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Messe Berlin: Ist es bald zappenduster im ICC?

Die Zukunft des ICC bleibt weiterhin ein politisches Streitthema. Seit 15 Jahren wird über eine Sanierung, eine Schließung oder den Abriss des ICC nachgedacht. Doch die Kosten der Sanierung will niemand tragen.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Im Kampf um das Schicksal des Internationalen Congress Centrums (ICC) sind in der rot-schwarzen Koalition die Fronten verhärtet. Während in der SPD-Fraktion nicht nur über eine Schließung nachgedacht, sondern sogar der Abriss ins Auge gefasst wird, wollen die Christdemokraten das West-Berliner Baudenkmal gern retten. Wenn auch nicht um jeden Preis. Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer (CDU) wies am Donnerstag noch einmal darauf hin, dass für das ICC mithilfe privater Investoren eine neue Nutzung gesucht werde. Nur dann ist Berlin bereit, 200 Millionen Euro öffentliche Gelder in die Sanierung zu stecken.

Beratungsunternehmen entwickelt Sanierungskonzept

Das Beratungsunternehmen Drees & Sommer sei beauftragt, eine internationale Martktabfrage durchzuführen „und auf Grundlage der Ergebnisse wirtschaftlich tragfähige Konzepte für Nutzung, Sanierung und Finanzierung“ des Kongressgebäudes zu entwickeln, teilte ein Sprecher der Wirtschaftsverwaltung mit. „Marktinteresse vorausgesetzt“ werde dieses Konzept bis zum Frühjahr 2014 entwickelt. „Eine Schließung oder Stilllegung des ICC, außer in der Phase der Sanierung, ist nicht Beschlusslage in Senat und Parlament.“

Das ist formal korrekt: Der Senat will sich erst im nächsten Jahr wieder mit dem Schicksal des ICC befassen. Und die Regierungsfraktionen SPD und CDU müssen sich noch dazu durchringen, die Realität zur Kenntnis zu nehmen. Denn es gibt keine Anzeichen dafür, dass ein privater Investor bereit wäre, dreistellige Millionenbeträge in den technisch völlig maroden und asbestverseuchten Bau am Rand der City West zu stecken.

Das ICC- eines der größten Kongresshäuser der Welt

Fest steht, dass das ICC „risikofrei in den Stillstandbetrieb versetzt werden soll“, wie Messesprecher Michael Hofer bestätigt. Die Vorbereitungen dafür sollen Ende des Jahre, spätestens zum Frühjahr 2014 abgeschlossen sein.

Das ICC, am 2. April 1979 eröffnet, kostete damals 473 Millionen Euro. Zehn Jahre früher, im ersten Planungsstadium, hatte der damalige Senat noch behauptet, man käme mit 60 Millionen Euro aus. Die oppositionelle CDU kritisierte während der Bauphase heftig die stets fehlende Kostentransparenz und die FDP forderte zeitweilig sogar einen Baustopp und die Umwidmung in ein Kongresshotel. Aber die SPD-Regierung ließ zu Ende bauen – und so entstand am Messedamm eines der größten Kongresshäuser der Welt. 320 Meter lang, 80 Meter breit und 40 Meter hoch.

2012 setzte das ICC 22 Millionen Euro um

Sehr problematisch waren von Anfang an die hohen Betriebskosten und die Anfälligkeit der komplizierten Gebäudetechnik. Nur zehn Prozent der Gesamtfläche ist für Veranstaltungen nutzbar, der Rest sind Foyers, Flure und Wirtschaftsräume. Dennoch erzählt das ICC eine Erfolgsgeschichte. Bis heute fanden dort mehr als 8000 Kongresse mit mehr als sechs Millionen Teilnehmern statt, von denen fast die Hälfte aus dem Ausland nach Berlin kamen. Außerdem wurden etwa 1800 Unterhaltungsveranstaltungen mit knapp fünf Millionen Besuchern gezählt. Noch im Geschäftsjahr 2012 erzielte das ICC mit 22 Millionen Euro Umsatz das viertbeste Ergebnis seiner 33-jährigen Geschichte.

Trotzdem ist das ICC, betriebswirtschaftlich gesehen, ein Klotz am Bein der landeseigenen Messegesellschaft und rundherum sanierungsbedürftig. Seit fast 15 Jahren wird über eine grundlegende Modernisierung, eine Schließung oder den Abriss nachgedacht. Viele sich widersprechende Senatsbeschlüsse wurden gefasst, der letzte im Dezember 2010. Für 182 Millionen Euro sollte das ICC vom Asbest befreit und komplett erneuert werden. Eigentlich sollte das Gebäude nur für diese Grundsanierung geschlossen werden. Inzwischen ist klar, dass eine solche Runderneuerung mindestens 400 Millionen Euro kosten würde. Die Koalitionsfraktionen SPD und CDU sind aber nur bereit, die Hälfte dieses Betrags aus Landesmitteln beizusteuern. Also wird das ICC erst einmal abgeschlossen. Vielleicht sogar auf Dauer.

Ein Kommentar zur möglichen Schließung des ICC finden Sie hier.

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