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Doppeljob. Airportchef Lütke Daldrup sitzt auch bei Berlinovo im Aufsichtsrat.

© Maurizio Gambarini/dpa

Immobilienunternehmen Berlinovo: Das "Projekt Valentin" und der BER-Chef

Mit seiner Aufsichtsratsmitgliedschaft in der landeseigenen Berlinovo sorgte Engelbert Lütke Daldrup für Diskussionen. Doch in dem Unternehmen brodelt es: Alte Skandalfonds sollen entsorgt werden.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Es überrascht, dass Engelbert Lütke Daldrup (SPD) immer noch im Aufsichtsrat des landeseigenen Immobilienunternehmens Berlinovo sitzt, obwohl er seit einem Jahr Chef der Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg (FBB) ist. Für dieses Mandat bezieht er jährlich 6000 Euro. Man möchte fragen: Muss das denn sein? Aber hier geht es offenbar nicht um ein zusätzliches Taschengeld für einen hoch bezahlten Manager, sondern um Politik.

Denn Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen (SPD) will erreichen, dass sich die landeseigene Berlinovo noch in dieser Wahlperiode von den Risikofonds der ehemaligen Bankgesellschaft Berlin trennt. In diesem Zusammenhang sollen auch viele unprofitable Gewerbegrundstücke abgestoßen werden, die bundesweit verstreut sind. Als Aufsichtsratschef von Berlinovo kann Kollatz-Ahnen großen Einfluss auf die Unternehmensstrategie nehmen – und tut dies auch. Wenn dort noch Lütke Daldrup sitzt, der ein verlässlicher Freund ist, um so besser.

Verkaufsoffensive namens „Projekt Valentin“

Aber was soll aus Berlinovo werden? Die alte „Bad Bank“, die das Unternehmen nach wie vor belastet und in der noch 24 Skandalfonds schlummern, solle aufgelöst werden, hieß es am Donnerstag aus der Finanzverwaltung. Dafür müssten hohe Finanzgarantien, für die Berlin einst bürgte, abgelöst werden. Allein die Kreditgarantien betragen derzeit noch 1,7 Milliarden Euro.

Unternehmenssprecher Stefan Siebner bestätigte die Marschrichtung. Man wolle sich noch mehr als bisher auf die Berliner Bestände – Wohnungen und möblierte Apartments – konzentrieren. Von den 225 Gewerbeimmobilien, das habe der Aufsichtsrat im Dezember in einer Richtungsentscheidung beschlossen, sollten bis 2020 nur noch 51 im Eigentum des Unternehmens bleiben.

Die Verkaufsoffensive mit dem schönen Namen „Projekt Valentin“ und „eine mögliche Auflösung von Fondsstrukturen und Garantieverträgen macht einen Personalabbau zwingend“, so Siebner. Zurzeit hat Berlinovo knapp 350 Mitarbeiter, Zielgröße beim Stellenabbau sind 200 Beschäftigte.

In der letzten Betriebsversammlung habe die Geschäftsleitung über den Personalabbau informiert, verlautet aus Kreisen der Mitarbeiter. Ein Sozialplan sei in Arbeit. Die Verabschiedung des neuen Wirtschaftsplans sei auf März vertagt worden. Das bestätigte der Berlinovo-Sprecher. Er betonte aber, dass schon in mehreren Betriebsversammlungen über die Umstrukturierung des Unternehmens samt Stellenabbau berichtet worden sei und es gebe eine Betriebsvereinbarung, bis März 2020 auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten.

In Teilen der Belegschaft geht trotzdem die Angst um, das landeseigene Unternehmen werde bald zerschlagen. In der Kritik steht Kollatz-Ahnen, der als „heimlicher Geschäftsführer“ gilt, aber vor allem die kaufmännische Geschäftsführerin Silke Andresen-Kienz, deren Vertrag vor einer Woche um drei Jahre verlängert wurde. Sie gilt als enge Vertraute des Finanzsenators. Beide kennen sich seit den 90er Jahren, als Kollatz-Ahnen die Landestreuhandstelle Hessen leitete und Andresen-Kienz bei der Wohnungsbaukreditanstalt in Hamburg tätig war.

Schlechte Stimmung bei Berlinovo

Als Berlinovo Anfang 2015 dringend einen neuen kaufmännischen Leiter brauchte, holte der frisch gebackene Finanzsenator für einige Monate erst seinen alten Bekannten Herbert Hirschler (Ex-Staatssekretär und Banker in Hessen) als Interims-Chef ins Unternehmen. Ihm folgte im Dezember 2015 Andresen-Kienz, die zuvor als kaufmännische Direktorin der Stiftung Domäne Dahlem einen hohen Jahresverlust hinterlassen hatte.

„Sie hat die Domäne fast gegen die Wand gefahren“, sagt ein Insider, der ihr auch anlastet, die Finanzplanung von Berlinovo nicht im Griff zu haben. Für externe Berater müsse das Landesunternehmen deshalb viel Geld ausgeben.

Andresen-Kienz wiederum fühlt sich, so hört man, schlecht behandelt. Von Mobbing und mangelnder Zuarbeit ist die Rede. So schlecht wie die Stimmung ist, so gut steht Berlinovo geschäftlich da. Das Unternehmen hat sich, im Wettbewerb mit städtischen und privaten Wohnungsunternehmen, zu einem wichtigen Player der Immobilienwirtschaft entwickelt. Jetzt auch als Bauherr für studentisches Wohnen und Flüchtlingsunterkünfte.

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