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In den Räumen der Einsatzhundertschaften am Standort Schulzendorf sind Legionellen festgestellt worden (Symbolbild).

© picture alliance / dpa

Legionellenalarm in Berlin: Gewerkschaft fordert Neubau statt Sanierung von Polizei-Bruchbuden

In Berlin-Schulzendorf sind Hundertschaften der Polizei untergebracht. Erneut sind dort Legionellen im Leitungswasser. Hilft Reparieren überhaupt noch?

Diese Liegenschaft von Berliner Polizei und Feuewehrakademie in der Ruppiner Chaussee in Reinickendorf ist ein Fall für den Abrissbagger – jedenfalls nach Ansicht der Gewerkschaft der Polizei (GdP) Erneut sind dort in den Räumen der Einsatzhundertschaften am Standort Schulzendorf Legionellen festgestellt worden. Der Arbeitsschutz ist eingeschaltet.

Der Berliner Immobilien-Dienstleister BIM informierte die Polizei jetzt darüber, dass „im Rahmen einer Trinkwasseruntersuchung eine erhöhte Anzahl von Legionellen festgestellt wurde, der den gesetzlichen Wert übersteigt“. In einem Schreiben der BIM ist von einer „hohen Kontamination des Trinkwassers“ die Rede.

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Ein Duschverbot sei jedoch nicht ausgesprochen worden. Stattdessen seien in den Duschen Legionellenfilter eingebaut worden. Und auch der Hausmeister bekommt jetzt mehr zu tun: Er „wird zusätzlich eine regelmäßige Spülung durchführen“, heißt es in einem internen Schreiben. Die Beamten wurden aufgefordert, regelmäßig die Wasserhähne zu benutzen.

GdP-Landesvizechef Stephan Kelm reagierte entsetzt. „Wir können immer wieder Maßnahmen ergreifen, um eklatante Gesundheitsgefahren zeitweise einzudämmen. Vielleicht sollte man der Wahrheit einfach mal ins Auge sehen“, sagte Kelm. „Diese Unterkunft ist ein dauerhaftes Risiko und als Dienststelle für unsere Hauptstadtpolizei untragbar.“

Vor einigen Wochen waren es giftige Kohlenwasserstoffe

Tatsächlich fällt die Liegenschaft in Schulzendorf nicht zum ersten Mal negativ auf. Legionellen sind seit Jahren ein Thema dort. Kürzlich hatte der Personalrat wegen Schadstoffbelastung in Unterkünften von Bereitschaftspolizisten sogar die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Grund waren polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), die in der Raumluft festgestellt wurden.

Die maroden Immobilien der Polizei Berlin

Diese Stoffe kommen in Klebstoffen und Dichtungsanstrichen vor, zahlreiche PAK krebserregend, können das Erbgut verändern und die Zeugungsfähigkeit gefährden, einige sind giftig und können sich im menschlichen Körper anreichern. In der Schulzendorfer Liegenschaft wurden die Stoffe in zuvor sanierten Räumen erneut festgestellt.

GdP-Landesvize Kelm bringt deshalb nun komplett neue Räume als Ersatz für die marode Liegenschaft in Spiel. „Wir reden über Schimmel, hochgiftigen PAK und Legionellen und den Verantwortlichen fällt nichts Besseres ein, als mit Filtern, noch einer Schicht Bodenbelag und Spülanweisungen das eigentlich Überfällige, einen kompletten Neubau zu umgehen.“

Möglicherweise wäre das sogar die bessere Alternative. Denn der Zustand der Gebäude der Berliner Polizei ist desaströs. Ausfallende Heizungen, herabfallender Putz, ein Fäkaliensee im Keller, nicht einbruchssichere Sicherstellungsgelände – das sind nur einige Beispiele der vergangenen Monate.  Der Sanierungsbedarf wird auf 1,1 Milliarden Euro beziffert. 

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