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Die Feuerwehr bei den Löscharbeiten an dem ehemaligen Gesellschaftshaus in Grünau.

© privat

Update

Großbrand am Haus Riviera: Investor sieht Luxusbauprojekt nicht gefährdet

Ein Feuer hat ein ehemaliges Ausflugslokal in Grünau verwüstet. Hier soll eine teure Seniorenresidenz entstehen, gegen die es zuletzt Proteste gab.

In der Nacht kam der Alarm: Das Gesellschaftshaus auf dem Riviera-Gelände in Grünau brennt. 800 Quadratmeter Dachstuhl in der Regattastraße standen in Flammen, nach und nach stürzten durch die Brandentwicklung die Decken des Gebäudes ein. Die Feuerwehr konnte die Flammen erst nach über 14 Stunden gegen 17:30 endgültig löschen. Die Löscharbeiten gestalteten sich schwierig: Der Einsatzleiter entschied, das Haus dürfe nicht betreten werden. Einsturzgefahr. Die Polizei nahm im Zuge der Ermittlungen zwei 20-Jährige fest, die vernommen und wieder entlassen wurden.

Seit knapp 30 Jahren stehen die denkmalgeschützten Ausflugsgaststätten Riviera und Gesellschaftshaus leer. Doch schon bald soll hier eine Seniorenresidenz entstehen. Im Januar 2019 wurde die Baugenehmigung für den ersten Bauabschnitt erteilt.

Die Immobiliengesellschaft Terragon will hier 208 barrierefreie Luxus-Seniorenwohnungen bauen. Das Residenzentgelt für eine Zwei-Zimmer-Wohnung mit einer Größe von circa 60 Quadratmetern liegt bei 1.650 Euro. Terragon hatte das Grundstück 2017 für 15 Millionen Euro gekauft. Außerdem geplant auf dem 15.000 Quadratmeter großen Gelände sind ein Wellnessbereich mit Schwimmbad, Sauna und Kneippfad, Pflege- und Betreuungsangebote.

Im Riviera-Saal soll ein öffentlich zugängliches Restaurant mit Veranstaltungsraum entstehen. Zudem sollten beide denkmalgeschützten Häuser – Riviera und Gesellschaftshaus – restauriert werden.

Das ausgebrannte Gebäude in Grünau.
Das ausgebrannte Gebäude in Grünau.

© privat

Die Gesamtinvestitionskosten: 80 Millionen Euro. Im Frühjahr 2021 soll das Projekt nach Angaben der Terragon fertiggestellt werden. Ist das Vorhaben nun durch den Brand in Gefahr?

Michael Held, Vorstandsvorsitzender der Terragon, ist zuversichtlich, dass der Baubeginn im Herbst starten kann. Er war am Dienstag selbst vor Ort und hat sich ein Bild von dem Schaden gemacht. Der denkmalgeschützte Riviera-Saal ist vom Feuer nicht angegriffen worden. Es müsse nun analysiert werden, welche Schäden entstanden sind und ein neues Sanierungskonzept aufgestellt werden. Rainer Hölmer, Baustadtrat von Treptow-Köpenick, zeigte sich ebenfalls optimistisch, man müsse aber die Berichte des Statikers zu den Schäden abwarten.

Die Denkmäler sollen beim Bau der Seniorenresidenz auf jeden Fall erhalten bleiben, so Held, ebenso wie ein öffentlich zugänglicher Weg am Ufer der Dahme. Über mutmaßliche Bandstiftung möchte er zunächst nicht spekulieren. Drohschreiben oder ähnliches seien bei Terragon nicht eingetroffen.

Die alte „Riviera Grünau“ soll eine Seniorenresidenz werden. Das zeigt diese Simulation des Bauträgers.
Die alte „Riviera Grünau“ soll eine Seniorenresidenz werden. Das zeigt diese Simulation des Bauträgers.

© Terragon AG

Zuletzt hatte es zwei Bürgerinitiativen gegen die Bebauung des Grundstücks und für den Erhalt der Denkmäler gegeben. "Der große Saal ist nicht betroffen und wartet weiter darauf, durch den Investor vernichtet zu werden", hieß es am Mittwoch auf der Website riviera-retten.de. Die Anwohnerinitiative sieht in dem Seniorenwohnheim die Vernichtung des einstigen Ausflugziels. Bereits im 19. Jahrhundert hatten die Berliner den Ort zunehmend als Ausflugsziel entdeckt, zahlreiche Ausflugsgaststätten entstanden. Die Gaststätte Riviera wurde um 1895 als ein besonders reich ausgestattetes Lokal mit Saalbau errichtet.

Für den Bau des Seniorenheims wurden bereits Bäume abgeholzt und Gebäudeteile abgerissen. Die Ausflugsziele hätten Grünau geprägt, sagen die Anwohner. Und das sollte es ihrer Meinung nach auch wieder werden, und keine Seniorenresidenz. Und nun auch noch das Feuer, viele Anwohner sind traurig. Bevor die Terragon das Grundstück kaufte, wurde es wohl Opfer von Spekulation. Das Potsdamer Unternehmer Selahattin Erdem hatte es 2006 für 650.000 Euro gekauft und lange Zeit nichts damit gemacht, auch die Denkmäler verkommen lassen. Es folgte auch ein Rechtsstreit mit dem Bezirk. Der Investor habe viel versprochen, aber nichts gehalten, sagt Stadtrat Hölmer. Die Terragon hingegen sei als seriöser Partner bekannt.

Das Gebäude war in den letzten Jahren ein beliebtes Ausflugsziel gewesen, zahlreiche Menschen brachen unerlaubterweise in das Gelände ein und machten Fotos. Diese tauchen gelegentlich im Netz auf. Im Internet wird das Gebäude auch als eine Art Sehenswürdigkeit, als "Lost Place" angekündigt. Anwohner berichten dem Tagesspiegel, es sei nicht schwer gewesen, dort hereinzukommen.

Auf riviera-retten.de wird klargestellt, dass das Betreten des Gebäudes gefährlich sei und man keine Genehmigungen zur Begehung erteilen könne. Es handelt sich um Hausfriedensbruch. Terragon-Chef Michael Held sagt, das Gebäude sei gesichert gewesen, alle Fenster verriegelt und ein Zugang hätte nur durch Zerstörung von gesicherten Anlagen geschehen können. Auch gab es einen Sicherheitsdienst, der vor Ort nachgeschaut habe. Eine 24-stündige Überwachung sei jedoch nicht möglich gewesen.

Nur kurz vor dem Ausbruch des Dachstuhlbrandes im Gesellschaftshaus in der Nacht zu Dienstag hatte es mehrere weitere Brände im Umfeld gegeben: Hier brannten laut Polizei sechs Müllcontainer in der Walcheseestraße, ein Papiercontainer in der Wassersportallee und ein Altkleidercontainer in der Tegernseestraße. Außerdem brannten ein Stück Waldboden in der Büxensteinalleee und eine Papiertonne in der Regattastraße.

Zwei 20-Jährige wurden im Zuge der Ermittlungen festgenommen. Sie wurden vernommen und anschließend nach Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft wieder entlassen. Es besteht der Verdacht der schweren Brandstiftung, sagte eine Sprecherin. "Selbstverständlich wird ein Zusammenhang zwischen den Bränden geprüft und ob die beiden Festgenommenen für einen oder mehrere dieser Brände infrage kommen."

Die Brandursache ist weiter ungeklärt: Ermittler waren am Dienstag vor Ort, um sich einen Überblick zu verschaffen, konnten das Gebäude jedoch noch nicht betreten.

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