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Fliegender Wechsel, auch für den Karikaturisten: Der alte und der neue Regierende Bürgermeister, wie Stuttmann sie sieht.

© Klaus Stuttmann

Klaus Stuttmann über Klaus Wowereit: Große Nase, kecke Lippe

Tagesspiegel-Karikaturist Klaus Stuttmann hat Klaus Wowereit seit 2001 immer wieder gezeichnet. In den letzten Jahren wurde das einfacher – auch dank des BER-Debakels. Mit Michael Müller tut sich der Zeichner noch schwer.

Er hat es ihm nicht leicht gemacht. Ein glattes, eher rundliches Gesicht, keine Falten, keine buschigen Augenbrauen, keine dominante Brille – es hat eine Zeit gedauert, bis Klaus Stuttmann mit Klaus Wowereit warm wurde, damals, 2001, als der Regierender Bürgermeister wurde. Prägnante Gesichtszüge oder herausragende optische Merkmale machen Karikaturisten wie Stuttmann das Leben leichter. Wowereit, der an diesem Donnerstag sein Amt aufgibt, kam er erst nach und nach zeichnerisch näher: die kleinen Augen, die große Nase, die kecke Unterlippe – das wurden die Merkmale, an denen man den Regierenden Bürgermeister dann zunehmend eindeutig erkennen konnte. „Ich musste mich da erst reinsehen und rumexperimentieren“, sagt Stuttmann, 65, der seit vielen Jahren für den Tagesspiegel zeichnet.

Auch inhaltlich bot Wowereit anfangs wenig Angriffsflächen, vom in den ersten Jahren dominierenden Party-Image mal abgesehen, das Stuttmann hin und wieder augenzwinkernd aufgriff. So richtig spannend wurde es dann erst durch das BER-Debakel. „Karikaturisten leben ja von Skandalen und Fehlern“, sagt der Zeichner. Das Flughafen-Chaos machte Berlin und Wowereit auch überregional zum Gespött – und dadurch für Stuttmann umso interessanter, weil er neben dem Tagesspiegel auch noch ein Dutzend Zeitungen quer durchs Land bedient. „In letzter Zeit wirkte er dann zunehmend müde und schlapp – ein gutes Objekt für Karikaturisten“, sagt Stuttmann.

Und Michael Müller? „Stöß und Saleh wären mir erheblich lieber gewesen“, sagt Stuttmann. Die beiden SPD-Konkurrenten Müllers ums Amt des Regierenden Bürgermeisters machten optisch einfach mehr her, der große Stöß mit den Bartstoppeln und Saleh mit seinen dunklen Augenringen. Bei Müller als neuem Regierenden Bürgermeister konzentriert sich Stuttmann bislang vor allem auf die Augen und die Lippen. „Der Mund hat einen bemerkenswerten Schwung“, sagt der Zeichner. Und die Augen wirkten durch die Brille größer. Ansonsten biete Müller mit seinen grauen Anzügen, dem glatten Gesicht und der unscheinbaren Frisur wenig visuelle Angriffsfläche. „Im Moment tue ich mich da noch etwas schwer“, gibt Stuttmann zu.

Die gesammelten Tagesspiegel-Karikaturen von Stuttmann finden Sie hier.

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