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Berlin: Geburtstagstusch

Die Domkantorei wird 50 und feiert mit Konzerten

Sie waren die „Übriggebliebenen“: Sängerinnen und Sänger der Kantorei der Versöhnungsgemeinde, deren Kirche 1961 von den Machthabern der DDR gesprengt worden war, und die nach dem Bau der Berliner Mauer im Ostteil der Stadt lebten. Doch sie wollten sich nicht unterkriegen lassen. Vor allem nicht Herbert Hildebrandt, der Kantor. Nach dem Mauerbau war er vorübergehend am Berliner Dom tätig – und gründete aus den im Ostteil der Stadt lebenden Mitgliedern seines alten Chores und weiteren Sängern die Berliner Domkantorei.

An diesem Wochenende feiert der Chor, der sich mit 150 stets ehrenamtlich auftretenden Sängern und rund 30 Auftritten pro Jahr mittlerweile zu einem der bekanntesten Chöre Berlins entwickelt hat, sein 50-jähriges Bestehen. Und das Programm, das der heutige Chorleiter, Domkantor Tobias Brommann, zusammengestellt hat, kann sich sehen lassen: Schon am heutigen Freitagabend um 19 Uhr beginnt im Dom eine „Lange Nacht der geistlichen Chormusik“, bei der andere Chöre, etwa die Kantorei der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, der evangelische Domchor aus dem litauischen Vilnius und der Braunschweiger Domchor gratulieren werden. Und am Sonntag findet um 10 Uhr ein Festgottesdienst statt, in dem ein weiteres Geburtstagskind, nämlich Landesbischof Markus Dröge, die Predigt halten wird.

Höhepunkt aber ist der Samstagabend: Eine Vesper mit Chorgründer Herbert Hildebrandt und ein Festkonzert unter dem Motto „Verleih uns Frieden!“ erinnern an die Gründungszeit des Chores. „Gerade weil die Kantorei durch den Mauerbau und die Folgen des Zweiten Weltkriegs entstanden ist, wollen wir das Festkonzert unter dieses Motto stellen“, sagt Brommann. In unterschiedlichen Besetzungen überall im Berliner Dom verteilt, sollen unterschiedliche Vertonungen des „Agnus Dei“ erklingen, außerdem wird die Motette „Große Freude“ des früheren Greifswalder Landeskirchenmusikdirektors Manfred Schlenker uraufgeführt. „Dazu werden wir in Moderationen an die Geschichte der Domkantorei erinnern, und die vergangenen 50 Jahre wieder lebendig werden lassen.“ Möglich, dass dann auch der Name der Frau fällt, die das wohl bekannteste Mitglied gewesen ist – die Schwägerin des Chorgründers, die brandenburgische Sozialministerin Regine Hildebrandt, gehörte bis zu ihrem frühen Tod 2001 rund 40 Jahre der Domkantorei an. Benjamin Lassiwe

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