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Justizia.

© Helmut Vogler

Update

„Ich wollte, dass er nicht mehr schreit“: 24-Jähriger gesteht im Mordprozess um Berliner Ex-Pastor

Sie sollen einen 77-Jährigen getötet haben, weil sie Geld erbeuten und die Tat vertuschen wollten. Nach einem ersten Urteil gibt es nun ein weiteres Geständnis.

Sie wollten Geld in der Wohnung suchen, sie hätten einen Tipp bekommen, gab Vasile B. vor dem Landgericht zu. Sie hätten gedacht, dass der ältere Herr nicht in seiner Wohnung in Moabit sein würde. Als es anders kam, Reinhold Zuber schrie und sich wehrte, hätten sie ihn zu Boden gebracht. „Ich wollte nicht, dass er stirbt“, aber er habe den Tod in der Situation in Kauf genommen, erklärte der 24-Jährige. Ohne Wenn und Aber gestand er, nannte außerdem einen weiteren mutmaßlichen Komplizen und widersprach einem bereits verurteilten Mittäter.

Es ist der zweite Prozess um den gewaltsamen Tod des ehemaligen Pastors. Reinhold Zuber soll in den letzten Jahren ein schillerndes Leben zwischen Kunsthandel und Stricherszene geführt haben. Bis er in seiner Wohnung, die er mit Antiquitäten vollgestellt hatte, am Abend des 30. Juni 2020 von mehreren Tätern überfallen wurde. Die Anklage lautet auf Mord. Aus Habgier und um eine Straftat zu verdecken oder zu ermöglichen sollen die Angreifer den 77-Jährigen getötet haben.

In einem ersten Prozess standen zwei rumänische Landsleute von B. vor Gericht: Vandam G. und Cristian-Cosmin C., 22 und 25 Jahre alt. G. hatte sich zweimal im Prozess geäußert: Erst bestritt er, dann schilderte er am 27. Tag eine neue Version und belastete Vasile B., der sich damals sicher in Rumänien wähnte.

B. sei es gewesen, der sich im Streit um sexuelle Handlungen auf Zuber gestürzt und versucht habe, ihm den Mund zuzuhalten. Er selbst habe wie erstarrt danebengestanden, behauptete G. Danach seien sie geflohen – ohne nach Geld zu suchen oder etwas mitzunehmen. Denn um Beute sei es ihnen nicht gegangen. Die Anwälte von G. plädierten auf einen Schuldspruch wegen Beihilfe zum Totschlag, die von C. auf Freispruch.

Die Richter sahen den Fall anders: Gegen den Vandam G. erging wegen Mordes eine Jugendstrafe von acht Jahren. Cristian-Cosmin C. erhielt wegen Raubes drei Jahre und sechs Monate Gefängnis. Er sei nicht mit in der Wohnung gewesen, ohne ihn aber wäre es nicht zu der Tat gekommen, hieß es im Urteil. Er habe den Tipp gegeben. Er habe Zuber ein Jahr zuvor im Strichermilieu kennengelernt. Zwischen den Männern habe sich ein freundschaftliches Verhältnis entwickelt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

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Vasile B. wurde im November 2021 festgenommen. Nun das Geständnis und der Vorwurf, dass Angaben von Vandam G. falsch seien. „Der Geschädigte wollte keine sexuellen Handlungen“, erklärte er. Sie seien zu der Wohnung gefahren, weil sie gehört hätten, es sei dort viel Geld zu holen. Mit Vandam G. und einem weiteren Rumänen, dem 27-jährigen Marius C., sei er am Tatort gewesen. Als Zuber schrie, hätten G. und Marius C. ihn zunächst geschubst und geschlagen. Der Senior habe sich gewehrt und weiter geschrien. „Alles war sehr hektisch, ich wollte, dass er nicht mehr schreit.“ Erst habe G. das Kissen gedrückt, dann er.

Nach dem tödlichen Angriff hätten sie nach Beute gesucht, doch kein Geld gefunden. Am nächsten Tag seien sie Richtung Rumänien abgereist. „Ich bereue mein Handeln“, so der 24-Jährige. Gegen den von ihm benannten mutmaßlichen vierten Komplizen wird Angaben zufolge bereits ermittelt. Der Prozess geht am 26. April weiter.

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