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Trümmer liegen auf der Karl-Liebknecht-Straße vor einem Hotel. In dem Hotel Radisson Blue war das riesige Sea Life Aquarium geplatzt. Wasser strömte bis auf die Straße.

© picture alliance/dpa / dpa/Christoph Soeder

Update

Geplatztes Aquarium in Berlin: Gebäude nicht einsturzgefährdet – 630 Fische aus unterem Zuchtbecken gerettet

Die Ursache für das Unglück ist weiterhin unklar. Eine am Bau des geplatzten Aquariums beteiligte Firma will ein Team zur Untersuchung des Vorfalls nach Berlin schicken. 

| Update:

Nach dem Platzen des riesigen Aquariums in Berlin sind nach Angaben des Gebäudeeigentümers etwa 630 Fische aus den unterirdischen Zuchtbecken gerettet worden. Diese Fische befanden sich nicht im geplatzten Aquarium Aquadom, sondern in anderen Becken, wie der Sprecher von Union Investment, Fabian Hellbusch, am Samstag mitteilte.

Sie seien auf den Berliner Tierpark, den Zoo, das Sealife im Dom Aquarée und unter einem Netzwerk von Spezialzüchtern verteilt worden. „Dieser Verteilungsvorgang ist aktuell noch nicht abgeschlossen - dies wird morgen vermutlich erledigt sein“, hieß es. Die Maßnahme werde mit Tiermedizinern abgestimmt.

Im Berliner Zoo kamen am Freitagabend bereits drei Kois an, wie eine Sprecherin am Samstag bestätigte. Sie seien derzeit in einem separaten Becken im rückwärtigen Bereich untergebracht. „Vermutlich kommen im Laufe des Tages noch einige Salzwasserfische an.“

Noch am Freitagabend war das Gebäude an den Eigentümer übergeben worden. „Es ist nicht einsturzgefährdet“, sagte Fabian Hellbusch, Sprecher des Gebäudeeigentümers Union Investment, am Samstagmorgen. Bautechnische Untersuchungen fänden aber weiterhin statt.

Am Samstag lag der Fokus auf den „intensiven Aufräumarbeiten“ im Außenbereich sowie auf Sicherheitsmaßnahmen der zerstörten und beschädigten Läden und offenen Fassaden, so Hellbusch. Zur Begutachtung der Schäden sollen laut Hellbusch ab Montag Sachverständige die Flächen näher in Augenschein nehmen.

Das Hotel, in dem sich das 16 Meter hohe Aquarium befand, sei „bis auf weiteres“ geschlossen. Die Gäste seien noch am Freitag in ein anderes Hotel gebracht worden. Man sei in engem Austausch mit dem Hotel, sagte Hellbusch.

„Für die Wiedereröffnung des Hotels gibt es verständlicherweise noch keinen Zeitplan“, heißt es. Vorrangig gelte es, das Ausmaß der Schäden aufzunehmen und für Sicherheit bei den Aufräumarbeiten zu sorgen. Auch das Schicksal des Aquadoms sei unklar. „Ob der AquaDom wiederaufgebaut wird oder eine alternative Nutzung in Frage kommt, lässt sich heute noch nicht sagen.“

Zum jetzigen Zeitpunkt ist es noch zu früh, den Faktor oder die Faktoren zu bestimmen, die zu einem solchen Riss geführt haben.

Reynolds Polymer Technology

Eine am Bau des geplatzten Aquariums beteiligte US-amerikanische Firma will ein Team zur Untersuchung des Vorfalls nach Berlin schicken. Das teilte das Unternehmen Reynolds Polymer Technology mit. „Zum jetzigen Zeitpunkt ist es noch zu früh, den Faktor oder die Faktoren zu bestimmen, die zu einem solchen Riss geführt haben.“

Das Unternehmen aus den USA hat nach eigenen Angaben 2002 eine „Zylinderkomponente“ des Tanks hergestellt und installiert. Auf seiner Homepage schreibt das Unternehmen, es habe das Acrylfenster des Aquadoms hergestellt.

DDR-Museum muss für Wochen schließen

Reynolds Polymer spreche den Hotelgästen, allen betroffenen Hotelangestellten und den Verletzten seine „aufrichtige Anteilnahme“ aus. „Wir sind auch zutiefst betrübt über den Verlust von Tieren und Wasserlebewesen. Unser Dank gilt den Mitarbeitern und Ersthelfern, die einige der Fische retten und umbetten konnten“, hieß es.

Das riesige Aquarium Aquadom mit 1500 Fischen in dem Hotel nahe dem Alexanderplatz war am Freitagmorgen geplatzt. Eine Million Liter Wasser ergossen sich anschließend aus dem zerstörten Glaszylinder in das Hotel und auf die Straße. Zwei Menschen wurden leicht verletzt. Fast alle Fische starben.

Der AquaDom im Sea Life nach Sanierungsarbeiten.
Der AquaDom im Sea Life nach Sanierungsarbeiten.

© picture alliance/dpa

Die Polizei und viele Gäste sprachen von einem sehr lauten Knall. Teile der Fassade des Hotels flogen auf die Straße, große Mengen Wasser strömten heraus. Polizei und Feuerwehr waren mit jeweils etwa 100 Personen im Einsatz. Hinweise auf einen gezielten, gewaltsamen Anschlag gab es laut Polizei nicht. „Im Moment deutet nichts daraufhin, dass etwas strafrechtlich Relevantes im Raum steht“, sagt eine Polizeisprecherin am Samstag. Stattdessen wird eine Materialermüdung vermutet.

Auswirkungen hat das geplatzte Aquarium auch auf das benachbarte DDR-Museum. Es liegt unterhalb des Gebäudekomplexes am Spreeufer. „Eine Million Liter Salzwasser haben sich ihren Weg gebahnt, auch zu uns in die Ausstellung“, sagte Museumsdirektor Gordon Freiherr von Godin am Freitag.

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Mehrere Räume seien betroffen, auch Ausstellungsstücke und Möbel. Die Ausstellungsfläche betrage etwa 1200 Quadratmeter, nach seiner Schätzung sind davon etwa 300 bis 400 Quadratmeter von dem Wasserschaden betroffen. „Wir werden wahrscheinlich sechs bis zwölf Wochen geschlossen bleiben“, sagte von Godin.

Der Aquadom war nach Angaben der Betreiber das „größte, zylindrische frei stehende Aquarium der Welt“, eine bekannte Attraktion in Berlin. Es war ein Behälter aus Acrylglas, der einen Durchmesser von 11,5 Metern hatte. Die Scheiben sollen 20 Zentimeter dick gewesen sein.

Fische von über 100 verschiedenen Arten schwammen in den 1000 Kubikmetern Salzwasser. Das entsprach einem Gewicht von etwa 1000 Tonnen. Das Aquarium wurde den Angaben zufolge bis Sommer 2020 umfassend modernisiert und öffnete dann wegen der Corona-Pandemie erst 2022 wieder. Der Bau soll vor knapp 20 Jahren nach damaligen Mitteilungen und Berichten knapp 13 Millionen Euro gekostet haben. (dpa/Tsp)

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