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Theater-Duo: Johannes Hallervorden und sein Vater Dieter.

© Eventpress Hoensch

Schlossparktheater startet in elfte Spielzeit: Hallervorden und Sohn spielen zusammen

Seit 2008 betreibt Dieter Hallervorden sein Schlossparktheater – nun mit Sohn Johannes. Vor der elften Spielzeit sind beide in allerbester Laune.

Immer, wenn Dieter Hallervorden mal wieder öffentlich aufgetreten ist, schauen die Leute nach: Wie alt war der jetzt gleich? Aktuelles Ergebnis: In gut einer Woche wird er 84, und das ist für einen wie ihn absolut kein Grund, sich zur Ruhe zu setzen. Ganz im Gegenteil: Das Programm seines Schlosspark-Theaters für die kommende Spielzeit steht, das Geld scheint zu reichen, und als lebenslange Rampensau kann er sich auf Präsenz und Gedächtnis verlassen, auch wenn diesmal nur die Presse vor ihm sitzt.

Das Dornröschen ist längst wach

Zehn Jahre hat er hinter sich, hat seit der Übernahme Ende 2008 rund zweieinhalb Millionen aus seinem Privatvermögen versenkt – aber den abgesoffenen Theaterbau wieder flott gemacht. Und wie immer juxt er sich auch diesmal wieder eins in Richtung Politik und Presse: „Damals dachten alle, der Prinz ist zu alt, das Dornröschen wieder wachzuküssen.“ Und nun? „Das Theater lebt!“

Das Dornröschen ist wach, tummelt sich im Boulevard-Genre mit kleinen Ausflügen ins ernste Fach, füllt die Lücken mit Gastspielen auf, das bleibt auch so. Für die kommende Spielzeit hat Hallervorden sich und seinen Leuten allerdings eine wichtige Änderung verordnet: Eigenproduktionen werden nur noch en suite gespielt, also tagtäglich ohne Unterbrechungen durch andere Stücke.

So könne man die Kosten durch das ständige Umbauen senken, sagt er, und es falle leichter, mit prominenten Schauspielern ins Geschäft zu kommen, die so etwas einfacher in ihren Terminplan einbauen können als ständige komplizierte Wiederaufnahmen.

Für das Pressegespräch hat er diesmal elf Leute angeschleppt, um mit ihnen ein wenig verbales Ping-Pong zu spielen, Schauspieler und Regisseure der kommenden Spielzeit. Julia Biedermann ist dabei, die nach gut einem Jahrzehnt in Amerika nun erstmals wieder auf einer deutschen Bühne steht, und zwar ab Ende Februar 2020 in Leonard Gershes Stück „Schmetterlinge sind frei“. Susan Sideropoulos und Jan Sosniok schießen sich im April durch Tom Müllers Zweipersonenstück „Zwei wie Bonnie und Clyde“, über das Hallervorden einen Satz sagt, der den Intendanten staatstragender Bühnen nie über die Zunge käme: „Wer gern lacht, der sollte reingehen“.

Angelika Mann und Wolfgang Bahro spielen in "Ruhe! Wir drehen!"

Angelika Mann und Wolfgang Bahro sind da, die schon im Oktober 2019 tragende Rollen im selbstreferentiellen Schauspieler-Jux „Ruhe! Wir drehen!“ übernehmen; über dieses Stück wäre noch mitzuteilen, dass Hallervorden es in Paris entdeckt und dann rasch ins Deutsche übersetzt hat, weil wohl mal ein paar Tage Ruhe waren und er natürlich am besten weiß, wie man französische Pointen auf Deutsch richtig hinbiegt.

Mehr Infos unter www.schlossparktheater.de, Tel.: 78956670

So ging`s los: Dieter Hallervorden im September 2009 auf dem roten Teppich anlässlich der Eröffnungsgala des Schlosspark-Theaters.

© DPA, Tim Brakemeier

Das Stück bezieht, wie Regisseur Thomas Schendel mitteilt, auch das Theaterpublikum als Komparserie mit ein, es passiert da allerhand Interaktives. Schendel bringt gleich nach Jahresbeginn auch ein eigenes Stück auf die Bühne, nämlich „Ich bin nicht Mercury“ mit Musik von Queen, Thomas Borchert in der Titelrolle und der Harry-Ermer-Band.

Besonders freue er sich, sagt Schendel, dass es ihm gelungen sei, die Gema-Musikrechte für dieses Stück zu bekommen, was sonst kaum möglich sei. Worauf Hallervorden, der perfektionistische Praktiker, extra trocken hinzufügt: „Wollen wir hoffen, dass diese Freude auch anhält bis zur Premiere.“ Nur ein Jux, Leute!

In "Adel verpflichtet" teilen sich Vater und Sohn acht Rollen

Aber Perfektionismus, da war noch was. Johannes Hallervorden nämlich, Sohn, Schauspieler und leitender Mitarbeiter, hatte es offenbar nicht leicht, sich mit seinem Vater erstmals auf der Bühne zusammenzuraufen für das Stück „Adel verpflichtet“, in dem sich beide acht Rollen teilen. Hallervorden senior erläutert: „Mein Sohn braucht das Fieber der letzten sieben Tage, um in Gang zu kommen, aber ich will eigentlich sieben Tage vorher alles fertig haben.“ Der Sohn nickt. „Adel verpflichtet“ ist keine Bühnenfassung des Films, sondern orientiert sich frei an der Buchvorlage.

„Wir hatten beim Joggen reichlich Zeit“, sagt Regisseur Anatol Preissler, „uns alle möglichen Arten auszudenken, wie man Leute unter die Erde bringt.“ Und Preissler gibt dem Intendanten auch ein Stück Euphorie zurück und sagt, er erlebe hier so viel Begeisterung für das Theater, die er an anderen Häusern vermisse.

Wie ist das jetzt mit dem Geld? Etwa seit den beiden letzten Spielzeiten trage sich die Sache, sagt der Intendant, der allein haftet und seiner Theater-Verrücktheit die „Didi“-Einkünfte geopfert hat. Subventionen? Er schimpft über Abgeordnete, die noch nie einen Schritt in sein Haus gesetzt hätten, weiß aber auch von Signalen zu berichten, dass sich da was ergeben könnte.

Ach ja: Jetzt im September wird der einmillionste Besucher erwartet, „eine hübsche Frau, hoffe ich“. Na, er meint natürlich seine eigene.

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