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Holger Friedrich, Verleger und neuer Besitzer des Berliner Verlags, war zeitweise für die Stasi tätig. Das Medienhaus kündigt eine Aufarbeitung des Falls an.

© Britta Pedersen/dpa

Update

Holger Friedrich: „Berliner Zeitung“ will Stasi-Vergangenheit von Verleger aufarbeiten

Der neue Verleger war Stasi-IM. „Wir wollen die Opfer- und die Täterakte einsehen“, kündigen die Chefredakteure an. Und kritisieren Centogene-Berichterstattung.

Nach dem Bekanntwerden der Stasi-Kontakte des neuen Besitzers des Berliner Verlags, Holger Friedrich, will das Medienhaus den Fall journalistisch aufbereiten. „Wir werden Fakten sammeln, wir wollen die Akten - die Opfer- und die Täterakte - einsehen“, schrieben die Chefredakteure von „Berliner Zeitung“ und „Berliner Kurier“, Jochen Arntz und Elmar Jehn, am Sonntagabend in den Online-Ausgaben ihrer Blätter.

Dabei sollen die frühere Leiterin der Stasi-Unterlagen-Behörde, Marianne Birthler, und der Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk fachlich beraten, wie die „Berliner Zeitung“ in ihrer Dienstag-Ausgabe mitteilte. Beide hätten am Montag ihre Unterstützung zugesagt.

Die Redaktion werde sich ein Bild machen, Experten hinzuziehen und wolle auch mit Menschen reden, die in den Akten auftauchen. „Holger Friedrich hat der Redaktion ausdrücklich zugesichert, sie auf diesem Weg zu unterstützen.“

Der Berliner Unternehmer Friedrich hatte mit seiner Frau Silke unlängst den Berliner Verlag mit der „Berliner Zeitung“ und dem „Berliner Kurier“ von der DuMont-Mediengruppe übernommen. Am Freitag war bekannt geworden, dass Friedrich in der DDR zeitweise Inoffizieller Mitarbeiter der Stasi war.

Friedrich selbst erklärte, er habe eine handschriftliche Verpflichtungserklärung bei der Stasi aus einer Notsituation nach einer Verhaftung heraus verfasst, um einer befürchteten Gefängnisstrafe zu entgehen.

Centogene-Berichterstattung

Zudem reagierte die Redaktion der „Berliner Zeitung“ abermals auf einen „Spiegel“-Bericht. Das Magazin hatte kritisiert, dass das Blatt über das ostdeutsche Biotech-Unternehmen Centogene berichtet hatte ohne zu erwähnen, dass Friedrich in dessen Aufsichtsrat sitzt und laut US-Börsenaufsicht im Juni über eine in Berlin ansässige Firma 3,27 Prozent an dem Unternehmen hielt.

Wie die „Berliner Zeitung“ in ihrer Montagausgabe nun erklärt, hatte Friedrich dem Herausgeber und der Chefredaktion den Hinweis gegeben, dass Centogene Weltmarktführer in der gentechnischen Analyse sei und dessen Börsengang ein Anlass zur Berichterstattung sein könnte. „Weder der Chefredaktion noch den beiden Wissenschaftsredakteuren war zu diesem Zeitpunkt bewusst, dass Holger Friedrich an dem Unternehmen beteiligt ist. Wäre das anders gewesen, hätte die Redaktion diese Information in den Artikel mit aufgenommen“, hieß es in der Erklärung. Künftig werde die Redaktion für Transparenz sorgen und in der Berichterstattung prüfen, ob geschäftliche Interessen des Unternehmerehepaares Friedrich oder des Medienhauses berührt seien.

Auch der kürzlich eingesetzte Herausgeber der „Berliner Zeitung“, Michael Maier, hatte sich in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ (Montagausgabe) kritisch zu dem Fall geäußert: „Falsch war, nicht zu erwähnen, dass der Verleger im Aufsichtsrat sitzt. Das war mir und der Redaktion nicht bekannt. Die Jung-Verleger haben mittlerweile sicher verstanden, dass es gewisse Spielregeln gibt, die man am besten übergenau einhält.“

(dpa)

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