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Sky-Kneipen wie die "Schwarze Hexe" von Wirt Frank Schaffors dürfen wegen Corona gar nicht öffnen.

© Stefan Weger

Hertha BSC gegen 1. FC Union: Berlins Wirte müssen vor dem Derby-Schlusspfiff schließen

Wegen der Corona-Pandemie müssen Gastronomen um 22 Uhr schließen - zu früh für den Schlusspfiff des Berlin-Derbys. Die Dehoga rechnet aber nicht mit Kontrollen.

Eigentlich ist alles für ein großes Fußballspiel angerichtet. Flutlichtspiel, milde Temperaturen, akkurater Rasen. Doch wenn am Freitagabend Hertha BSC auf den 1. FC Union trifft, wird es eine etwas traurige Veranstaltung im Olympiastadion. Statt vor 75.000 Fans im ausverkauften Rund wird es wegen der Corona-Pandemie ein Geisterspiel.

Fans beider Lager bleibt nur die TV-Übertragung, die quasi in letzter Minute doch noch gesichert wurde. Nach langer Verhandlung mit der Deutschen Fußball Liga (DFL) werden die Streaminganbieter DAZN und Amazon Prime das Berlin-Derby übertragen.

Wer das ganze Spiel sehen will, sollte zudem zu Hause schauen, denn der Schlusspfiff (frühestens um 22.15 Uhr) wird erst nach der momentanen Sperrstunde für die Gastronomie (spätestens 22 Uhr) zu hören sein. Das ärgert die Betreiber, die wegen der Coronakrise sowieso schon gebeutelt sind.

„Die DFL hätte das Spiel wenigstens eine Stunde früher ansetzen können“, sagt eine Mitarbeiterin des „Bierstübchen Hauptmann von Köpenick“. Das Lokal ist tief im Union-Land und für den Abend ausverkauft. 30 Personen bedeutet das aktuell wegen der neuen Abstandsregeln. Normalerweise drängen sich bei Union-Spielen dreimal so viele Menschen ins Bierstübchen.

Keine Übertragung in Kreuzberg

Im Biergarten „Golgatha“ in Kreuzberg, wo sonst viele Menschen Fußball schauen, übertragen sie wegen der Abstandsregeln derzeit überhaupt keine Spiele mehr. „Wir müssten für zehn Personen den ganzen Landen sperren“, sagt die Betreiberin. Solange die Gäste auf Distanz bleiben wollen, werden keine Spiele mehr gezeigt.

Anders im „Preußischen Landgasthaus“ direkt am Olympiastadion. Dort hat man seit dem vergangenen Freitag wieder geöffnet und zeigt Fußball, doch zum Neustart der Bundesliga kamen kaum Kunden. Für das Derby habe er wegen der späten Ansetzung kaum Reservierungen, sagte Inhaber Benjamin Renger. Viele hätten abgesagt, nachdem sie erfahren hätten, dass um 22 Uhr Schluss sei.

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Im Landgasthaus und dem „Olympia-Eck“ direkt gegenüber ist die Lage schwierig, denn eigentlich drängen sich hier hunderte Fans vor und nach jedem Heimspiel. „Unser ganzes Konzept ist auf die Spieltage ausgelegt“, sagte Renger. Nun müsse man an die Reserven gehen.

Optimistisch äußerte sich der Dehoga-Geschäftsführer Thomas Lengfelder: „Ich gehe ganz schwer davon aus, dass während des Spiels keine Kontrollen stattfinden. Aber die Nachbesprechung des Spiels sollten die Fußball-Fans dann auf den Heimweg verlegen", sagte er dem Tagesspiegel.

Polizei: „Derby nicht mit Hinspiel vergleichbar“

Die Berliner Polizei hat derweil angekündigt, trotz Geisterspiel mit „mehreren hundert Dienstkräften“ im Einsatz zu sein. Dies sei aber „weniger als üblich“ bei normalen Bundesliga-Spielen. „Es werden im Hinblick auf die Einhaltung der Abstandsregelungen diverse szenekundige Fan-Treffpunkte, beziehungsweise Brennpunkte aufgesucht. Bei Verstößen wird zunächst auf die Einhaltung der Abstandsregelungen hingewiesen, anschließend werden die entsprechenden Regelungen durchgesetzt“, sagte eine Sprecherin auf Anfrage.

Auch am Olympiastadion werde die Polizei präsent sein. Mit großen Ansammlungen rechne man aber nicht, vor dem Derby sei man mit Fanbeauftragten beider Vereine in Kontakt getreten. Die Prognose der Polizeisprecherin: „Das Hauptstadtderby ist nicht mit dem Hinspiel vergleichbar.“

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