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Abgang bei der Wahlparty: Franziska Giffey und Raed Saleh.

© dpa/Christophe Gateau

Update

Giffey und Saleh verlieren Direktmandate: Wer bei den Erststimmen der Berlin-Wahl triumphiert – und wo es knapp war

Oft entschieden nur wenige Stimmen, manche Promis fielen durch: Wo es besonders knapp wurde, wo es Neuauszählungen geben könnte – und wer haushoch gewonnen hat.

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Eine schwarze Welle ist über Berlin gerollt – und hat sogar der SPD-Doppelspitze Franziska Giffey und Raed Saleh ihre Direktmandate genommen. Bei den Erststimmen ist der Sieg entscheidend: Nicht alle stehen auch auf den Listen ihrer Partei, über die sie mit der Zweitstimme ins Abgeordnetenhaus gewählt werden könnten. 2021 hatten sich die Grünen vor allem in den Wahlkreisen innerhalb des S-Bahn-Rings Direktmandate sichern können. Die SPD überzeugte in den Rand-Wahlkreisen.

2023 zeigt sich ein dramatisch anderes Bild: Die CDU liegt bei den Erststimmen in fast allen Randbezirken vorn, die SPD erringt nur fünf Direktmandate. In der Innenstadt bleiben die meisten Wahlkreise grün, in fünf Wahlkreisen haben die Linken den Vorsprung. Die AfD gewinnt in zwei Kreisen in Marzahn-Hellersdorf. Durch die vielen Direktmandate der CDU könnte es viele Überhangmandate geben – und das Parlament wachsen.

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Diese Spitzenpolitiker haben gewonnen

Gerade bei Erststimmen spielen nicht nur die Partei, sondern auch die Kandidierenden vor Ort eine wesentlich stärkere Rolle als bei den Zweitstimmen. Das kann den bekannten Namen helfen: Im Wahlkreis Spandau 5 triumphierte der CDU-Spitzenkandidat Kai Wegner mit 46,5 Prozent, in Marzahn-Hellersdorf 1 lag AfDler Gunnar Lindemann mit knapp 29 Prozent vorn – deutlich vor Bezirksbürgermeister Gordon Lemm (SPD).

Anders sieht es bei Franziska Giffey (SPD) aus: Während sie ihr Mandat 2021 in Neukölln 6 noch mit 40,8 Prozent gewann, verlor sie diesmal den Wahlkreis mit einem deutlichen Rückstand von 15,7 Punkten an den CDU-Kandidaten Olaf Schenk: 45,3 Prozent zu 29,6 Prozent. Bettina Jarasch landete in Spandau 2 auf Platz vier – sogar noch hinter der AfD: Die Spitzenkandidatin der Grünen musste sich gegen Erin Nas von der CDU geschlagen geben, ebenso wie der Berliner SPD-Vorsitzende Raed Saleh. Jaraschs Erststimmenergebnis von 10,2 Prozent lag sogar noch unter dem Stimmenanteil von 11,3 Prozent, die Sebastian Sperlich 2021 für die Grünen in diesem Wahlkreis holte.

Auch die anderen Spitzenkandidaten hatten keinen Erststimmen-Erfolg: Klaus Lederer (Linke), Sebastian Czaja (FDP) und Kristin Brinker (AfD) konnten ihre Wahlkreise ebenfalls nicht direkt gewinnen – ebenso wenig wie die Senatoren Daniel Wesener (Grüne), Andreas Geisel (SPD) und Iris Spranger (SPD). Monika Herrmann (Grüne), die 2021 den Einzug ins Parlament verpasste, verlor in Friedrichshain-Kreuzberg 4 auch diesmal: Das Direktmandat holte knapp der Linke Damiano Valgolio. Auch die Dragqueen Gloria Viagra (Linke) konnte sich in Pankow 8 nicht durchsetzen.

Das sind die größten Abräumer

Während es in manchen Stimmbezirken denkbar knapp zuging, fallen in anderen die großen Abstände zwischen Gewinnern der Direktmandate fürs Abgeordnetenhaus und den Nächstplatzierten auf. So kommt CDU-Mann Christian Gräff im bürgerlichen, von Einfamilienhäusern geprägten Marzahn-Hellersdorf 4 auf 42,9 Prozent. Mit 15 Prozent folgt abgeschlagen die Linke Regina Kittler. Noch größer ist der Abstand im ähnlich strukturierten Nachbarwahlkreis: Die von Kai Wegner (CDU) bereits vorab als Schulsenatorin ins Gespräch gebrachte Katharina Günther-Wünsch (CDU) holt mit 45 Prozent fast dreimal so viele Stimmen wie die zweitplatzierte Luise Lehmann von der SPD.

Ähnlich deutlich, allerdings mit etwas geringeren Differenzen zwischen Erst- und Zweitplatzierten, ist die Situation im Westen und Süden von Spandau, wo die CDU-Kandidaten ebenfalls sehr weit vorn liegen. In Lichtenberg deklassierten die CDU-Direktkandidaten Danny Freymark und Martin Pätzold ihre Mitbewerber: Beide holten um die 40 Prozent – und damit mehr als doppelt so viele Stimmen wie die Konkurrenten.

Eine besondere Situation zeigt sich in Reinickendorf 2: Hier gewann eine Kandidatin, die gar nicht ins Parlament einziehen will. Bei der Wiederholungswahl stand Emine Demirbüken-Wegner (CDU) zwar auf dem Wahlzettel, jedoch will sie eigentlich Bezirksbürgermeisterin werden. Obwohl sie ihr Mandat mit rund 39 Prozent und großem Abstand gewonnen hat, soll eine andere Person auf der CDU-Bezirksliste ins Abgeordnetenhaus nachrücken.

Nervenaufreibend war die Auszählung in Pankow 5: Hier lagen Denise Bittner (CDU) und Louis Krüger (Grüne) zwischenzeitlich nur 38 Stimmen auseinander. Den Wahlkreis gewann der Grünen-Kandidat mit einem Abstand von 1,1 Prozent. In Lichtenberg 6 gewann Lilia Usik (CDU) mit einem Vorsprung von 0,7 Prozent vor Norman Wolf (Linke), Bausenator Andreas Geisel (SPD) belegte im selben Wahlkreis Platz 3. Auch in Mitte 5 betrug der Vorsprung der CDU nur 1,5 Prozent vor den Grünen. In den Wahlkreisen, in denen die Kandidaten sehr eng beieinander lagen, könnte es wie 2021 zu Nachauszählungen kommen.

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