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Höchstwahrscheinlich eine der beiden neuen Vize-Präsidentinnen des Berliner Abgeordnetenhauses: Bahar Haghanipour (Grüne).

© Vincent Villwock

Berliner Überraschungskandidatin Bahar Haghanipour: „Ich bin nicht nominiert worden, um mich zu verstecken“

Das Amt der Vize-Präsidentin im Berliner Abgeordnetenhaus ist alles andere als trivial, Gegenwind gehört dazu. Bahar Haghanipour (Grüne) weiß das – und gibt sich kämpferisch.

Frau Haghanipour, kaum ins Abgeordnetenhaus eingezogen wurden Sie von Ihrer Grünen-Fraktion als Vize-Parlamentspräsidentin nominiert. Ehre und Bürde zugleich?
Eine Mischung aus beidem. Ich freue mich über das Vertrauen, das meine Fraktion mir damit geschenkt hat. Und ich habe mir die Entscheidung reiflich überlegt. Es überwiegt die Demut vor dem Amt, den Erwartungen und den damit verbundenen Herausforderungen.

Sie kämpfen offensiv für Gleichstellung, als Vize-Präsidentin müssen Sie sachlich und unparteiisch moderieren. Ein Konflikt?
Natürlich muss ich hineinwachsen in dieses Amt und lernen, was es im Detail bedeutet. Grundsätzlich kann ich Rollen im Kopf gut trennen. Ich freue mich darauf, das Parlament zu leiten und das Amt – bei aller Überparteilichkeit – mit meiner Fachpolitik zu verbinden.

Frauen haben es nicht immer leicht im Abgeordnetenhaus (T+). Fürchten Sie Attacken?
Es wird interessant werden, wie sich das entwickelt. Ich vertraue aber auf das Handwerkszeug wie die Geschäftsordnung. Vielleicht ist es ja auch ganz schön, wenn eine Frau wie ich in dem Amt ist und in solchen Fällen reagiert. Dafür bin ich nominiert worden, nicht um mich zu verstecken.

Unmittelbar nach ihrer Nominierung wurde moniert, es fehle Ihnen an Erfahrung. Was qualifiziert Sie für den Posten?
Allein, dass mir diese Frage gestellt wird, hat eine frauenpolitische Komponente – auch wenn sie legitim ist. Meine Wahl zeigt, dass viele Leute mir das zutrauen. Außerdem arbeite ich seit vielen Jahren politisch. Ich habe Lust darauf und möchte gerne – mit dem Rückenwind der Fraktion – in die Rolle hineinwachsen.

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Sehen Sie sich als Vorbild für andere?
Ich freue mich, wenn ich als Vorbild für junge, migrantisch-gelesene Frauen gesehen werde. Der Aspekt, mit mir eine Art Rollenmodell für diese Frauen zu finden, war aber ganz sicher nicht ausschlaggebend für meine Kandidatur und die Wahl.

Eines Ihrer Ziele ist es, ein Paritätsgesetz zu verabschieden. Warum ist das nötig?

Weil es einfach dazugehört, Strukturen zu ändern, um Geschlechtergerechtigkeit herzustellen. Dafür werde ich mich weiter stark machen.

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