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Wasserturm am Ostkreuz in Berlin: Jetzt entscheidet doch das Geld

Beim Verkauf des Wasserturms am Ostkreuz soll jetzt der Preis entscheiden. Ursprünglich hatte die Bahn auf das beste Nutzungskonzept gesetzt.

Die Bahn braucht ihn nicht mehr. Nutzlos ragt er gen Himmel, der Wasserturm am Ostkreuz. Einst lieferte der das Wasser für die Dampfloks, heute fahren die Züge unter ihm längst elektrisch angetrieben. Einfach abreißen kann die Bahn den Turm aber nicht, er steht unter Denkmalschutz und ist längst zu einem Wahrzeichen im Kiez geworden. Daher will die Bahn ihn verkaufen. Die Verhandlungen gehen in die Endrunde. Ein knappes Dutzend Interessenten soll es geben.

Ursprünglich hatte die Bahn darauf gesetzt, dass das beste Konzept für eine Nachnutzung entscheidend sein soll beim Zuschlag. Der Preis sollte keine so große Rolle spielen. Viel zu holen ist ohnehin nicht. Experten rechnen damit, dass etwa 200 000 Euro in die Kasse kommen. Denn um den Turm anders nutzen zu können, sind teure Umbauten erforderlich, die mehrere Millionen Euro verschlingen können.

Eine Idee: Café, Galerie, Ferienwohnungen

Nach Tagesspiegel-Informationen hat die Bahn nun aber eine Kehrtwende gemacht: Den Zuschlag soll demnach der Bewerber erhalten, der den höchsten Preis bietet. Zudem soll nicht festgeklopft werden, dass das vorgelegte Konzept auch umgesetzt wird. Auch ein Weiterverkauf – mit Gewinn – soll nicht ausgeschlossen werden. Dies öffnet Spekulanten allen Spielraum, befürchten Bewerber, die ein Konzept entwickelt haben.

Eines sieht vor, auf der unteren Ebene ein Café einzurichten und im Zwischengeschoss eine Galerie. Darüber könnten sieben kleine Ferienwohnungen entstehen. Mit den Einnahmen sollen die Galerie und das Café subventioniert werden, da beide nicht kostendeckend betrieben werden könnten. „Oben subventioniert unten“, heißt die Strategie einer Kiezinitiative. Der Kaufpreis sei damit aber nicht in die Höhe zu treiben.

Die Bahn werde den Turm zum Höchstgebot abgeben – und sich dann nicht mehr um die Anlage kümmern. Auch wenn der Turm jahrelang vor sich hingammeln sollte, falls ein Käufer nur darauf wartet, ihn eines Tages gewinnbringend veräußern zu können.

Bahn: Noch nichts entschieden

Die Bahn teilte lediglich mit, sie befinde sich in Verhandlungen und noch sei nichts entschieden. Das Problem dabei: Der Turm gehört dem Bereich Netze des Bahnkonzerns, wo man zunächst große Sympathie für einen Verkauf an einen Bewerber mit dem besten Nutzungskonzept hatte. Abgewickelt wird das Geschäft aber vom Immobilienbereich der Bahn. Und dort zählt vor allem das Geld.

Immerhin kann die Bahn beim Wasserturm unter mehreren Kaufinteressenten auswählen. Andere Gebäude, die ihren Ursprungsnutzen verloren haben, lässt die Bahn dagegen meist einfach verfallen – auch wenn sie denkmalgeschützt sind. Das sogenannte Beamtenhaus auf der dem Turm gegenüberliegenden Seite am Ostkreuz, das jahrelang mehr und mehr verfallen war, hat die Bahn inzwischen immerhin durch Planen verhüllt.

Der Rummelsburger Rundlokschuppen hat keine Chance auf Nutzung

Dagegen steht ein besonders markanter Bau kurz vor dem Einsturz: der Rundlokschuppen am Betriebswerk Rummelsburg. Weltweit gibt es nur noch wenige Exemplare dieser Art, bei denen die Drehscheibe für die Lokomotiven im Innern des Schuppens lag und nicht wie üblich draußen vor den Toren. Ein weiterer Bau dieser Art steht am ehemaligen Rangierbahnhof Pankow. Er soll im Rahmen der Bebauung dort durch den Möbelhändler Kurt Krieger erhalten bleiben. Sein Rummelsburger Pendant hat dagegen keine Chance auf eine Drittnutzung, weil er nur über Bahngelände erreicht werden kann, das nicht betreten werden darf. Der Turm am Ostkreuz ist dagegen frei zugänglich. Bleibt nur die Frage: Für wen?

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