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Schüler des Berggrün-Gymnasiums in Charlottenburg reinigen den anliegenden Fürstenplatz in Berlin-Westend.

© Kai-Uwe Heinrich

Gemeinsame Sache in Charlottenburg und Spandau: Schüler und Schülerinnen befreien die Stadt vom Müll

Das Berggruen-Gymnasium, die Kennedy-Schule oder die Lincke-Grundschule – Kinder engagieren sich für saubere Parks und für eine intakte Umwelt.

Donnerstagmittag ist die Zeit der „Grünen Bienen“ des Heinz-Berggruen-Gymnasiums in Neu-Westend: Die 16 Schüler schwärmen auf dem Fürstenplatz aus, einer kleinen Parkanlage neben der Schule. Ausgestattet mit großen blauen Müllsäcken und Greifern sammeln sie in einer Schulstunde das auf, was nicht in den Mülleimern gelandet ist - obwohl es die zur Genüge gibt.

„Zuerst hießen wir 'Grüne Westen', weil es in Frankreich ja die 'Gelben Westen' gibt“, erzählt die elfjährige Lieke Cassens auf dem Weg zum Hausmeister, wo sich die Sechsklässler ihre Gerätschaften zum Saubermachen abholen. „Grüne Bienen“ habe dann aber doch besser gepasst, denn Bienen seien fleißig.

Das Berggruen-Gymnasium ist eine der Schulen, die sich mit einer Aktion bei den Freiwilligentagen „Gemeinsame Sache angemeldet haben, um öffentliche Plätze in der Stadt zu verschönern.

So macht es seit drei Jahren auch das Spandauer Carl-Friedrich-von-Siemens-Gymnasium, das 2019 zum dritten Mal mit dem Prädikat „Umweltschule in Europa“ ausgezeichnet wurde. „Zum Aktionstag schicke ich die vier achten Klassen in alle Himmelsrichtungen, und sie machen von 9.45 bis 12 Uhr die umliegenden Parks sauber“, berichtet Tina Lange, Lehrerin und Umweltbeauftragte.

In Sachsen-Anhalt, wo sie studierte, ist „Umweltbildung“ ein eigenes Fach. Auf der To-Do-Liste am 20.9. steht der Werner-von-Siemens-Park, der Jungfernheidepark, der Jungfernheideweg und das Strandbad. Die Ganztagsschule beschäftige sich in verschiedenen Kontexten - ob dem „nachhaltigen Weihnachtsmarkt“ oder in AGs - alltäglich mit dem Thema Umweltschutz. Die Schüler seien immer begeistert dabei und verwundert, was sie beim Saubermachen alles finden.

Eklig, aber wichtig

Auf dem Fürstenplatz finden die Berggruen-Schüler vor allem Zigarettenstummel, Bierflaschen und Plastiktüten, aber auch Feuchttücher, einen kaputten Ball oder Kartons - „das ist einfach eklig“, findet Samuel Schüttler. Trotzdem finden es die Sechstklässler wichtig, den Park zu säubern: „Sonst geht hier alles kaputt und das wollen wir nicht“, sagt Nikolaj Meyer.

Damit die Aktion noch bekannter wird, hat die elfjährige Alara Can den Instagram-Account @die_gruenen_bienen gestartet. Dort gibt es Vorher-Nachher-Fotos von der Parkwiese in sattem Grün. Alara erzählt, dass die „Grünen Bienen“ schon mit Schulleiter Dirk Kwee im Gespräch seien, um die Aktion auf weitere Klassenstufen auszuweiten. Seine Unterstützung ist ihnen gewiss, denn er findet das Engagement der Sechstklässler „ganz toll“.

Hoffnung auf ein Kaskadeneffekt

„Die Grünen Bienen sollen in der Schule einen Kaskadeneffekt haben“, wünscht sich auch Lehrerin Lena Eckert, auf deren Initiative das Projekt vor einem Jahr entstand. Angefangen habe alles mit einer Mensa-Aufräumaktion, danach ging es vor die Schultür in den Park. „Viele Anwohner beschweren sich über zu viel Müll und verdächtigen die Schüler, deswegen haben wir gemeinsam überlegt, wie wir das ändern können.“

Die Kleinen werden dabei Vorbild für die älteren Schüler, von denen einige an diesem Donnerstag Peter Schillings Song „Völlig losgelöst von der Erde“ hören und auf der Wiese rauchen. Lösen sie sich zu sehr von der Erde, werden die „Grünen Bienen“ sauer: „Ich wohne hier gleich um die Ecke und sehe die Oberstufenschüler im Park oft eine nach der anderen rauchen. Die Stummel schnipsen sie dann einfach weg“, berichtet Finn Schuchardt. „Viele denken, sie achten auf die Natur, merken aber nicht, dass sie es gar nicht tun“, ergänzt Maxime Beljavskji.

Ein achtsamer Umgang mit der Natur durch eigenständiges Handeln

Manche Oberstufenschüler würden gern mehr für die Umwelt tun: „Mit den Klausuren kommt man gar nicht hinterher, dabei wäre es super, wenn das Saubermachen auch mal für uns eingeplant würde“, findet die 17-jährige Juliane Moritz. Sie liegt mit ihren Mitschülern rauchend auf der Wiese, die Kippen würden sie immer in den Mülleimer werfen. Es gäbe natürlich auch Schüler, bei denen das anders laufe.

Im Idealfall führten die Aktionen zu einem achtsamen Umgang mit der Natur durch eigenständiges Handeln, meint Tina Lange aus der Spandauer Siemens-Schule. So eine Haltung sei bei vielen Schülern schon vorhanden: So wurde auf Wunsch der Schülervertretung der Wandertag auf einen „Fridays for Future“-Tag gelegt, denn das Demonstrieren gilt an einem normalen Schultag als Unterrichtsversäumnis.

Fridays for Future während der Schulzeit

Am 13. 9. können die Klassen selbst entscheiden, ob sie unter dem Motto „Klimaschutz und Nachhaltigkeit“ Banner basteln und zur Demo gehen oder etwas anderes zum Thema planen.

Beispiele, wie Schulgemeinschaften für eine saubere Stadt aktiv werden, gibt es auch in anderen Bezirken. Die Paul-Lincke-Grundschule in Pankow (Pieskower Weg 39) sucht für den 21. 9. von 10 - 14 Uhr Helfer für den „Herbstputz“. Neben Aufräumen und Fegen auf dem Schulhof ist viel zu tun: Sitzsteine reinigen und anmalen, neue Hochbeete mit Bänken anlegen.

Gleich zwei Termine vorgenommen hat sich die John-F.-Kennedy Schule in Zehlendorf: Am 13. und am 14. September räumt die Freiwilligenhilfe-AG von 16-17 Uhr die südliche Seite des Schönower Parks am Teltower Damm auf.

Und wenn Lena Eckert vom Berggruen-Gymnasium im Fürstenpark ruft: „Schwärmt aus!“, ist es Donnerstag, 11.45 Uhr - Zeit der fleißigen „Grünen Bienen“.

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