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Gekommen, um zu bleiben. Christian Schulz (links) und David Regehr betreiben das Theater „Hexenkessel“ und die Strandbar in Mitte.

© Doris Spiekermann-Klaas

Hexenkessel in Mitte: Theater bleibt im Monbijoupark

Nach jahrelanger Ungewissheit darf der „Hexenkessel“ wohl im Monbijoupark in Berlin bleiben – pünktlich zum 20. Jubiläum. Auch die Strandbar ist schon wieder geöffnet.

Das Amphitheater befindet sich mitten im Aufbau – wie jeden Frühling hämmern die Handwerker das imposante halbrunde Konstrukt zusammen, mit dem Gestänge für das Bühnenbild. Jahr für Jahr wird es hier im Monbijoupark, gleich neben der Strandbar Mitte, von Neuem aufgebaut.

„Das kommt übrigens nicht von uns“, sagt Theater- und Strandbarbetreiber Christian Schulz, 44. Er meint den presslufthammerartigen Krach, der ebenfalls über das Spreeufer getragen wird. Nebenan wird auch gebaut – nicht gerade förderlich für die unbeschwerte Strandatmosphäre. Christian Schulz könnte sich darüber ärgern. Aber er tut es nicht. „Das ist eben Berlin, es verändert sich ständig“, sagt er. Und mit dieser Haltung ist es ihm ernst.

20 Jahre Theater feiern er und sein Geschäftspartner David Regehr, 47, in dieser Saison. Zum Jubiläum gönnen sie ihrem „Hexenkessel“, wie das Freilufttheater an der Spree bislang hieß, einen neuen Namen: „Monbijoutheater“. Denn nach Jahren der Ungewissheit, in denen das Theater von Saison zu Saison immer von Neuem genehmigt werden musste, soll es jetzt nach einem Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung dauerhaft gesichert werden. Mit dem neuen Namen sagen Schulz und Regehr auch: Unser Theater gehört hierher! Neben Bar und Bühne betreiben sie hier außerdem im Winter die beiden nach den Brüdern Grimm benannten Märchenhütten „Jacob“ und „Wilhelm“ sowie seit 2005 auch „Clärchens Ballhaus“ um die Ecke.

Planungssicherheit würde ihnen die dauerhafte Genehmigung geben – eine Sicherheit auch für Schauspieler und Regisseure und die Möglichkeit, über ein Jahr hinaus zu planen. Das saisonale Werden und Vergehen ihrer Bühne aber möchten sie beibehalten. „Das ist wie die Natur, im Jahreszyklus“, sagt Christian Schulz. „Wir wollen sowieso keinen festen Theaterbau, der die nächsten hundert Jahre steht. Das soll eine leichte Sache bleiben“, sagt David Regehr.

Zum Jubiläum wollen sie sich und das Publikum ab Juni mit einem prallen Theaterprogramm belohnen: einer Geburtstagsgala, einer Wiederaufnahme der erfolgreichsten Stücke und mit dem Theaterschiff Marie, das vor dem Lustgarten der Museumsinsel bespielt wird.

Jetzt sitzen Schulz und Regehr in der strahlenden Sonne an einem der Tische vor dem Amphitheater. Die Strandbar- Saison ist seit Anfang April eröffnet. Eben wird noch die Tanzbühne aufgebaut, auf der am 30. April der Tanz in den Mai stattfinden soll. Vom Hackeschen Markt her nähern sich ein Akkordeon- und ein Trompetenspieler. „Sehen Sie? Der Park ist eben auch lebendig geworden“, sagt Christian Schulz und gibt dem Barpersonal ein Zeichen, den Musikern ein paar Münzen aus der Kasse in den Hut zu tun. Leben – das ist Schulz und Regehr immer willkommen.

Kennengelernt haben sich die beiden 2002. Schulz leitete das Theater „Hexenkessel“, das einige Jahre zuvor aus einem Berliner Tourneetheater und dem Hexenkessel, einem Hinterhoftheater in Prenzlauer Berg hervorgegangen war – daher auch das diesjährige Jubiläum, das sich an der Gründung der beiden Ursprungstheater orientiert. Schulz engagierte den Bühnenbildner und Landschaftsmaler Regehr für die Gestaltung der Bühne, die seit 1999 im Monbijoupark war. Gemeinsam tüftelten sie eine Bar am Spreeufer aus und karrten tonnenweise Ostseesand an. Bald war ihre Bar als erste Strandbar Berlins in aller Munde, viele weitere Spreestrände folgten.

Aus dem Auftrag wurde eine Partnerschaft. Doch trotz allen Erfolgs – leicht war diese Zeit nicht immer. „Zwischen 2005 und 2008 wären wir fast zugrunde gegangen“, sagt Regehr. Der Platz, der ihnen zur Verfügung stand, schrumpfte mit der Umgestaltung des Parks. Das Theater war gefährdet. Sie seien immer auf der Flucht vor der nächsten Baustelle gewesen, sagt Regehr. Dann kam ihnen 2008 die Lösung: Ein Amphitheater sollte es sein, mit Platz für den Ausschank unterhalb der Sitztreppen.

Seit einigen Jahren sind Christian Schulz und David Regehr dazu auch noch Schlossbesitzer. Im Brandenburger Schloss Schwante soll „ein Ort der Sommerfrische“ entstehen, ebenfalls mit Theater und Tanz. Jetzt möchten sich die beiden vor allem auf neue Inhalte konzentrieren. Wenn alles klappt mit der Planungssicherheit, wollen sie in drei Jahren den „Faust“ im Monbijoupark ins Programm nehmen – hier, wo es eine der ersten Aufführungen des Stücks im Theatersaal im Schloss Monbijou gegeben hat.

Jetzt kommt erst einmal wieder die Zeit, in der Schulz und Regehr abends in der Strandbar bei einem Glas Wein die Stimmung genießen. „Dann sitzen wir hier, es ist voll und alle sind glücklich“, sagt Regehr. Dann brauchen Strandbar und Theater sie gar nicht mehr. Fast so, als laufe es auch ganz ohne sie, wie es kommt und vergeht, mal laut ist und mal leise und sich ständig wandelt – lebendig eben.

Die Strandbar Mitte ist bereits geöffnet, täglich ab 10 Uhr in der Monbijoustraße 3, Mitte. Das Monbijoutheater eröffnet am 5. Juni mit Shakespeares „Wie es euch gefällt“. Karten kosten 13 bis 19 Euro und sind erhältlich unter: www.monbijou-theater.de.

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