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Modell vom Künstlerhaus.  

© Eine für Alle eG

Günstige Ateliers in Berlin-Lichterfelde: Koalition kippt Finanzierung für Kunstraum

Auf einem Grundstück des Landes Berlin sollten 25 Ateliers entstehen. Nun hat die Koalition die Finanzierung des Projekts gekippt. Doch es gibt Hoffnung für Künstlerinnen und Künstler.

Zwanzig Minuten fährt man mit der S-Bahn vom Potsdamer Platz bis zur Osdorfer Straße in Lichterfelde. Dort gehören dem Land Berlin die Hausnummern 17 und 18, ein Grundstück von 2000 Quadratmetern, etwas größer als ein Eishockeyfeld. Die Fläche liegt seit Jahren brach, deshalb sollte dort ein Haus mit 25 Ateliers für Maler und Bildhauerinnen entstehen. Der Bedarf für solche Arbeitsräume ist groß. Doch nun ist unklar, was aus dem lange geplanten Projekt wird. Am Donnerstag kippten die Abgeordneten der Regierungskoalition (CDU/SPD) den Finanzierungsplan der Vorgängerregierung (SPD/Grüne/Linke).

„Ein Weihnachtsgeschenk ist das natürlich nicht“, sagt Frieder Rock von der Genossenschaft „Eine für Alle“. Die hatte im Januar mit der damals rot-rot-grünen Regierung einen Vertrag geschlossen. Der besagt: Die Genossenschaft darf das Grundstück im Bezirk Steglitz-Zehlendorf 60 Jahre lang nutzen und ein Atelierhaus darauf bauen. Die rechtliche Grundlage dafür liefert das sogenannte Erbbaurecht.

SPD will soziale Nutzung

Zusätzlich plante die Vorgängerregierung, 20 Jahre lang die Hälfte der entstehenden Ateliers über die gemeinnützige GmbH Kulturraum Berlin anzumieten und Künstlern so günstige Arbeitsräume zur Verfügung zu stellen. Doch die aktuelle Koalition wollte das Projekt so nicht umsetzen.

Der Abgeordnete Sven Heinemann (SPD), Haushaltsexperte, begründet das am Telefon so: „Wir haben es hier mit einem gut angebundenen Grundstück zu tun.“ Außerdem: „Wir haben heute andere Herausforderungen in der Stadt als vor sieben Jahren, als die erste Idee für eine künstlerische Nutzung der Fläche entwickelt wurde.“ Für ihn sei der Mangel an Wohnungen und sozialer Infrastruktur aktuell das drängendste. Er könne sich vorstellen, das Grundstück als Standort für eine Kita oder ein Studierendenwohnheim zu prüfen.

Das kommt für die stellvertretende Bezirksbürgermeisterin von Steglitz-Zehlendorf, Cerstin Richter-Kotowski (CDU), nicht infrage. „An dem Grundstück fährt die S-Bahn vorbei“, erklärt sie am Telefon. „Das ist als Wohnfläche ungeeignet.“ Für Werkstätten und Ateliers wäre es hingegen „gut nutzbar“, da künstlerische Arbeiten manchmal selbst Lärm verursachen, etwa die Bildhauerei.

„Was ungeklärt ist, ist die Finanzierung des Atelierhauses“, erklärt Richter-Kotowski. „Aber wir als Bezirk sind uns einig, dass das geplante Projekt eine gute Möglichkeit für dieses Grundstück wäre.“ Sie hält also an einer künstlerischen Nutzung der Brachfläche fest. Aktuell liefen Gespräche mit privaten Investoren. „Ich möchte dieses Projekt retten, weil ich davon überzeugt bin“, sagt die Bezirksbürgermeisterin.

Großer Bedarf an Ateliers

Frieder Rock von der Genossenschaft meint: „Ein privater Investor sind wir in dem Sinne auch“ – und bestätigt, im Austausch mit dem Bezirk zu sein. „Die Ursprungsidee, dass da ein Atelierhaus hin soll, können wir erfüllen, auch ohne eine Beteiligung von Kulturraum. Dann vermieten wir halt alle Räume selbst.“

Dass die Ateliers am Ende leer stehen, darüber muss sich wohl niemand sorgen. Schließlich ist der Bedarf an günstigen Arbeitsräumen für Künstler riesig. Im Sommer veröffentlichte der Atelierbeauftragte der Stadt, Martin Schwegmann, eine Studie zur Situation bildender Künstler in Berlin. 42 Prozent der 1673 Befragten gaben damals an, kein Atelier zu haben. Wer eines hatte, der mietete es oft zu unsicheren Konditionen. Auf die 10.000 bildenden Künstler, die in Berlin leben, kommen rund 1200 geförderte Ateliers.

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