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Mitarbeiter der Stadtmission in einer Kleiderkammer.

© dpa / Carsten Koall

Update

Hilfe für obdachlose Berliner: Kältehilfe startet mit rund 640 Plätzen – Kritik an Gesundheitssenatorin Gote

Ab Oktober sollen für 640 wohnungslose Menschen Schlafplätze bereit stehen. Doch das Hilfsangebot steht in diesem Winter vor großen Herausforderungen.

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Ein weißes Kreuz, darauf bunte Zettel mit Namen, Geburtstags- und Todesdaten: An Kathi, Regina, Gregory und viele weitere wird in einer Ecke der Notunterkunft für Obdachlose in der Lehrter Straße erinnert. Sie alle haben hier geschlafen, um kalte Nächte nicht draußen verbringen zu müssen, bevor sie gestorben sind. Den Schutz, den die Betroffenen zu Lebzeiten suchten, dürften bald wieder viele in Anspruch nehmen.

Deswegen sitzen am Mittwoch Sozialsenatorin Katja Kipping (Linke), Vertreterinnen der Wohlfahrtsverbände und der Bezirksstadtrat von Friedrichshain-Kreuzberg, Oliver Nöll (Linke), in der Notübernachtung der Stadtmission. Kipping kündigte an, dass ab Oktober im Rahmen der Berliner Kältehilfe in der gesamten Stadt zunächst 643 Schlafplätze im Warmen für Obdachlose bereitstehen. Ab November sollen es 1000 Schlafplätze sein. Das Hilfsangebot stehe in diesem Winter angesichts der steigenden Energiekosten vor besonderen Herausforderungen, sagte Kipping. Auch der angespannte Immobilienmarkt sei ein Problem.

Die Senatorin kündigte auch an, dass erneut eine zentrale Quarantänestation eingerichtet werde. An welchem Ort und mit wie vielen Plätzen konnte sie allerdings noch nicht sagen.

Wohlfahrtsverbände kritisieren Senatsgesundheitsverwaltung

Die Liga der Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege (Liga Berlin) forderte eine bessere finanzielle Unterstützung durch das Land und die Bezirke. Bezirksstadtrat Nöll wies zudem darauf hin, dass die Finanzierung mit 17 Euro pro Kopf und Nacht selbst in einer regulären Situation nicht auskömmlich sei. Nötig wäre laut den Beteiligten eher das Doppelte.

Deutliche Kritik äußerten die Vertreterinnen der Wohlfahrtsverbände an der Senatsgesundheitsverwaltung. Diese bringe sich bei dem Thema nicht genug ein. Dabei seien in geschätzten 70 Prozent der Fälle psychische Erkrankungen Grund für die Obdachlosigkeit. Es gebe eine klare Erwartung an Gesundheitssenatorin Ulrike Gote (Grüne) klarzustellen, dass auch Obdach- und Wohnungslose in ihr Ressort gehörten, sagte Ulrike Kosta, Direktorin der Caritas Berlin.

Nach Erkenntnissen einer ersten Zählung im Januar 2020 leben rund 2000 Obdachlose in Berlin – wobei sich nicht alle Betroffenen zählen ließen. Die Kältehilfe läuft seit mehr als 30 Jahren und geht bis April. Ziel ist es, Menschen vor dem Erfrieren zu schützen. Beteiligt sind die Senatsverwaltung für Soziales, die Bezirke und soziale Träger, zudem zahlreiche Ehrenamtliche und Spender. Ab 1. Oktober wird von 19 bis 23 Uhr wieder die Hotline der Kältehilfe erreichbar sein: 030 34397140. (mit dpa)

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