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Fünf für die Kunst. Günther-Jürgen und Ulrike Klein, Win Knowlton, Robert Farrar und Achim Krämer laden zum „Volkstata“ in die Schöneberger Galerie Zwitschermaschine ein.

© Promo

Hochkultur, Pop, Kitsch und Malerei: Die Berliner Künstlergruppe „Volkstata“ lädt ein zur großen Dada-Show

Die Galerie Zwitschermaschine in Berlin-Schöneberg bietet nur wenig Raum. Der aber wird in den nächsten Wochen für ein Dada-Festival gut genutzt.

Die Entscheidung Anfang des Jahres war ganz schön mutig. Damals beschlossen die beiden Künstlerpaare Ulrike und Günther-Jürgen Klein sowie Achim Krämer und Robert Farrar, im Sommer und Herbst drei Monate die Räume der kleinen Galerie „Zwitschermaschine“ in der Potsdamer Straße zu bespielen - mit Kunst, Ausstellungen, Streams, Performances, Theater, Musik. Der New Yorker Künstler Win Knowlton, der noch nicht so lange in Berlin lebt, kam noch hinzu.

Damals - der strenge Lockdown war Mitte Dezember verhängt worden - war nicht absehbar, was im Sommer möglich sein würde. Könnte man überhaupt vor Publikum spielen, oder müssten die Vorstellungen gestreamt werden? Würden Besucher sich die Kunst direkt in der Galerie anschauen können oder nur bei einem digitalen Rundgang? Ein echtes Wagnis.

Aber die fünf nahmen die Herausforderung an, die Idee umzusetzen - und nannten sie wie ihre Truppe: „Volkstata“. Der Name erinnert nicht von ungefähr an Dadaismus und Volkstheater, „Volkstata“ möchte quasi eine Kombination aus beidem sein. „Dada hat viel mit uns zu tun“, sagt Ulrike Klein. Das Überschreiten traditioneller künstlerischer Grenzen gehört zum Programm.

Zur Realisierung des Projekts hatte die Künstlergruppe eine Förderung bei der dezentralen Kulturarbeit des Bezirks beantragt - und erhielt sie auch. Das war zumindest finanziell eine Hilfe. Alle fünf Mitglieder kommen aus unterschiedlichen Richtungen: Ulrike Kleins Metier ist eigentlich die Regiearbeit, vor allem bei Live-Events, ihr Mann Günther-Jürgen Klein ist Maler. Die beiden leben und arbeiten seit 25 Jahren im Winterfeldt-Kiez.

Eines ihrer gemeinsamen spartenübergreifenden Projekte heißt „Die Vampyrlady sah nicht immer so scheiße aus“ - ein Zyklus. Die dritte Episode haben Ulrike und Günther-Jürgen Klein bereits vor drei Jahren in der Galerie „Zwitschermaschine“ präsentiert. Achim Krämer ist Performer, der aus London stammende Robert Farrar Autor und Musiker. Beide bilden mit viel Lust an der Verwandlung das Band-Duo „Cheechees“, das unter anderem Stücke von Blondie oder Britney Spears covert. Der Amerikaner Win Knowlton ist ausgebildeter Bildhauer.

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<großformatige Zeichnungen wie diese hier, an der Win Knowlton gerade arbeitet, wurden für die Wände der Galerie angefertigt.
<großformatige Zeichnungen wie diese hier, an der Win Knowlton gerade arbeitet, wurden für die Wände der Galerie angefertigt.

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Im Falle von „Volkstata“ heißt das aber nicht, dass alle auf ihre Genres beschränkt sind. Das gemeinsame Projekt soll ein „holistisch-dadaistisches Kunst-Festival“ werden, ein multidisziplinäres und digital vernetztes Gesamtkunstwerk, Hochkultur und Kitsch gleichberechtigt nebeneinander. Performances kombiniert mit bildender Kunst , Popkonzerte, Lesungen und Kurzformen der TV-Unterhaltung. Alles soll gleichermaßen live wie digital zu erleben sein.

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Das Quintett bestreitet das umfangreiche Programm außerdem nicht alleine. Es sind Künstler und Künstlerinnen eingeladen, in insgesamt 14 Ausstellungen für wenige Tage ihre Werke zu zeigen oder in der „Zwitschermaschine“ aufzutreten. Es gibt eine Burlesk-Woche, ein „Volkstata-TV“, eine Show wie „Tea und Tarot“. Und eine Daily Soap namens „Mist! On the Fjords“ mit jeweils drei- bis fünfminütigen Folgen. All das findet in einer Kulisse von Großzeichnungen statt, die die Wände der Galerie komplett verkleiden.

Auf einem Kostümfest an einem Karnevalssamstag, das Achim Krämer und Robert Farrar vor zwei Jahren ausrichteten, entstand die Idee, einmal gemeinsam zu arbeiten, ein richtig großes Projekt zu realisieren. Ihnen gemeinsam ist die kulturelle Sozialisation und Jugend in den siebziger Jahren, die starken Einfluss hatte und sich heute in den unterschiedlichsten Formen in der eigenen Kunst wiederfindet.

Rocky Horror, Caspar David Friedrich und die Muppet-Show

„Wir berufen uns gleichermaßen auf Blaubart wie auf Rocky Horror, auf Caspar David Friedrich wie auf die Muppet-Show, auf Kleopatra wie auf Inge Meysel“, heißt es in einer Beschreibung von „Volkstata“. Und Ulrike Klein spielte etwa in der von Robert Farrar geschriebenen Gothic Comedy „The Picture of Lady Barbara“, einer wilden Mischung aus Daphne du Mauriers „Rebecca“ mit der Legende von Baron Blaubart.

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„Volkstata“ wird in zwei Teilen zu erleben sein: Zunächst vom 17. Juni bis 18. Juli, dann vom 1. September bis 31. Oktober. Zwitschermaschine. Potsdamer Str. 161, Mo - So 12 - 22 Uhr.

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