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Neue Dekos. Es musss nicht immer die große Lichterorgie sein, um in Stimmung zu kommen, ein Herz aus Holz tut’s auch. 

© imago images/Müller-Stauffenberg

Hygge statt Glühwein-Gedränge: Tipps für eine gemütliche Vorweihnachtszeit in Berlin

Die Pandemie hat Lust gemacht auf luftige Vorweihnachtsrituale, Spaziergänge mit Freunden oder Kaffeestunden. Ein Buch gibt Anregungen.

Gedränge auf dem Weihnachtsmarkt? Das muss nicht mehr sein. Die Pandemie hat auch die vorweihnachtlichen Gebräuche im urbanen Raum verändert.

Früher gab es klare Rituale: Nonstop-Shopping in den Malls und auf den illuminierten Einkaufsstraßen, dazu ein klingender Reigen von Weihnachtskonzerten in Kirchen und Sälen und natürlich die einschlägigen Theateraufführungen zwischen Peter Pan und Hänsel und Gretel. Hauptsache, die Glocken klangen süßer denn je in der kuscheligen Masse.

Stimmungsvolle Teestunden

Die Corona-Lockdowns haben die Kreativität für neue Formen der Einstimmung aufs Christfest sensibilisiert. Es ist gar nicht mehr so angesagt, Schulter an Schulter mit den angereisten Christmas-Shopping-Touristen, umhüllt vom ewig nervenden „Last Christmas“-Gedudel Nullachtfuffzehn-Glühwein und Bratwurst zu sich zu nehmen.

Winterliche Picknicks längs der Spree, im Tiergarten oder in einem der vielen anderen Gärten und Parks, die in Berlin ganzjährig geöffnet sind, Spaziergänge im Freundeskreis, kleine gemütliche Teestunden daheim können viel stimmungsvoller sein.

Das Buch „Winterglück & Weihnachtszeit“ gibt Tipps für eine gemütliche Vorweihnachtszeit

© Callwey Verlag

Warum nicht mal den Comenius Garten erkunden, statt den immer gleichen Ritualen auf dem Gendarmenmarkt zu frönen? Und eignet sich die Vorweihnachtszeit nicht perfekt für die Wiederentdeckung der Einladung zum Nachmittagskaffee, einem fast vergessenen Party-Format?

Hygge-Auftakt im Plattenbau

Das verlangt freilich nach neuen eigenen Ideen, mit denen man die Freunde überraschen kann. Was vorher die Animateure auf den Weihnachtmärkten im Alleingang unternommen haben, bleibt jetzt privaten Gastgebern und Freizeitinitiatoren überlassen. Das Buch „Winterglück & Weihnachtszeit“ mit „Rezepten und Ideen für die schönste Jahreszeit“ hilft mit Anregungen weiter.

Für den Hygge-Auftakt zur Kaffeestunde etwa eignet sich ein selbst gemachter Kranz als Wohnungstürschmuck im Plattenbau-Flur. Auf dem Kranz-Rohling aus dem Gartencenter oder dem Blumenladen werden mit einer Heißklebepistole Zapfen, getrocknete Orangenscheiben und Zimtstangen befestigt. An einem roten Schleifenband wird der Kranz dann aufgehängt, der mit seinem guten Duft auch prima gegen Bohnerwachs- und sonstigen Hausflurgeruch hilft.

Lachsschnecken statt Süßkram

Im Kerzenschein bekommen die Gäste dann herzhafte und süße Snacks serviert. Man könnte zum Beispiel Orangen auch aushöhlen, trocknen lassen, mit Moos auskleiden und Teelichter reinstellen. Da muss man nur aufpassen, dass die selbst gefertigten Halter nicht zu trocken werden.

Feine Lachsschnecken mit Senfsauce werden einfach aus Blätterteig und Räucherlachs gefertigt und eignen sich bestens als Kontrastprogramm zu dem ganzen Süßkram dieser Saison.

Der Bratapfel muss nicht erröten

Ein ganzes Kapitel widmet sich allem, was man mit Bratäpfeln machen kann, und das ist viel mehr, als den Apfel in knallrote harte Glasur zu zwängen, wie man es von Kirmessen und Weihnachtsmärkten kennt.

Das geht auch ganz einfach, indem man Blätterteig-Quadrate mit Butter bepinselt, mit Zimt und Zucker bestreut und dann schön zuklappt, bevor man sie für 30 Minuten bei 200 Grad in den Backofen schiebt. Auch aus Ingwer lässt sich vieles zaubern zwischen Energiekugeln und Drops.

Eine schöne Idee für den gemeinsamen Spaziergang sind Plätzchenringe aus Mürbeteig. Durch das Loch in der Mitte wird ein rotes Samtband aus dem Bastelmarkt gefädelt. Auf das Band passen auch mehrere Plätzchen drauf, wenn der Ausflug etwas länger wird. In die Thermoskanne kommt als Alternative zum klassischen Glühwein heißer Orangensaft mit Zimt und Ingwer.

Man möchte ja auch noch nach Hause finden. Wer’s vertragen kann oder das Auto zu Hause lässt, sollte nach den hier vorliegenden Rezepten den hausgemachten Glühwein zur Abwechslung mal mit Hagebutten oder Preiselbeeren anreichern.

Ach ja, in den vergangenen Jahren gab es auch in Berlin immer häufiger Häuser zu sehen, die mit Tausenden bunt funkelnden Lichtern in wahre Weihnachtspaläste verwandelt wurden.

Energiesparende Dekotipps

Das passt nicht mehr unbedingt zum Energiesparmodus. Allerdings gibt es auch jede Menge etwas weniger spektakuläre, aber dafür gemütliche Dekorationsideen aus Stoffen, Mistelzweigen, Bändern, Girlanden, glitzernden Tannenzapfen und Kerzen in dem Buch.

Eine Bilderstrecke zeigt zudem Aufnahmen von der Adventsausstellung in der Königlichen Gartenakademie in Dahlem. Sie bietet sich für einen Ausflug an, bei dem man einerseits professionell gefertigte Plätzchen und Glühwein genießen und andererseits noch viele weitere Anregungen sammeln kann. Wie wär’s mal mit einem Kranz aus weißen Baumwollfrüchten als Alternative zum ewigen Tannengrün?

Auch ein Kranz aus Rosmarin wäre denkbar als Rahmen für ein weihnachtliches Dekorationsobjekt, ein glänzend verpacktes kleines Geschenk etwa oder einen Nikolausstiefel.

Sektfrühstück am Neujahrsmorgen

Auch die Tage nach Weihnachten haben einen besonderen Zauber. Glücklich, wer in diesen Tagen nicht arbeiten muss, sondern das Jahr in Ruhe ausklingen lassen kann, indem er zum Beispiel alle besonders schönen Tage und Momente noch einmal Revue passieren lässt. Daraus kann man sich auf dem Smartphone auch ein schönes Glücksalbum basteln.

Den Raunächten, wie die Tage zwischen den Jahren genannt werden, widmet das Buch nur ein kurzes Kapitel, unter anderem mit dem seltsamen Rat, in dieser Zeit keine Wäsche aufzuhängen, weil sich darin üble Geister verfangen können. Dafür finden sich Rezepte für all jene, die am Neujahrsmorgen noch Kapazitäten für ein Sektfrühstück haben. Hefeteigherzen schmecken wohl auch ohne Alkohol. Und es muss ja nicht immer Hering sein, wenn der Kater bekämpft werden will.

Bis zum Dreikönigstag reicht der Ideenreigen. Den drei Weisen aus dem Morgenland zu Ehren könnte man Früchtetee mit Rose, Hibiskus und Apfel aus orientalischen Teegläsern trinken, mit Zuckersternen als Verzierung am Rand. Dazu passen Baklava oder mit Marzipan gefüllte Datteln zum Ausklang der Festtagszeit.

Wer schon mal die Zeichen C+M+B an einer Haustür gesehen und sich gewundert hat, was sie wohl bedeuten, findet unter den zahlreichen Bräuchen, die hier vorgestellt werden, eine Antwort. Sternsinger, verkleidet als Heilige drei Könige, hinterlassen diese Inschrift, die bedeutet „Christus segne dieses Haus“. Es gibt die Sternsinger allerdings nicht nur in katholischen Regionen, sondern auch in Berlin. Alljährlich besuchen sie den Bundespräsidenten im Schloss Bellevue.

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