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Homophobie: Schwulen-Hetze: Präsident bestellt 29 Polizisten ein

Mehrere Polizeibeamte hatten mit homophoben Sprüchen in E-Mails auf das Hissen der Regenbogenfahne anlässlich des CSD reagiert. Polizeipräsident Glietsch will das nicht dulden.

Ein „Zeichen für Toleranz und Weltoffenheit“ wollte Polizeipräsident Dieter Glietsch setzen, als er während der Christopher-Street-Day-Woche am 25. Juni vor dem Präsidium die Regenbogenfahne hisste. Doch die Aktion ist bei einigen Polizisten auf Unverständnis gestoßen – sie äußerten sich nicht nur kritisch, sondern auch abfällig über Homosexuelle. Das Ganze hat nun ein Nachspiel: Glietsch hat 29 Beamte zu einem persönlichen Gespräch beordert. 13 Polizisten sind bereits befragt worden.

Es war eine Premiere für die Berliner Polizei. Mit der Aktion, die Regenbogenflagge zu hissen, hat die Polizei die Anregung des Projekts „Maneo“ aufgegriffen, das in Berlin Initiator des „Schwulen Überfalltelefons“ und der Opferhilfe ist. Per Rund-E-Mail wurden die Angehörigen der Polizei von dem zuständigen Sachbearbeiter darüber informiert und eingeladen, das erste Hissen der Flagge vor dem Präsidium zu feiern.

Daraufhin klickten etwa 40 Beamte auf den „Antwort“-Button und äußerten ihre Meinung. Doch die Mail erreichte nicht nur den Sachbearbeiter, der die Mail versendete, sondern alle Beamten, die im Verteiler sind. Einige setzten sich sachlich mit der Aktion auseinander und kritisierten, dass die Polizei bereits zu wenig Personal habe, um die Feierlichkeiten zur Fußball-EM angemessen zu begleiten, und somit nicht auch noch beim Hissen der Flagge dabei sein könne. Doch es gab auch abfällige Äußerungen, etwa: „Ich bitte alle Kollegen, die im Besitz eines goldfarbenen Tangas und einer rosa Zipfelmütze sind, sich in der ersten Reihe zu postieren. Die Dienstwaffe muss zu diesem Anlass nicht getragen werden, würde aber die Bedeutung dieses Aktes unterstreichen. Wer die CD von Roy Black hat ,Schön, ist es auf der Welt zu sein‘, sollte diese mitbringen.“ In einem Kommentar hieß es zu der Aktion nur: „Pfui“. Ein anderer Beamter schrieb: „Wann wird denn die Flagge für die Randgruppe der Heteros gehisst? Mit warmen Grüßen …“

Als der Polizeipräsident von diesen Reaktionen erfuhr, verschickte er an 29 Beamte ein Schreiben. Er teilt darin mit, dass er sich die entsprechenden Mails vorlegen ließ. „Ihre Reaktion veranlasst mich, das Gespräch mit Ihnen zu suchen“, hieß es in dem Brief. Bei dem Termin wolle der Präsident seine Beweggründe erläutern und sich mit den Beamten über ihre Kritik austauschen. Bislang seien in diesem Zusammenhang jedoch weder Straf- noch Disziplinarverfahren gegen die Beamten eingeleitet worden, sagte ein Polizeisprecher.

Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) hatte sich zum Hissen der Regenbogenfahne kritisch geäußert. Der Schutz Homosexueller werde durch Präventionsprojekte und harte Polizeiarbeit gewährleistet, „nicht aber durch Fahnenhissungen“, sagte DPolG-Chef Bodo Pfalzgraf. Anders sieht das die Grünen- Fraktion im Abgeordnetenhaus. Deren lesben- und schwulenpolitische Sprecherin Anja Kofbinger lobte gestern den Präsidenten: „Dass darauf so schnell an höchster Stelle reagiert wird, ist richtig. Nur so kann man alten und falschen Ressentiments gegen Lesben und Schwule in dieser Stadt begegnen.“

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