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Coach Party

© Parasite

Gehirne, Vintage-Pop und Cowbody-Performance: Die Tagestipps für Berlin am 9. November 2023

Planlos durch den Donnerstag? Wir haben acht Tipps zu Kunst, Kulinarik und Musik. Das Beste: Einige sind sogar kostenlos.

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Wir bieten Bruno Major, der sich in seinem Pop-Klang suhlt, einen spannenden Sprachkongress und die Möglichkeit, sich mit einem Aperitif durch Nudes zu schmökern. Wer den Donnerstag zum kleinen Freitag machen will, ist hier genau richtig.

1 Monologfestival: Common Senses

Das Monologfestival untersucht das Ich und Wir und was Common-Senses-Gemeinschaft ausmacht.

© Christiane Patić_tales of tomorrow_Christin Striegler_Studio Varo

Christian Hempel hat Tourette und spielt Theater. Wie kann das gehen, bei kaum steuerbaren Ausbrüchen? Das ist zu erleben auf der 7. Ausgabe des Monologfestivals, das 2007 gegründet wurde. Der Auftritt Hempels am Eröffnungstag (9. sowie 10.11.) ist ein Spin-off der preisgekrönten Aufführung „Chinchilla Arschloch, waswas“ von Helgard Haug. Monolog? Brauchen wir derzeit nicht eher Dialog?

Das Festival will die Brücke vom Ich zum Wir schlagen und erkunden, welche „Common Senses“ uns verbinden. Über zehn Tage sind jeden Abend Solo-Performances zu erleben, die den „Sense of Common“ als einen neu zu erkundenden und zu trainierenden Sinn für Gemeinsamkeit verstehen, der auch aus gemeinsamer Verletzlichkeit entsteht. Dazu gibt es an mehreren Abenden den „Social Bubble Club“ mit Bar, DJs und Raum für Dialog.

2 Ausstellungseröffnung: Mental Hotspot

Konzeptkünstlerin Emma Adlers zeigt „Softshell“ und verwirrt damit.

© Emma Adler, SOFTSHELL series, 2020, HVW8 Gallery, Berlin, FotoMika Manke

Sind das Hirnhälften aus dem Lab, eine räuberische SF-Moluske oder ein Schutzraum, der die rosa Brille überflüssig macht? Emma Adlers „Softshell“-Skulpturen lösen ambivalente Gefühle aus. In der Schau, die Tim Plamper für die Architekturgestalter OOW kuratiert hat, geht es um Räume, die unser Empfinden beeinflussen, unsere Emotionen darin, deren Wahrnehmung und letztlich unser Zusammenleben.

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Zur Ausstellungseröffnung zeigt Fette Sans ihre Performance „Hereditary Genius“. Francis Galtons gleichnamiges Buch über die genetische Vererbung von Intelligenz von 1869 hatte einen starken Einfluss auf das White Supremacist Movement in den USA. Uahhh! Nur raus hier. Oder rein in die Mupfel.

3 Konzert: Coach Party

Erst diesen Herbst veröffentlichte Coach Party ihr Debütalbum „Killjoy“.

© Parasite

Die britische Isle of Wight ist die Genieschmiede unserer Gegenwart: Wet Leg starteten von hier aus den Angriff auf den Pop-Olymp.

Coach Party lernten sich auch hier kennen, klingen aber ganz anders: Der Punk rattert nervös, die Gitarren kreischen und der Rhythmus ballert im Stakkato, zwischendurch brechen erstaunlich ohrwurmlastige Refrains das Programm auf, während Frontfrau Jess Eastwood von der unterhaltsamen Tragik des Lebens singt. Live ergibt das einen energetischen Cocktail, der dezidiert nicht zum Entspannen einlädt.

4 Übersetzer*innen Kongress: translationale Berlin 2023

Jess Oliveira war 2020 für den 62. Jabuti Award in der Kategorie Übersetzung nominiert.

© PR translationale/privat

Auf mehreren Podien und in vielen Workshops der translationale Berlin 2023 wird darüber diskutiert, wie es gelingen kann, den Wert guter Übersetzungen hervorzuheben. Ein Schwerpunkt des Kongresses liegt bei den Sprachen Afrikas, die nicht koloniales Erbe sind. Am Eröffnungsabend „Sauti ya Africa – Sounding Africa“ lesen Autor:innen und Übersetzer:innen wie Jess Oliveira, die sich mit der Schwarzen Literatur Afrikas und Lateinamerikas beschäftigen.

5 Konzert: Bruno Major

Den schönen Vintage-Mercedes im Hintergrund hat Bruno Major leider in Los Angeles zu Schrott gefahren. Aber sonst ist alles gut.

© Neil Krug

Auf seinem dritten Album „Columbo“ erweist sich der britische Songwriter und bekennende Autonarr Bruno Major nicht nur als begnadeter Sänger und Multiinstrumentalist, sondern auch als hemmungsloser Nostalgiker.

Die 1970er-Jahre lässt Major in einem Dutzend Stücken wieder auferstehen, die virtuos der goldenen Ära der gediegenen Popmusik huldigen. Vor allem in seinen Gitarrensoli zeigt sich Major als Meister der Hommage, wenn er den unverwechselbaren Ton von Saitenhelden wie Brian May oder David Gilmour nachempfindet.

6 Kunst, Drinks und Häppchen: Café Bar im Fotografiska

Mit dem Drink können dann die aktuellen Ausstellungen „Nude“, „Ussyphilia“ und „Whiteface“ begutachtet werden.

© Fotografiska

Ende September eröffnete mit viel Tamtam im ehemaligen Kunsthaus Tacheles eine Dependance des hippen schwedischen Museums Fotografiska. In Mitte stehen dafür aktuell ein Café, das sich abends in eine Bar verwandelt, und sogar eine eigene Bäckerei zur Verfügung, Ende November wird das Restaurant Veronika folgen.

Das Ziel: Ein Besuch soll sich nicht nur für Museumsbesucher:innen lohnen, sondern den Kiez kulinarisch bereichern. Angeboten werden saisonale Speisen, handgemachte Patisserie und Kaffee von der Berliner Rösterei Five Elephants. Jeden Donnerstag gibt es in der Bar von 16 bis 18 Uhr eine Aperitivo Hour mit kleinen Drinks zum halben Preis und mediterranen Snacks. Im Anschluss können – sogar mit einem Drink in der Hand – bis 23 Uhr die drei Fotoausstellungen erkundet werden.

7 Performance: Fold – Fragile Welten

„Lethe“ ist nach einem Fluss der Unterwelt in der griechischen Mythologie benannt.

© Sandra Man / Laura-Siegmund

Das Festival „Fold – Fragile Welten“ setzt sich facettenreich mit der Instabilität der Welt auseinander und zeigt insgesamt zwei Performances. Am Auftakttag, Donnerstag, feiern zwei Stücke Premiere: „Cowbody / Oh wow it’s you!“ in der Regie von Hanna Kritten Tangoo und Sigrid Savi wird zum ersten Mal in Deutschland aufgeführt und „Lethe“ (Foto) von Sandra Man prämiert gänzlich.

Das Zweitere ist eine Hommage an den Tagliamento in Norditalien, der schon längst von der Erderwärmung und Industrialisierung bedroht ist. Durch Sound, Bewegung und Sprache entsteht ein Ortsbezug und, wie es Regisseurin Man nennt, ein „Space Poem“.

8 Konzert: Musica Reanimata

Joachim Stutschewsky förderte jüdischer Musik, zunächst durch die Gründung eines Vereins in Wien, nach seiner Flucht 1938 auch in Palästina, wo er Konzerte und Vorträge organisierte.

© musica reanimata

Eine musikalische Wiederbelebung: Gemeinsam mit musica reanimata e.V. entdeckt das Konzerthaus Berlin die vergessenen Werke von zur NS-Zeit verfolgten Komponist:innen wieder und erinnert an ihre Lebensgeschichten. Joachim (Yehoyachin) Stutschewsky führte, wie der Titel seiner bislang unveröffentlichten Memoiren ahnen lässt, ein „Leben ohne Kompromisse“.

1891 in der Ukraine in eine jüdische Musikerfamilie geboren, spielte der spätere Komponist und Musiker bereits mit fünf Jahren Geige, mit elf Cello. Später gehörte er als Gründungsmitglied des Kolisch-Quartetts zur musikalischen Avantgarde. Joel Blido und Jascha Nemtsov erwecken an Cello und Klavier Stutschewskys Werke zu erneutem Leben. Über den bemerkenswerten Lebensweg Stutschewskys sprechen Jascha Nemtsov und der Musikhistoriker und -sammler Walter Labhart.

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