zum Hauptinhalt

Kleine Hotels und Pensionen zunehmend unter Druck: Hotelbau-Boom in der Hauptstadt

An Weihnachten und Silvester sind viele Touristen in der Stadt und es werden auch immer mehr. Neue Hotels sollen schon bald an populären Ecken Berlins eröffnen - 35 Hotelneubauten sind insgesamt geplant. Dennoch haben die Hoteliers nur bedingt Grund zum Jubeln.

Rund elf Millionen Hotelgäste werden am Ende des Jahres nach Berlin gekommen sein. Die Fachleute rechnen damit, dass sich das nach Auswertung aller Meldezettel zu etwa 26,5 Millionen Übernachtungen summiert – Rekord für Berlin auf jeden Fall. Das bedeutet aber keineswegs, dass die Hoteliers jubilieren, denn es wird auch in den nächsten Jahren immer noch zu viele Zimmer geben: Die Besucherzahlen steigen im Gleichschritt mit der Zimmermenge. Die höchste Auslastung der vergangenen 20 Jahre wurde im August 2013 gemessen: 70 Prozent. Durchschnittlich waren es aber nur 56,7 Prozent, das bedeutet: Luft nach oben.

Das drückt nach wie vor auf den Preis. Läuft alles gut, könnte 2013 knapp die 90-Euro-Grenze (pro Zimmer) geknackt werden. Das ist wenig im internationalen Vergleich und vermutlich der Grund dafür, dass viele renommierte Gesellschaften und Marken aus dem Luxussektor nicht nach Berlin ziehen. Sheraton hat sich von einem konkreten Projekt zurückgezogen, Four Seasons ist nie zurückgekehrt, Mandarin Oriental bleibt so unsichtbar wie Royal Meridien, Fairmont, Shangri La.

35 geplante Hotelneubauten

Aber der Eindruck, es könnten nun nur noch kleine Hotelprojekte in Arbeit sein, um Baulücken zu schließen, ist falsch. Auch das Fehlen feierlicher Eröffnungen hat nicht viel zu sagen, denn Hoteliers schleichen sich heutzutage lieber unauffällig in den Markt, wie es Anfang Oktober beim von Steigenberger betriebenen Intercityhotel am Hauptbahnhof der Fall war. Auch das Hotel am Steinplatz, das zu Marriotts „Autograph Collection“ gehört, befindet sich derzeit im „Soft Opening“, die ersten Zimmer können ab 2. Januar gebucht werden. Die nächste interessante Eröffnung dürfte das „25hours“ im Bikini-Haus betreffen, möglicherweise schon im Januar (149 Zimmer, drei Sterne).

Aus einer Statistik des Hotel- und Gaststättenverbands vom August ergibt sich eine Zahl von 35 geplanten Hotelneubauten. Dies bedeutete rund 7700 neue Zimmer in allen Kategorien, die sich allerdings wegen unklarer Datenlage nicht auf einen Stichtag festlegen lassen; generell werden ursprünglich genannte Eröffnungstermine ohnehin nie eingehalten. Ende August hatte die Stadt, soviel steht fest, knapp 800 Hotelbetriebe mit 132000 Betten. Der Boom der Fünf-Sterne-Hotels scheint indessen dem Ende zuzugehen. Nach dem Hotel am Steinplatz befindet sich gegenwärtig noch das Titanic Gendarmenmarkt im Bau, das Berliner Flaggschiff der türkischen Gruppe. Auch ein „Royal Regency“ soll in Arbeit sein, ein Haus einer kaum bekannten, offenbar von Ägypten aus operierenden Gruppe, die gegenwärtig im Nahen Osten und in Wien tätig ist, aber keinerlei Information veröffentlicht; „Charlottenburg“ heißt es karg über den Ort des 145-Betten-Hauses. Fünf Sterne schweben auch über dem Projekt Postfuhramt, wo irgendwann die Elad-Gruppe aus Israel einziehen will.

Hotel- und Gaststättenverband verärgert über Bettensteuer

Das größte Haus hat sich auch das größte Ziel gesetzt: Am Neuköllner Estrel, das bereits über 1125 Zimmer verfügt, entsteht in den kommenden Jahren ein Kongresszentrum mit weiteren 700 Zimmern in einem 176 Meter hohen Turm, Kategorie vermutlich wieder vier Sterne. Weitere Hotels der Vier- bis Vier-Sterne-plus-Kategorie sortieren sich drumherum, beispielsweise das Steigenberger am Kanzleramt (339 Zimmer), das Dormero Stralauer Platz (265), das Leonardo am Berliner Ensemble (311) und das bald fertige spektakuläre Riu Plaza im Philips-Haus gegenüber der Urania mit 357 Zimmern.

Am anderen Ende der Komfort-Kette wächst die Zahl der Hotelzimmer ebenfalls. Auffälligstes Projekt ist das Motel One am Breitscheidplatz mit 582 Zimmern, das schon im Bau ist, aber dennoch erst 2016 fertig sein soll. Am Bestand wird sich wenig ändern, sieht man davon ab, dass sich vor allem bei den Mittelklassehotels durch Verkäufe oder Managementwechsel immer wieder Namen verändern. Ein sicher viel beachteter Namenswechsel wird im Sommer stattfinden, wenn der Brandenburger Hof in Schöneberg, das angesehene und bislang private Fünf-Sterne-Hotel, von der Dormero-Gruppe frisch überarbeitet auf den Markt gebracht wird.

Im Hotel- und Gaststättenverband ist man nach wie vor verärgert darüber, dass das Abgeordnetenhaus in seiner letzten Sitzung vor Weihnachten gegen alle Widerstände die Bettensteuer durchgesetzt hat, die die Übernachtung ab 1. Januar um fünf Prozent teurer macht – nur für Touristen, nicht für Geschäftsreisende. Ob diese Vorgabe technisch pünktlich umgesetzt werden kann und ob sie rechtssicher formuliert ist, scheint vielen Experten wie dem Berliner Dehoga-Geschäftsführer Thomas Lengfelder fraglich. Allgemein wird erwartet, dass diese Maßnahme das Ende der kleinen, privaten Hotel-Pensionen beschleunigt, weil sie den Preisdruck erhöht. Das Hotel Bogota in Charlottenburg war im ablaufenden Jahr das prominenteste Opfer dieses Drucks.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false