jugendlichen. Mediziner des Benjamin-Franklin-Klinikums versuchten mit allen Mitteln, den 17-jährigen Jugendlichen zu reanimieren – erfolglos. Auch das gleichaltrige Mädchen, das ins Rudolf-Virchow-Klinikum in Wedding gebracht worden war, erlag dort seinen schweren Verletzungen.

Insgesamt kamen im vergangenen Jahr 71 Menschen bei Unfällen in der Stadt ums Leben. Die Zahl der Verkehrstoten ist in den letzten Jahren ständig gesunken, die Zahl der Unfälle war 2004 mit rund 125 000 die niedrigste seit der Wende. Nach wie vor aber verursachen junge Fahrer viele Unfälle: Durchschnittlich jeder sechste Verkehrsunfall geht auf ihr Konto. Zehn Verkehrsteilnehmer dieser Altersgruppe starben vergangenes Jahr in Berlin und 214 wurden schwer verletzt. Fast 2000 Unfälle, bei denen Menschen verletzt wurden, sind 2004 von Fahrern bis 24 Jahre verursacht worden.

In diesem Jahr kamen bereits fünf Menschen bei Verkehrsunfällen in der Stadt ums Leben, drei der Opfer waren zwischen 17 und 22 Jahre alt. Ende Januar prallte ein 22-Jähriger auf dem Teltower Damm in Lichterfelde mit seinem Auto gegen einen Ampelmast. Der Mann war in einem gestohlenen Auto unterwegs und hatte die Gewalt über den Wagen verloren.

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