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Palästina-Protest Bushaltestelle Otto-Suhr-Allee, HolocaustmahnmalFoto: privat

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Update

„Genozid ist Genozid“: Mit Palästinensertuch am Berliner Holocaust-Mahnmal posiert – Poster an Bushaltestelle

Unbekannte haben ein Poster an eine Bushaltestelle geklebt, auf dem Menschen mit Palästinensertuch zwischen Mahnmal-Stelen posieren. Darunter der Schriftzug: „Genozid ist Genozid“.

| Update:

Der Konflikt zwischen Israel und der Hamas schlägt sich auch im Berliner Straßenbild nieder. Nachdem wiederholt Haustüren mit Davidsternen markiert worden sind, sind nun an einer Bushaltestelle in Charlottenburg ein Poster und eine Parole aufgetaucht, die den industriellen Massenmord an den europäischen Juden durch den Nationalsozialismus verharmlosen.

Auf dem Bild sind drei Menschen zu sehen, deren Gesichter mit Palästinensertüchern verdeckt sind. Sie posieren offenkundig zwischen den Stelen des Holocaust-Mahnmals. Hinter ihnen sind weitere Umrisse eingezeichnet. Was diese darstellen sollen, ist nicht ganz klar, womöglich sollen zahlreiche Palästinenser angedeutet werden.

Das Poster ist an die Glasscheibe der Bushaltestelle Otto-Suhr-Allee, direkt am Ernst-Reuter-Platz, geklebt. Darunter wurde auf die Scheibe in schwarzen Buchstaben die Parole „Genocide is Genocide“ (auf Deutsch: „Völkermord ist Völkermord“) geschrieben – und dadurch das Schicksal der Palästinenser mit der millionenfachen Judenvernichtung im Dritten Reich gleichgesetzt.

Das Bild stammt von der Fotografin Rasha Al Jundi und dem Illustrator Michael Jabareen, wie der Tagesspiegel durch einen Hinweis von „Democ“ erfuhr, einer Dokumentationsplattform für Antisemitismus. Al Jundi hatte es bereits am 22. April bei Instagram veröffentlicht.

Sie habe das Foto inszeniert, „weil der Holocaust andauernd ausgenutzt wird, um eine Unterdrückung der Palästinenser zu rechtfertigen“, schrieb Al Jundi damals. „Weil es eine gemeinsame Geschichte gibt, die der Mainstream gern ignoriert und verfälscht. Weil sich das Opfer im Verlauf der Geschichte ändern und zum Unterdrücker werden kann.“ Kunst müsse direkt sein, um eine Diskussion auszulösen, verteidigte Al Jundi das Motiv.

Deutschlands Schuld wird uns in den Rachen gestopft, obwohl wir mit seinen historischen Verbrechen nichts zu tun haben“, schrieb die Palästinenserin. „Eure Schuld ist nicht meine Schuld, und ihr könnt nicht den Strom aufhalten, der auf euch zu fließt.“

Am Montag teilte Al Jundi in ihrer Instagram-Story mehrere Bilder, die das Bild an verschiedenen Orten in Berlin zeigen, etwa auf Plakatwänden oder am Eingang zum U-Bahnhof Mehringdamm in Kreuzberg. Auch ein Bild der Bushaltestelle Otto-Suhr-Allee war dabei. Al Jundi verband das mit der Aufforderung, Fotos des Bildes zu teilen, wenn man es irgendwo sehe – versehen mit dem Hashtag „#genocideisgenocide“. Die Polizei konnte auf Anfrage zunächst keine Angaben dazu machen.

Antisemitismusbeauftragter: „doppelte Täter-Opfer-Umkehr“

„Der antisemitische Kreis schließt sich: Die Verherrlichung des antisemitischen Terrors der Hamas und die massive antisemitische Eskalation der letzten Tage auf Berliner Straßen verbindet sich hier — wie auch schon bei einigen Hass-Parolen auf den Versammlungen — mit antisemitischem Geschichtsrevisionismus und einer Relativierung der Shoah“, kommentierte der Antisemitismusbeauftragte des Landes Berlin, Samuel Salzborn, die Plakatierungen.

„Die Opfer werden bei dieser doppelten Täter-Opfer-Umkehr auf perfide Weise verhöhnt: die Opfer des antisemitischen Terrors der Hamas und die Opfer des antisemitischen Nazi-Terrors“, sagte Salzborn dem Tagesspiegel. „Der Hass richtet sich gegen Jüdinnen und Juden weltweit.“

Schon hunderte Straftaten in Berlin seit Hamas-Angriff auf Israel

Seit dem Angriff der Hamas am 7. Oktober hat Israel zahlreiche Luftangriffe auf Stützpunkte der Terrororganisation im Gazastreifen geflogen. Diese liegen oft inmitten von besiedelten Gebiet. Nach Angaben der dortigen Gesundheitsbehörde sollen in dem Gebiet mittlerweile mehr als 5000 Menschen getötet worden sein; eine unabhängige Überprüfung der Zahlen ist nicht möglich.

Viele Palästinenser sind in den vergangenen Tagen einem israelischen Aufruf gefolgt und in den Süden des Gazastreifens geflüchtet. Seit dem Wochenende sind dort mehrere internationale Hilfskonvois mit Wasser, Lebensmitteln und Medizin eingetroffen.

Seit dem 7. Oktober hat die Berliner Polizei bereits hunderte Straftaten im Zusammenhang mit dem Konflikt registriert. Mehrfach wurden Davidsterne auf Haustüren gemalt, vor einer Synagoge in der Brunnenstraße in Mitte landeten Brandsätze auf dem Gehweg, am Sonntagabend warfen Unbekannte einen Stein auf das Jüdische Krankenhaus in Wedding.

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