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Testperson. Auf den Veranstaltungen während der Games Week lassen sich zahlreiche Computerspiele ausprobieren.

© DAVIDS/Sven Darmer

Games Week in Berlin: Neues Spiel, neues Stück

Die Games Week zeigt die neuesten Trends bei Video- und Computerspielen. Ein bisschen Nostalgie ist aber auch dabei.

Im Takt von Elektrobeats ins nächste Level springen, eine Höhle in den Alpen entdecken oder mittels Virtual-Reality-Brille Berlin retten, das unter Wasser steht: In einem Labyrinth aus Monitoren und Bauzäunen ist all das möglich, nebeneinander und mitten in Berlin. Beim „A MAZE Festival“ der Games Week tauchen pinke Neonröhren das Foyer des ehemaligen Erlebnisbades SEZ an der Landsberger Allee in ein unbehagliches, kaltes Licht. Die Besucher drängeln sich durch die engen Wege, spielen, entdecken Welten, füttern ein schwangeres Tamagotchi-Wesen oder projizieren mit einer eigenen Glyphensprache Wörter und Gedichte an die Wand.

„Der Anspruch dieser Spiele ist ein Erlebnis zu sein und nicht, dass man sie auch zu Hause spielen kann“, sagt Giuliana Brede, eine Games-Studentin, die mit ihrem Kurs extra aus Kassel angereist ist. Nicht nur deutschlandweit ist das Festival ein Magnet für Liebhaber von Indie-Spielen.

Lazlo Bonin ist aus Kanada angereist und zeigt die Demoversion seines Spiels „été“ in Berlin zum ersten Mal der Öffentlichkeit. In „été“ wandelt man an einem Sommertag durch blühende Gassen in Montreal. Vieles erscheint erst weiß, doch mit einer Polaroid-Kamera schießt man Erinnerungsfotos und die Stadt wird sichtbar und bunt. Erinnerungen die bleiben, doch warum und wie? Die Ästhetik scheint beeindruckend, Lazlo Bonins Spiel verursacht Stau im Bauzaun-Labyrinth.

Einstieg in die Szene

Zum sechsten Mal findet die Games Week in dieser Art in Berlin statt. Aus der Entwicklerkonferenz „Quo Vadis“ und den Deutschen Computerspieltagen entstanden, zieht die Games Week mit ihren verschiedenen Formaten jedes Jahr einige Tausend Besucher an. Neben dem „A MAZE Festival“ ist die Woche ein Treffpunkt für professionelle Entwickler, E-Sportler und Spieleliebhaber. Tendenz steigend. Kein Wunder, der Branche geht es gut. Mehr als 34 Millionen Menschen in Deutschland spielen nach Branchenangaben Video- und Computerspiele. Und auch der Umsatz wächst weiter: Im Jahr 2018 wurden mit Spielen und Hardware mehr als 4,4 Milliarden Euro erwirtschaftet. Doch was fehlt, sind nach wie vor mehr Frauen in der Gaming-Branche.

Mit Workshops zum Erkennen der eigenen Talente, Portfolio-Auffrischung und Networking will die Games Week mit der „Womenize“-Konferenz Frauen bestärken, in die Branche zu gehen und sich nicht abschrecken zu lassen. Das Ziel der Konferenz: sich eines Tages selbst abzuschaffen. Doch das scheint noch in weiter Ferne, die Zahl der Teilnehmerinnen ist auch in diesem Jahr wieder gestiegen.

Auf der Bühne berichtet Leontine Jenner aus Friedenau, wie sie im vergangenen Jahr selbst im Publikum der „Womenize“ saß, sich aber fragte: Habe ich überhaupt das Recht, hier zu sein? Studium der Soziologie und Informatik an der TU Berlin, ein bisschen Programmieren gelernt, aber kein Game Design. Ein Jahr später arbeitet die 28-Jährige als Produktmanagerin für ein Spiel, das sich mehr als 60 Millionen Menschen weltweit heruntergeladen haben. Die anfängliche Unsicherheit scheinen viele Teilnehmerinnen zu teilen. Zaghafte Nachfragen aus dem Publikum: Reicht das, was ich kann? Welche Hürden musstest du nehmen? Wie gelingt der Quereinstieg? Jenner rät: Auf Konferenzen und Events gehen, Leute ansprechen und sich bewerben, auch wenn nicht alle Kriterien passen: „Schaltet euch nicht von vorneherein selbst aus."

Games für jedes Alter

Damit auch schon Kinder verstehen, wie Videospiele entstehen, öffnet sich die Games Week zum Abschluss an diesem Freitag mit dem Games Fest für Familien. Doch der Höhepunkt dürfte, wie 2018, wohl wieder die Retro-Ecke mit Spielen und Konsolen der 1970er, 80er und 90er Jahren sein.

Mit der einst größten Konsolensammlung der Welt stand René Meyer im Guinnessbuch. Heute besitzt der Leipziger laut eigener Aussage 10 000 Spiele und mehr als 1000 Konsolen, Spielcomputer und Fernseher. Einige davon hat Meyer nach Berlin gebracht. Bis Sonntag noch können Besucher Klassiker wie das erste Ping-Pong-Spiel, Mario Kart, Street Fighter und Tomb Raider spielen.

„Die Erwachsenen freuen sich, dass sie ein Spiel aus ihrer Jugend noch einmal spielen können. Und den Kindern macht es nichts, dass die Konsolen so alt sind, sie sehen die Spiele und haben Spaß“, sagt Meyer. Vielleicht sind ja auch ein paar zukünftige Game-Designerinnen dabei.

Die Games Week ist noch bis Morgen, 14. April, geöffnet. Öffnungszeiten und Programm unter www.gamesweekberlin.com

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