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Der Wasserspielplatz Plansche-Plänterwald in Berlin-Treptow.

© Doris Spiekermann-Klaas

Update

Hautausschlag bei Kindern aufgetreten: Wasserspielplatz „Plansche“ im Plänterwald gesperrt

Der Spielplatz musste gesperrt werden. Betroffene sollen zum Arzt. Polizei prüft möglichen Zusammenhang mit Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners.

Der große Wasserspielplatz "Plansche Plänterwald" in Treptow ist vorübergehend gesperrt worden, nachdem Besucher über Hautreaktionen geklagt haben. "Da uns mehrere Fälle von Ausschlag und allergischen Reaktionen gemeldet wurden, schließen wir die Plansche, bis die Ursache geklärt ist", heißt es auf der Facebookseite des am Dammweg im südlichen Bereich des Treptower Parks gelegenen Spielplatzes. Nach aktuellen Angaben mussten sich 31 Betroffene, überwiegend Kinder, wegen Hautausschlags am Wochenende ärztlich behandeln lassen.

Laut Bezirksamt wurden in der vergangenen Wochen Raupen des Eichenprozessionsspinners auf dem Spielplatz gesichtet. Das zuständige Straßen.- und Grünflächenamt erteilte daraufhin einer Spezialfirma den Auftrag, die Raupen und schon vorhandene Verpuppungsgespinste in den Geästen abzusaugen. Das ist die bundesweit übliche Methode, den Einsatz von Insektiziden will man auf diese Weise vermeiden. Ein entschiedenes Vorgehen gegen die Raupen des unscheinbaren, nur bis zu 30 Millimeter großen Nachtfalters ist aber unerlässlich. Denn bis zur Verpuppung Ende Juni entwickeln die Raupen mit Widerhaken versehene Brennhaare. Dieser dichte Pelz enthält das Nesselgift Thaumetopein, es kann Hautreizungen und allergischen Juckreiz auslösen sowie Atemwegsprobleme. .

Baumkletterer, geschützt durch Spezialanzüge, Schutzbrillen, Handschuhe und Atemmasken, führten in der vergangenen Woche die Absaugaktion durch. Eigentlich hätten die kleinen Besucher des Spielplatzes danach wieder gefahrlos planschen können. Weshalb dennoch am Wochenende Symptome auftraten, muss nun geklärt werden. Verschiedene Ursachen kommen in Frage: Entweder wurde unzureichend oder nicht fachkundig genug abgesaugt, so dass Raupen übrig blieben oder die mikroskopisch kleinen Brennhärchen in die Luft gewirbelt wurden, anstatt komplett im Filter zu landen.

Unklar ist, ob Chemie eingesetzt wurde

Die Polizei geht überdies noch einem weiteren Verdacht nach. Sie prüft, ob die Hautreaktionen eventuell in Zusammenhang mit einer chemischen Beseitigung des Eichenprozessionsspinners auf dem Gelände am vergangenen Donnerstag stehen. In einem Tweet der Polizei heißt es: „Die Ermittlungen unserer Polizeidirektion 6 sollen klären, was ursächlich für die aufgetretenen Symptome ist. Am 13.6. sollen Chemikalien gegen den Eichenprozessionsspinner auf Bäume des Geländes der Plansche in Plänterwald versprüht worden sein.“ Diesen Hinweis lieferte offenbar ein Mitarbeiter des Grünflächenamtes, der am Sonntag vor Ort gewesen sei, so eine Polizeisprecherin. Unklar ist, ob es sich dabei lediglich um eine Vermutung des Mitarbeiters handelt.

Laut Polizei wurde ein Strafermittlungserfahren wegen fahrlässiger Körperverletzung eingeleitet, das die Ursache für die Symptome klären soll. Die Firma, die mit der Schädlingsbeseitigung beauftragt wurde, will man befragen. Laut Bezirksamt hat die Feuerwehr auch eine Wasserprobe entnommen.

Eichenprozessionsspinner verbreitet sich in Deutschland immer stärker

"Beauftragt war nichts Chemisches, sondern eine mechanische Absaugung", stellte eine Sprecherin des Bezirksamtes am Montag klar. Solange die Ursache der Ausschläge nicht geklärt sei, müsse die Plansche geschlossen bleiben.

Der Eichenprozessionsspinner bevorzugt ein warm-trockenes Klima. Deshalb verbreitet er sich nach Angaben von Forstbetrieben und Naturschützern aufgrund der Klimaveränderung auch in Deutschland immer stärker. Der Falter schwärmt von Juli bis August, jedes Weibchen legt bis zu 200 Eier in die oberen Eichenkronen. Nach dem Schlüpfen im Frühjahr wandern die Raupen gemeinsam in bis zu zehn Meter langen Prozessionen zum Fressen in die Baumkronen. Ende Juni spinnen sie sich dann in ockerfarbene Kokons ein.

Senatsgesundheitsverwaltung informierte via Twitter

Die Senatsgesundheitsverwaltung informierte Eltern am Sonntagabend via Twitter: "Wenn Sie seit Donnerstag auf der Plansche-Plänterwald waren und einen Hautausschlag bei sich oder Ihren Kindern bemerken, suchen Sie eine/n Arzt/Ärztin auf."

Bekämpft wird der Eichenprozessionsspinner laut Senatsumweltverwaltung bei leichtem Befall in aller Regel mit mechanischen Maßnahmen wie dem Absaugen oder bei starkem Befall durch den Einsatz von Bioziden.

Bei der Diskussion um den Einsatz von chemischen Insektenbekämpfungsmitteln wird der Eichenprozessionsspinner häufig mit dem Kiefernschädling "Nonne" verwechselt. In Brandenburg wurde der Einsatz des Insektizides "Karate Forst flüssig" gegen die Nonnenraupen wie berichtet per Gericht gestoppt. Diese Entscheidung ist heftig umstritten, weil eine Nonneninvasion ganze Wälder rasch vernichten kann. Der Eichenprozessionsspinner kann Wäldern hingegen erst gefährlich werden, wenn die Bäume ihre Widerstandskraft auch durch andere ungünstige Bedingungen wie zu heiße Sommer verlieren.

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